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Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation

Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation
Autoren: V.A.
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Bugplatten hatte er Blasen an der rechten Hand. Sein Overall war schweißnaß. Er schaltete die Metallsprühpistole aus und überlegte.
    »Woher, zum Teufel, haben sie gewußt, daß ich am liebsten Bengdorf esse? Ich habe niemand erzählt, daß ich es gelegentlich im Labor produziert habe. Niemand außer ... Ist das möglich ...? Dann hätte ich ebenso gut meine Erkennungsmarke mit mir herumschleppen können!«
    Er schüttelte den bandagierten Kopf, hob wieder die schwere Pistole und ließ sie verdampftes Metall spucken. Das schien Ausdruck seiner reichlich unklaren Gefühlsbewegungen zu sein.
     
    Webb wurde noch dreimal zu Arbeitskommandos eingeteilt, bevor die Carlyle von Crim Leggar startete. Unterwegs gab es keine Arbeitskommandos, aber das Leben im Gemeinschaftsraum ging ihm auf die Nerven. Er konnte die festgelegten Duschzeiten nicht ausstehen, die zudem überwacht wurden, als sei er nicht imstande, selbst für körperliche Sauberkeit zu sorgen. Die Zeiten waren immer ausgefallen, und er durfte nie baden, wenn er Lust dazu hatte. Wenn er sich morgens zum Dienst melden mußte, gab es ihm jedesmal einen Stich ins Herz.
    Er konnte sich anderen gegenüber nicht mehr ungezwungen und natürlich benehmen. Seine alten Saufkumpane aus dem CUO-Deck behandelten ihn so vorsichtig, als hätten sie Angst davor, seine Gefühle zu verletzen, und genau das verletzte seine Gefühle. Einige der Mannschaftsmitglieder, unter denen er jetzt lebte, behandelten ihn seiner früheren Stellung wegen respektvoll, und das verletzte seine Gefühle. Wieder andere versuchten ihn zu bevormunden oder herumzukommandieren; diese verprügelte er, und das war eine gewisse Erleichterung. Nichts war mehr wie früher. Niemand war mehr wie sonst.
    Nur Vry hatte sich nicht verändert. Die beiden waren weiter ein Team, das Biofelder dritter Ordnung aus zehn Elementen aufbauen konnte, ohne dabei überflüssige Worte zu verschwenden. Vry sorgte dafür, daß er wie früher alle Entscheidungen traf, und sie verstand es auch, ihm alles zuzuschieben, ohne seine Gefühle zu verletzen. Selbstverständlich mußte sie alle Berichte unterzeichnen, aber sie wartete immer, bis er sie abgezeichnet hatte. Das Labor war sein einziger Zufluchtsort in diesem Schiff, das er zu hassen glaubte. Und wenn er an Bengdorf dachte, haßte er auch Vry, obwohl sie so rührend um ihn bemüht war. Er stellte auch kein Bengdorf mehr her, und sie sprach nie davon.
    Er konnte sich nicht an dieses Leben gewöhnen. In den sechs Monaten, die er an Bord verbringen mußte, kreuzte die Carlyle am Rand der Galaxis und landete auf einem Planeten nach dem anderen. Für Webb bedeutete jede Landung ein neues Arbeitskommando. Auf Hopkins verlud er Lebensmittel. Auf Graufels beschichtete er Bugplatten mit Stellit. Auf Tristan räucherte er die Luftkammern zwischen den doppelten Bordwänden aus. Selbst wenn er Ausgang bekommen hätte, wäre sein Halbsold als Matrose dritter Klasse nach dem zweiten Drink zu Ende gewesen.
    »Wäre ich nur wieder auf Conover«, dachte er oft. »Dort wäre ich König – oder jedenfalls fast König.«
     
    Webb hatte immer etwas Alkohol in den Bioelementen produziert und damit die Chefs versorgt. Jetzt erhöhte er die Produktion wesentlich. Einer der Matrosen brachte eine Flasche Kresch von Tristan mit, und als die Carlyle wieder unterwegs war, führte Webb ein Reagenzglas voll in ein Biofeld dritter Ordnung ein und stellte zehn Liter her. Das genügte, um ein Saufgelage im Gemeinschaftsraum zu veranstalten, und Webb rang sich dabei zu der Überzeugung durch, einige seiner Kameraden seien doch nicht so hoffnungslose Trottel, wie er anfangs gedacht hatte.
    Eines Tages versuchte er nach Dienstschluß wieder eine Portion Kresch herzustellen, aber das Zeug war ungenießbar. Er benützte zwei andere Bioelemente und hatte auch damit kein Glück. Irgend etwas war hier nicht in Ordnung. Er schraubte das Gehäuse eines Elements auf und hatte den Fehler bald gefunden: ein Hydroxylinhibitor verhinderte zuverlässig, daß er dieses Element für seine Zwecke gebrauchen konnte.
    »Der Teufel soll mich holen«, dachte er verblüfft. »Das muß Vry getan haben. Eigentlich ausgezeichnete Arbeit. Da sieht man, daß ich sie selbst ausgebildet habe.«
    Auch die übrigen Elemente waren auf gleiche Weise gesichert. Webb versuchte einen Inhibitor zu entfernen, aber das verfluchte Ding war mit einem Garsonschloß gesichert. Er suchte vergeblich nach einem Schlüssel dafür und wurde dabei immer
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