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Magazine of Fantasy and Science Fiction 11 - Roboter auf dem Kriegspfad

Magazine of Fantasy and Science Fiction 11 - Roboter auf dem Kriegspfad

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 11 - Roboter auf dem Kriegspfad
Autoren: V.A.
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werden.«
    Er beschrieb mir den Weg, und ich machte mich auf die Suche. Die Straßen wurden enger und dunkler, und fast fühlte ich mich in das London von Dickens versetzt.
    Schließlich fand ich den Laden von Jerome. Ein winziges Schaufenster war mit alten Trompeten, Posaunen und anderen Instrumenten vollgestopft. Ich trat durch die Tür und starrte dann völlig verblüfft auf das Mädchen, das mir in dem schlecht erleuchteten Raum gegenüberstand.
    Sie war genau das, was ich in diesem Laden, in Arneville und auf Solitaire zuletzt erwartet hätte. Sie war sehr jung, sehr hübsch und außerdem sehr adrett angezogen.
    »Guten Tag«, sagte sie und lächelte freundlich.
    »Vor fünf Minuten noch hätte ich das für unmöglich gehalten, aber jetzt ...« Ich lächelte zurück. »Ja, es ist ein guter Tag geworden.«
    Sie freute sich über das einfache Kompliment und strahlte über das ganze Gesicht. Es war sicherlich erst Monate her, daß die Männer begonnen hatten, ihr solche Komplimente zu machen, und Jahre noch würde es dauern, bis Sie gelernt hatte, auch geschenkten Gäulen ins Maul zu schauen.
    Sie war klein, schlank und brünett. Sie hatte Beine, wie sie nur Nymphen haben konnten – lang und grazil. Ihr Rock war sehr kurz und dunkel. Sie trug darüber eine blaue Bluse. Ihr Gesicht war das eines Kindes, aber die Formen unter der Bluse verrieten, daß sie durchaus kein Kind mehr war.
    »Ich möchte gern wissen«, sagte ich nach einer Weile, »ob Sie eine Originalkopie der Oper ›Arne-Story‹ haben.«
    »Sie verlangen nicht wenig. Die Oper ist über zweihundert Jahre alt. Warum lachen Sie?«
    »Sie sagen das so, als wollte ich eine von Noah handverfaßte Liste über das lebende Inventar der Arche haben.«
    Sie lachte ebenfalls. Ich dachte bei mir, wenn dieses hübsche Mädchen wirklich vom F R S auf meine Spur gesetzt wurde, dann haben sie einen guten Geschmack und bringen mich in arge Verlegenheit. Immerhin würde es mir Spaß machen, ihnen den Gefallen zu tun und mich mit ihr zu beschäftigen.
    »Nun, wenn Sie kein Original haben«, fuhr ich fort, »dann vielleicht eine der frühen Ausgaben.«
    »Nun, wenn Sie Lust haben, zwei oder drei Stunden zu warten, bis ich das Lager durchsucht habe, hätten wir vielleicht Glück.«
    »Es wird mir ein Vergnügen sein«, antwortete ich höflich.
    Es war ein Vergnügen. Außerdem dauerte es tatsächlich drei Stunden. In den kleinen Räumen war so viel aufeinandergeschichtet, daß man alles abräumen mußte, um an die unteren Schichten zu gelangen. Das Mädchen hieß Terry Wood; sie hatte noch einen Vater, aber ihre Mutter war tot. Brüder oder Schwestern besaß sie keine, aber sie behauptete, recht abenteuerlich veranlagt zu sein. Mich fand sie keineswegs zu alt.
    Da ich ihr half und immer in ihrer Nähe war, freundeten wir uns an. Wie es schien, hatte man es in Arneville nicht eilig. Drei Stunden Arbeitszeit für die Partitur einer Oper ... wo war da der Verdienst? In der ganzen Zeit tauchte nur ein Kunde auf, ein junger Mann, der ein Mundstück für seine Klarinette haben wollte.
    Das Vergnügen, mit dem ich Terrys hübsche Beine bis zu den Hüften betrachtete, wenn sie vor mir auf der Leiter stand, hatte nichts mit Verlangen oder Sinnlichkeit zu tun, denn meine Tochter daheim war etwa in ihrem Alter. Ich sagte Terry das auch. Noch bevor sie schließlich mit einem triumphierenden Aufschrei das Gesuchte entdeckte, ein Exemplar der vierten Auflage, drei Jahre nach der Uraufführung gedruckt, hatten wir uns für heute abend verabredet. Wir wollten zusammen in die Oper gehen.
    Die Leichtigkeit, mit der ich die! Verabredung arrangieren konnte, hielt mich nicht davon ab, die Zugehörigkeit Terrys zum F R S zu bezweifeln. Das Mädchen mußte schon lange in diesem Geschäft arbeiten, sonst hätte sie sich nicht so gut im Lager ausgekannt. Außerdem hatte der F R S unter keinen Umständen wissen können, daß ich ausgerechnet eine alte Ausgabe der Partitur haben wollte. Dann müßten sie klüger sein, als wir alle annahmen. Nicht nur klüger, sondern auch besser.
     
    Am frühen Abend, bevor ich mich auf den Weg zur Oper machte, kam Tom Harrison, um nach mir zu sehen. Er sah die Partitur ungeöffnet auf meinem Bett liegen und betrachtete sie fassungslos.
    »Die ›Arne-Story‹, zweihundert Jahre alt! Was wollen Sie denn damit anfangen?«
    »Als Historiker«, erwiderte ich gelassen, »gibt es für meinen Wissensdurst keine Grenzen.«
    Er sah mich unsicher an.
    »Vielleicht haben Sie
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