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Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne
Autoren: V.A.
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Männer hatten es sich gemütlich gemacht und tranken Bier. Ich hatte nichts dagegen, weil ich wußte, daß ich mich auf sie verlassen konnte. Ich ließ mir den Wind um die Nase wehen, machte mir jedoch nicht die Mühe, aufs Barometer zu sehen. Das war ohnehin nur Gewohnheitssache. Unser sechsbeiniges Ungetüm war so konstruiert, daß es jeden Hurrikan überstehen würde, und wir brauchten uns nicht um das Wetter unter uns zu kümmern. Die einzigen wahrnehmbaren Veränderungen waren ohnehin nur das An- und Abschwellen der Dünung und eine sehr schwache Strömung.
    Mein Unterbewußtsein beschäftigte sich noch immer mit Saybolts Sprechtempo, deshalb spielte ich die Tonbandaufzeichnung ab und stellte fest, daß er entschieden schneller als sonst gesprochen hatte. Jedenfalls für seine Verhältnisse. Er redete stets abgehackt, aber das fiel normalerweise kaum auf. Pete Swain kam herein, als ich darüber nachdachte. Er hörte sich die Aufzeichnung ebenfalls an, schüttelte den Kopf und sagte: »An Ihrer Stelle würde ich mir deswegen noch keine Sorgen machen, Sir.«
    Abends rief ich nochmals unten an – drei Klingelzeichen bedeuteten, daß ich mit irgend jemand sprechen wollte –, und Susan kam an den Apparat. Ich hatte mir eine Ausrede für diesen Anruf zurechtgelegt und erzählte ihr, wir würden am kommenden Morgen zuerst frische Milch hinunterschicken.
    Der nächste Tag verlief wie gewöhnlich; wir beförderten Nachschub zum Meeresboden, nahmen weitere Materialanforderungen entgegen und telefonierten mit dem Forschungsamt der Marine und Bethesda. Wir hatten bereits mehr Nachschub umgeschlagen, als ursprünglich geplant gewesen war, und unser Vorsprung erhöhte sich täglich. Vier der fünf Unteroffiziere, die an Bord arbeiteten, verbrachten den größten Teil des Tages damit, die Frachtkapsel zu beladen, nach unten zu schicken und wieder heraufzuholen. Die Kapsel wurde in eine wassergefüllte Schleuse auf der ersten Kammer hinabgelassen; dort wurde der Magnetverschluß des Tragseils gelöst, die Schleusenkammer leergepumpt und die Kapsel mit dem Boden der Schleuse hydraulisch abgesenkt. Dieses Verfahren arbeitete einwandfrei, und wir hatten noch keine Panne erlebt. Passagiere wurden auf gleiche Weise befördert; für sie gab es allerdings eine andere Kapsel.
    Im Grunde genommen war es erstaunlich, daß die Unterwassergruppe mit der Besatzung an Bord mithalten konnte, da sie sämtliche Einzelteile ausladen, verstauen und oft erst zusammenbauen mußte. Aber Saybolt und seine Leute arbeiteten oft sogar schneller als wir und beschwerten sich, wenn wir nicht nachkamen.
    Ich beneidete die Leute dort unten auf dem Meeresboden. Mein Job auf dem Turm unterschied sich nicht wesentlich von einem Bordkommando. Ich konnte mich allerdings mit dem Gedanken trösten, daß ich früher oder später abgelöst und unter Wasser eingesetzt würde.
    Ich hatte erst am Donnerstag – Tag 13 – wieder Gelegenheit, mit Saybolt zu sprechen. Nachdem ich einige Detailfragen geklärt hatte, ließ ich mich nacheinander mit den übrigen Mitgliedern seines Teams verbinden. Nun war kein Zweifel mehr möglich: sie sprachen alle entschieden zu schnell. Trotzdem machte ich mir noch die Mühe, die Tonbandaufzeichnung zu zerschneiden und mit einem entsprechenden Stück vom zweiten Tag zusammenzukleben. Dann rief ich Swain herein und spielte ihm das neue Band vor.
    Er machte ein langes Gesicht. »Sie haben also doch recht gehabt. Wirklich eigenartig! Haben Sie die Atemluft überprüft?«
    »Alles normal. Sauerstoff, Schwefelhexafluorid, Helium, Kohlenstoffdioxyd. Der Stickstoffanteil ist verschwindend gering.«
    »Was hält Tim davon?«
    »Ich habe ihn noch nicht danach gefragt. Das kommt später. Zuerst ist etwas anderes wichtiger.«
    Ich bin natürlich kein Mediziner, aber ich habe lange genug mit Ärzten zusammengearbeitet, um zu wissen, daß man als Laie um Gottes willen nicht auf ihre Zehen treten darf. Ich notierte mir eine Nachricht, hob den Hörer ab und ließ es einmal klingeln. Eine Minute später war Tim am Apparat.
    »Ja?«
    »Eine Nachricht aus dem Marineamt. Ich lese sie Ihnen vor. Saybolt, Unterwassersiedlung: Übermitteln Sie unverzüglich die gegenwärtigen physiologischen Konstanten aller Mitglieder Ihrer Gruppe. Gezeichnet: im Auftrag J. G.«
    »Wer ist dieser J. G.?«
    »Keine Ahnung«, log ich. »Das müßten Sie besser als ich wissen. Vielleicht Admiral Minters Adjutant.«
    »Verdammt noch mal!«
    »Warum?«
    »Weil jetzt gerade der
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