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Magic Girls 06 - Späte Rache

Magic Girls 06 - Späte Rache

Titel: Magic Girls 06 - Späte Rache
Autoren: Marliese Arold , Petra Schmidt
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ungeheure Verlockung, das Buch zu benutzen.
    |18| Aber Silkus wusste auch, wie heimtückisch schwarze Magie war. Man konnte ihr rettungslos verfallen.
    Ich muss das Buch vernichten, bevor mir Schlimmes widerfährt, dachte Silkus grimmig. Am Ende erliege ich der Versuchung und benutze seine Zaubersprüche. Und dann habe ich mich dem Bösen ausgeliefert und es gibt kein Zurück mehr.
    Er ahnte, dass es dem vermummten Besucher wohl ähnlich ergangen war – und dieser deswegen das Buch hier im Archiv abgeladen hatte mit der Bitte, es zu zerstören. Wer der geheimnisvolle Fremde wohl gewesen war? Darüber konnte er jetzt nicht nachdenken, das Buch selbst beanspruchte seine gesamte Aufmerksamkeit. Wie konnte er es nur unschädlich machen?
    Eigentlich hätte Silkus diesen Vorfall an oberster Stelle melden müssen. Doch eine eigenartige Scheu hielt ihn davon ab. Er verstand sich nicht besonders gut mit seinen Vorgesetzten und hatte manchmal den Eindruck, dass diese nur darauf warteten, ihm etwas anhängen zu können. Und das Buch würde ihnen eine gute Gelegenheit dazu bieten. Silkus sah sich schon wegen schwarzer Magie angeklagt. Er würde sich vor den Obersten Zauberrichtern rechtfertigen müssen. Die würden sicher nachfragen, wie er in den Besitz eines solchen Buches gelangt war. Die Wahrheit würden sie ihm nicht glauben. Silkus Kordus glaubte sie ja selbst kaum.
    »Verehrte Richter, das Buch brachte mir ein spätabendlicher Besucher, der leider spurlos verschwunden ist, bevor ich ihm einige Fragen stellen konnte. Ich war allein im Archiv der Flüche, die Magische Universität hatte ihre Pforten bereits geschlossen …«
    Das klang wie eine billige Ausrede von jemandem, der etwas |19| zu verbergen hatte. Die Zauberrichter würden Silkus verurteilen. Er würde seine Stelle als Archivar verlieren – und vermutlich noch eine schlimmere Strafe bekommen …
    Nein! Niemand durfte von dem Buch erfahren!
    Vorsichtig schlug Silkus Kordus es wieder in die schmutzige Decke und trug es in den Tresor, in dem sonst andere wertvolle oder gefährliche Gegenstände aufbewahrt wurden. Er nahm alle Tresorschlüssel an sich, damit kein anderer den Tresor aufsperrte und das Buch zufällig entdeckte. Dann verließ er das Archiv und die
Magische Universität
und ging nach Hause. In der folgenden Nacht tat er kein Auge zu, sondern grübelte und grübelte. Endlich fasste er einen Entschluss. Er würde eine lange Reise unternehmen und das Buch unterwegs an einem sicheren Ort loswerden …
    Am folgenden Tag ging Silkus Kordus zu seinem Vorgesetzten und beantragte ein Jahr Auszeit – angeblich, um eine Studienreise zu unternehmen. Das gefährliche Buch erwähnte er mit keinem Wort.
    Dem Antrag wurde stattgegeben. Schon vier Wochen später hatte man einen Zauberer gefunden, der Silkus Kordus während seiner Abwesenheit vertreten sollte: Amandus Terrus. Silkus wies ihn zwei Tage lang in seine Arbeit ein, was Amandus als viel zu kurz empfand. Er kam mit der eigenartigen Ordnung im Archiv nicht klar. Zugegeben, die Ordnung beruhte hauptsächlich auf Silkus’ gutem Gedächtnis, doch daran konnte und wollte Silkus jetzt nichts mehr ändern. Es drängte ihn zum Aufbruch. Das Buch befand sich inzwischen bei ihm zu Hause – und dort war es nicht besonders sicher. Silkus Kordus war sehr froh, als er seine Sachen packen konnte.
    Es war ein grauer Tag, als er sich auf die aufregendste Reise |20| seines Lebens begab – ohne zu ahnen, in welche Gefahr er geraten würde …
     
    Sieben Wochen war Silkus inzwischen unterwegs und hatte unzählige Meilen zurückgelegt. Er hielt sich abseits der großen Straßen und hatte kaum jemanden getroffen. Nur wenn er seine Lebensmittelvorräte ergänzen musste, begab er sich in eines der kleinen Dörfer, ansonsten machte er einen Bogen um sie.
    Die Schwefelberge waren nach Silkus’ Meinung sehr geeignet, um das Buch loszuwerden. Hierher verirrte sich kaum jemand. Es war eine verlassene Gegend, hässlich und unheimlich. Die Löcher, in denen heißes Wasser blubberte und aus denen giftige Dämpfe aufstiegen, wirkten wie Zugänge zur Hölle. Die scharfkantigen Felsen wurden in der Dämmerung und in der Dunkelheit zu Ungeheuern und schaurigen Gestalten. Doch Silkus fürchtete sich nicht. Er wusste, dass er die größte Gefahr auf seinem Rücken trug, in einem alten abgewetzten Rucksack. In den letzten Tagen schien das Buch zu ahnen, was Silkus mit ihm vorhatte. Die heisere Stimme aus dem Rucksack wurde jedenfalls immer
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