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Magic Girls 06 - Späte Rache

Magic Girls 06 - Späte Rache

Titel: Magic Girls 06 - Späte Rache
Autoren: Marliese Arold , Petra Schmidt
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beißender und gehässiger. Manchmal lachte sie den Zauberer aus oder verspottete ihn. Doch Silkus ließ sich nicht beirren. Er würde nicht von seinem Ziel abweichen.
    Manchmal war er drauf und dran, den Rucksack einfach in eines der brodelnden Löcher zu werfen. Doch würde der Rucksack tatsächlich darin auf Nimmerwiedersehen verschwinden? Oder würde das Buch erneut an die Oberfläche kommen? In den Nächten träumte Silkus davon, wie das Buch ihn verhexte und er jämmerlich zugrunde ging oder zu einem bösen Schwarzmagier mutierte …
    |21| Jedes Mal erwachte Silkus schreiend aus dem Schlaf – und jedes Mal lag der Rucksack unschuldig neben ihm und rührte sich nicht. Einmal jedoch hatte der Zauberer ein leises Kichern aus seinem Inneren vernommen. Oh ja, das Buch wusste genau Bescheid, las seine Gedanken und gewann Macht über ihn! Wie Silkus das Ding inzwischen hasste!
    Vielleicht hatte das Buch schon mehr Einfluss über ihn, als er dachte. Es wurde Silkus bewusst, dass er sich seit geraumer Zeit vor der Aufgabe drückte, sich des Buches zu entledigen. Immer gab es andere Gründe. Kein blubberndes Loch schien ihm tief genug, keine Höhle sicher. Die Tage vergingen. Jeden Abend nahm sich Silkus vor, am kommenden Tag sein Vorhaben durchzuführen. Aber er schaffte es einfach nicht!
    Es ist wie ein Fluch, dachte Silkus verzweifelt, als er sich wieder aufraffte und weiterging. Er beschloss ein weiteres Mal, das gefährliche Buch nun wirklich bis zum Abend zu vernichten – koste es, was es wolle. In die nächste Höhle, die er fand, würde er das Buch einschließen. Mit einem herbeigezauberten Erdrutsch würde er das Buch für immer verschütten.
    Der Zauberer stieg höher und höher den Berg hinauf. In der Ferne ragte ein großer zackiger Felsen auf, und Silkus glaubte, eine Öffnung darin zu erkennen.
    »Das ist der passende Ort!«, murmelte er und ballte die Fäuste. Sein Plan musste klappen!
    Doch als Silkus Kordus näher kam, entdeckte er am Fuß des Felsens zwei Gestalten – einen Mann und eine Frau. Verwundert blieb er stehen. Was taten diese Leute mitten in den Bergen? Es war sehr ungewöhnlich, hier jemanden zu treffen …
    |22| Das mulmige Gefühl in seinem Bauch riet Silkus, sich ein wenig abseits zu halten. Er nutzte jede Deckung und bewegte sich so lautlos wie möglich, ohne das geheimnisvolle Paar aus den Augen zu lassen.
    Kein Zweifel, die beiden waren gerade dabei, ein Zauberritual durchzuführen! Silkus versteckte sich hinter einem großen Stein und beobachtete alles. Er war sich sicher, dass es sich um schwarze Magie handelte. Warum sonst hatten sich diese Leute so tief in die Berge zurückgezogen? Das konnte doch nur bedeuten, dass sie keinen Zeugen haben wollten …

    Silkus hielt den Atem an. Der Rucksack auf seinem Rücken drückte, und fast hatte er das Gefühl, dass sich eine Messerspitze in seine Wirbelsäule bohrte. Dem verhexten Buch war alles zuzutrauen! Doch Silkus ignorierte den Schmerz. Das, was das Paar vor ihm tat, wurde immer geheimnisvoller.
    Die Frau trug ein purpurrotes Gewand und tanzte mit wehenden Haaren vor dem Felsen. Der Mann hatte sich hingesetzt und schlug eine Art Trommel. Die beiden hatten ein Feuer entfacht, von dem dunkelblauer Rauch aufstieg. Gemeinsam sang das Paar ein Lied in einer uralten fremden Sprache. Silkus konzentrierte sich. Es war die Runensprache, die er vor vielen Jahren einmal gelernt hatte. Das meiste hatte er jedoch längst vergessen, deswegen konnte er jetzt nur noch einzelne Worte verstehen.
    »Verwandle dich …«
    »… lange genug …«
    »Es wird Zeit …«
    Der blaue Rauch verdunkelte den großen Felsen und hüllte ihn schließlich völlig ein. Die beiden Gestalten waren nur noch schemenhaft zu erkennen. Die Funken des Feuers |23| sprühten nach allen Seiten. Der Gesang wurde laut und lauter – und Silkus merkte, wie ihn eine Art Trance überkommen wollte. Er kniff sich heftig in den Arm, um wach und konzentriert zu bleiben.
    Plötzlich erklang ein lautes Donnern und Grollen. Der Boden bebte und Silkus klammerte sich krampfhaft an den großen Stein. Das Beben dauerte minutenlang. Als es endlich aufhörte, war die Luft fast undurchsichtig vor lauter Rauch und Staub. Silkus unterdrückte mühsam einen Hustenreiz. Der Rauch kratzte in seiner Kehle, aber er durfte sich jetzt nicht durch ein Geräusch verraten.
    Nach und nach wurde die Luft klarer, der Staub sank zu Boden. Auch das Feuer war ausgegangen, zumindest stieg kein blauer Rauch mehr
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