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Magazine of Fantasy and Science Fiction 08 - Irrtum der Maschinen

Magazine of Fantasy and Science Fiction 08 - Irrtum der Maschinen

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 08 - Irrtum der Maschinen
Autoren: V.A.
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darüber im Zweifel, was er zu tun hatte. Gift hatte sich als ein völliger Mißerfolg gezeigt, Dynamit oder eine andere Form explosiven Stoffes war anscheinend besser geeignet.
    Demgemäß sah er noch einmal die Liste all seiner Freunde und Verwandten durch und entschloß sich nach sorgfältiger Überlegung, seinen Onkel, den Dekan von Chichester, in die Luft zu jagen. Der Dekan, der ein aufgeklärter und kultivierter Mann war, liebte Uhren über alles und besaß demgemäß eine umfangreiche Sammlung davon, die von dem fünfzehnten Jahrhundert bis zur Gegenwart reichte und es erschien Lord Arthur so, als böte ihm dieses Hobby des guten Dekans eine ausgezeichnete Gelegenheit, seinen Plan auszuführen. Woher er allerdings eine Höllenmaschine bekommen sollte, das war eine andere Sache. Das Adreßbuch von London gab ihm über diesen Punkt keinerlei Auskunft, und sich deswegen an Scotland Yard um Rat zu wenden, schien auch keinen Erfolg zu versprechen, da man dort niemals zu wissen schien, daß Dynamit überhaupt existierte, bis irgendwo einmal eine Explosion erfolgt war, und selbst dann fand man oft genug nicht heraus, woher der Sprengstoff stammte.
    Plötzlich fiel ihm sein Freund Rouvaloff ein, ein junger Russe mit revolutionären Ambitionen, den er im Winter bei Lady Windermere kennengelernt hatte. Graf Rouvaloff sollte ein Buch über das Leben Peters des Großen schreiben; angeblich war er nach England gekommen, um Dokumente zu studieren, die über den Aufenthalt des Zaren in diesem Land als Schiffszimmermann Aufschluß gaben; aber man verdächtigte ihn allgemein, ein Agent der Nihilisten zu sein, und es bestand gar kein Zweifel daran, daß die russische Botschaft seine Gegenwart in London nicht gerade begrüßte. Lord Arthur fand, daß Rouvaloff genau der richtige Mann für seine Pläne war, und fuhr eines Morgens in dessen Wohnung in Bloomsbury, um Rat und Hilfe zu erbitten.
    »Sie beschäftigen sich jetzt also auch ernsthaft mit der Politik?« fragte Graf Rouvaloff, als Lord Arthur ihm seine Bitte vorgetragen hatte. Aber Lord Arthur, der es haßte, zu lügen, fühlte sich veranlaßt, zuzugeben, daß er nicht das geringste Interesse an sozialen Fragen hegte, sondern die Höllenmaschine für eine rein familiäre Angelegenheit benötigte.
    Graf Rouvaloff starrte ihn einen Augenblick erstaunt an, und dann, als er überzeugt war, daß der Lord es völlig ernst meinte, schrieb er eine Adresse auf ein Stück Papier, das er mit seinen Initialen unterzeichnete, und reichte es Lord Arthur.
    »Scotland Yard würde viel darum geben, diese Adresse zu kennen, mein Lieber.«
    »Dort wird man sie nicht erfahren!« rief Lord Arthur lachend, und nachdem er dem jungen Russen dankbar die Hand geschüttelt hatte, verließ er das Haus, las den Zettel und befahl dem Kutscher, zum Soho Square zu fahren.
    Dort entließ er ihn und wanderte die Greek Street entlang, bis er zu einem Platz kam, der Bayle's Court hieß. Er ging unter einem Bogengang hindurch und fand sich in einer Sackgasse, die anscheinend eine Wäscherei beherbergte. Überall waren Wäscheleinen aufgespannt, und über ihm flatterte weißes Leinen im Morgenwind. Er ging bis zum Ende der Gasse und klopfte an die Tür eines kleinen grünen Hauses. Nach einer Weile – inzwischen waren hinter allen Fenstern im Hof Gesichter aufgetaucht – wurde die Tür von einem reichlich wild aussehenden Ausländer geöffnet, der ihn in schlechtem Englisch nach seinen Wünschen fragte. Lord Arthur reichte ihm den Zettel, den ihm Graf Rouvaloff gegeben hatte. Als der Mann ihn gelesen hatte, verbeugte er sich und lud Lord Arthur ein, näher zu treten. Hinter der Tür befand sich eine äußerst schäbige Vorhalle. Kurz darauf erschien Herr Winckelkopf, wie er sich in England nannte. Er trug um den Hals eine große Serviette, die mit unzähligen Weinflecken beschmutzt war, und in der linken Hand eine Gabel.
    »Graf Rouvaloff hat Sie mir empfohlen«, sagte Lord Arthur mit einer Verbeugung. »Ich möchte mit Ihnen gern über ein Geschäft sprechen. Ich heiße Smith, Robert Smith, und ich möchte Sie bitten, mir eine explosive Uhr zu bauen.«
    »Ich fühle mich geehrt, Sie kennenzulernen, Lord Arthur«, erwiderte der freundliche kleine Deutsche und lachte. »Schauen Sie mich nicht so verdutzt an. Ich habe Sie einmal bei Lady Windermere gesehen. Würde es Ihnen etwas ausmachen, sich zu mir zu setzen und mir beim Frühstück Gesellschaft zu leisten? Ich habe eine ausgezeichnete Pastete, und meine
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