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Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden
Autoren: V.A.
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gelagert werden. Deshalb. Ich nahm also zwei Assistenten mit mir, um über ein Wochenende die Filme durchzusehen.«
    »Und Sie sind das ganze Wochenende über in dem Bergwerk geblieben?«
    »Ja, mit zwei Mädchen, von Freitag bis Montag. So war es geplant. Wir dachten, es würde ein riesiger Spaß werden. Prost. Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, wir nahmen also Lampen, Decken, Bettzeug, Eßsachen, alles, was man so braucht, und machten uns an die Arbeit. Ich erinnere mich genau an den Augenblick, als es passierte, ich sah mir gerade einen Streifen eines Ufa-Films an. Der Titel hatte irgend etwas mit Blumen zu tun. Außer Rolle drei war er vollständig vorhanden. Peng! Prost.«
    »Großer Gott! Und dann?«
    »Meine Mädchen wurden von der Panik ergriffen. Sie waren nicht zurückzuhalten. Ich habe sie nie wiedergesehen. Aber ich wußte Bescheid, ich wußte, was los war. Ich rationierte die Eßsachen, so lange ich konnte. Dann hungerte ich noch eine Zeitlang. Endlich ging ich hinauf. Und wozu? Für wen? Für wen?« Sie begann zu schluchzen. »Für niemand. Niemand war übriggeblieben. Nichts.« Sie ergriff Mayos Hände. »Warum wollen Sie nicht hierbleiben?«
    »Hierbleiben? Wo?«
    »Hier.«
    »Aber ich bin ja hier.«
    »Ich meine, für längere Zeit. Warum nicht? Habe ich nicht ein hübsches Haus? Und wir haben ganz New York als Versorgungsquelle. Und Blumen und Gemüse. Wir könnten uns Kühe und Hühner halten. Fischen gehen, Auto fahren, in Museen gehen, in Galerien. Uns unterhalten ...«
    »Das haben Sie ja schon die ganze Zeit getan. Dazu brauchen Sie mich nicht.«
    »Doch. Ich brauche Sie! Wirklich, ich brauche Sie.«
    »Wofür?«
    »Für Klavierstunden.«
    Nach einer langen Pause sagte er: »Sie sind betrunken.«
    »Nein, ich bin tot.«
    Sie legte den Kopf auf die Bar, blinzelte ihn von unten her schelmisch an und schloß dann die Augen. Einen Moment später war sie eingeschlafen. Mayo preßte die Lippen aufeinander. Dann kletterte er hinter der Bar hervor, stellte die Rechnung auf und ließ 15 Dollar unter der Whiskyflasche zurück.
    Er ergriff Lindas Schultern und schüttelte sie sanft. Sie fiel ihm in die Arme, wobei sich ihre Frisur auflöste. Er blies die Kerze aus, hob Linda hoch und trug sie zum Wagen. Dann fuhr er unter größter Konzentration durch die Dunkelheit zurück zum Bootsteich. Er brauchte 40 Minuten dazu.
    Er trug Linda in ihr Schlafzimmer und legte sie aufs Bett, das reichlich mit Puppen ausgestattet war. Sofort rollte sie sich auf die Seite, nahm eine in die Arme und drückte sie fest an sich. Mayo zündete eine Lampe an und versuchte, sie aufzurichten. Aber sie kippte immer wieder kichernd um. »Linda«, sagte er, »Sie müssen das Kleid ausziehen.«
    Sie gab einen glucksenden Ton von sich.
    »Sie können nicht darin schlafen. Es kostet hundert Dollar.«
    »Neunundneunzig Dollar fünfzig.«
    »Nun machen Sie doch schon.«
    Sie kicherte.
    Er verdrehte die Augen in stummer Verzweiflung und begann, sie auszuziehen. Sorgfältig hängte er das schwarze Cocktailkleid über eine Stuhllehne und stellte die 60-Dollar-Pumps in eine Ecke. Es gelang ihm nicht, die Perlenkette abzunehmen, und so legte er Linda mit ihr ins Bett. Wie sie so auf dem hellblauen Laken lag, nackt, bis auf die Perlenkette, sah sie wie eine nordische Göttin aus.
    »Sind meine Puppen da?« murmelte sie.
    »Ja. Sie sind alle da.«
    »Das ist gut. Ich schlafe nie ohne sie.« Sie streckte den Arm aus und streichelte die Puppen liebevoll. »Glückliche Tage, lange Nächte.«
    »Diese Frauen!« stieß Mayo verächtlich hervor. Er löschte die Lampe aus und verließ das Zimmer. Die Tür knallte er laut hinter sich zu.
     
    Am nächsten Morgen wurde Mayo von lautem Entengeschnatter geweckt. Auf der Oberfläche des Teiches, der in der warmen Junisonne hell leuchtete, erspähte er die rote Badekappe. Mayo wünschte, daß anstelle des Mädchens, das sich in Bars betrank, ein Modellboot darauf schwämme. Er ging hinaus und sprang, so weit wie möglich von Linda entfernt, ins Wasser. Plötzlich zog etwas an seinem Bein und kniff ihn. Er stieß einen grellen Schrei aus; vor ihm tauchte Lindas strahlendes Gesicht aus dem Wasser auf.
    »Guten Morgen«, lachte sie.
    »Sehr komisch«, murmelte er.
    »Sie sehen böse aus heute morgen.«
    Er grunzte.
    »Und ich nehme es Ihnen gar nicht übel. Ich habe gestern abend etwas Furchtbares getan. Ich habe Ihnen nichts zu essen gegeben. Ich möchte mich entschuldigen.«
    »Ich habe nicht an das Essen
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