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Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne
Autoren: V.A.
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und dieser Effekt verstärkt sich mit zunehmender Tiefe. Man hat schließlich das Gefühl, drei oder vier Martinis getrunken zu haben.«
    »Schlimm«, meinte Vogel.
    »Richtig. Unter Wasser ist es jedoch ratsam, nicht auf komische Ideen zu kommen. Helium ruft diesen Effekt nicht hervor – oder erst in wesentlich größeren Tiefen. Hier im verhältnismäßig seichten Wasser – wir sind dreiundneunzig Meter tief – kämen wir ohne weiteres mit einer Mischung aus Sauerstoff und Helium zurecht. Aber dann entsteht der ›Mickey-Maus-Effekt‹. Helium ist ein sehr leichtes Gas, das die menschliche Stimmlage anhebt, bis man sich fast nicht mehr verständlich machen kann. Das klingt vielleicht unwichtig, aber Sie dürfen mir glauben, daß es manchmal verdammt wichtig ist, sich klar verständlich zu machen.
    Deshalb benützen wir etwas Neues, eine Mischung aus drei Bestandteilen. Helium, Sauerstoff und Schwefelhexafluorid. Der letzte Bestandteil ist ein schweres Gas, das dem Helium entgegenwirkt. Unsere Atemluft ist so dicht wie Ihre – deshalb klingt meine Stimme nicht verzerrt.«
    Trotzdem klang Tims Stimme irgendwie verändert, was mir bisher nicht aufgefallen war. Oder ich hatte die Veränderung unbewußt registriert, ohne darüber nachzudenken.
    »Schwefel ... was?« fragte Britt.
    »Schwefelhexafluorid.«
    »Klingt giftig.«
    »Das Zeug ist völlig harmlos. Farblos, geruchlos, biologisch neutral und im Blut kaum löslich.«
    »Ich habe den Eindruck, Commander Saybolt ... oder Doktor Saybolt, wenn Ihnen das lieber ist, daß dort unten wichtige Versuche unternommen werden«, stellte Si Vogel mit einem sarkastischen Unterton in der Stimme fest.
    Tim reagierte nicht auf den Tonfall. »Die Versuchsreihen sind abgeschlossen. Zuerst Tiere, dann Freiwillige in Druckkammern. Keine neuen Entwicklungen. Die Ingenieure dort oben brauchen nur dafür zu sorgen, daß das Verhältnis der drei Bestandteile konstant bleibt.«
    »Sie haben doch Bullaugen, nicht wahr?« fragte Britt. »Sie sind nicht einfach in diesen Zylindern eingesperrt?«
    »Wir sind keineswegs eingesperrt. Wir befinden uns etwa zwei Meter über dem Meeresboden, haben ständig einige Bodenluken geöffnet und können jederzeit hinaus. Ja, wir haben auch Bullaugen, durch die allerdings nichts zu sehen ist. In dieser Tiefe ist es finster. Unsere Taucher sind jetzt draußen, um Lichtmasten zu errichten. Hier drinnen ist natürlich alles gut beleuchtet. In einer Woche ist der Meeresboden ebenso hell.«
    Dann fiel mir endlich ein, warum Tim Saybolts Stimme anders klang. Daran war nicht der Tonfall, sondern die Geschwindigkeit schuld. Er sprach wesentlich schneller als sonst. Ich unterbrach ihn.
    »Wie hoch ist Ihr Sauerstoffgehalt, Tim?«
    »Augenblick, ich sehe gleich nach. Okay, normal. Warum?«
    »Kein besonderer Grund. Wir haben ihn nur seit zehn Stunden nicht mehr aufgezeichnet.«
    »Werden Sie von Haien belästigt?« erkundigte Britt sich.
    Tim lachte. »Nein. Jeder ist auf Haie scharf – nur wir nicht. Bevor wir draußen Licht machen, errichten wir noch einen Schutzzaun.«
    »Ich möchte mit Susan Craig sprechen«, verlangte Vogel.
    »Gern, wenn sie nicht zu beschäftigt ist. Sie hat mit Blutuntersuchungen zu tun.« Dann entstand eine längere Pause, bevor Susan sich meldete.
    »Hallo?«
    »Hallo«, sagte Vogel etwas freundlicher als zuvor. »Wie finden Sie es dort unten?«
    »Sehr interessant.«
    »Haben Sie Angst?«
    »Keineswegs.«
    »Ist es feucht?«
    »Ja, gesättigt.«
    »Kalt?«
    »Nicht zu kalt.«
    »Was haben Sie an?«
    »Meistens einen Badeanzug.«
    »Meistens?«
    »Richtig.«
    »Wie gefällt es Ihnen in Gesellschaft von vier Männern?«
    »Sie sind alle sehr nett, und ich freue mich, Mitglied dieses Teams sein zu dürfen.«
    Ich mischte mich ein. »Entschuldigen Sie, Susan, aber wir schalten jetzt ab.« Pete betätigte wieder den Schalter.
    »Sie geben sich nicht die geringste Mühe, uns die Arbeit zu erleichtern«, warf Vogel mir vor. »Ich werde mich über Sie beschweren.«
    »Tun Sie das«, antwortete ich gleichmütig. »Hier sind zwei Abschriften der Pressemitteilung, die das Marineamt angekündigt hat. Ich bin gern bereit, Ihnen weitere Tatsachen für Ihre Artikel mitzuteilen, aber ich schlage vor, daß Sie zuerst die Mitteilung durchlesen und dann Ihre Fragen stellen.«
    Sie blieben noch eine Stunde, und sie blieben beleidigt, aber schließlich stellten sie doch vernünftige Fragen. Gegen Mittag erklärte ich ihnen, wir müßten jetzt an unsere
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