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Magazine of Fantasy and Science Fiction 03 - Heimkehr zu den Sternen

Magazine of Fantasy and Science Fiction 03 - Heimkehr zu den Sternen

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 03 - Heimkehr zu den Sternen
Autoren: V.A.
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nett.«
     
    Eine Woche lang blieb er bei ihr. Er wagte sich nicht aus dem Zimmer. Er lag einfach da. Die Nächte waren am schlimmsten. Entsetzen packte ihn, und wenn er einmal geschlafen hatte, wünschte er, es nicht getan zu haben. Franny schlug vor, das Licht anzulassen, aber das half auch nichts. Ebensowenig wie das leise spielende Radio. Nichts half.
    Franny tat so, als wäre das alles die natürlichste Sache der Welt. Wenn er den Rundfunknachrichten lauschte, wenn er hastig nach der Zeitung griff, die sie mitbrachte, selbst wenn sie zitternd aufwachte und ihn weinen hörte – nie ließ sie sich etwas anmerken. Das lag alles an der Magenverstimmung, sagte sie. Viele Leute hatten heutzutage darunter zu leiden. Sie pflegte ihn, versorgte ihn, kochte sein Essen. »Liegst du bequem, Liebling?« fragte sie und rückte die Kissen zurecht. »So! Das ist besser, nicht wahr?« Sie kümmerte sich um alles.
    Genaugenommen war sie sehr glücklich, denn jetzt hatte sie ihn ganz für sich allein. Er gehörte ihr, sonst niemandem. Sie summte Schlagermelodien vor sich hin und tanzte durch das Zimmer. Manchmal vergaß sie sogar für Minuten völlig, warum er bei ihr war.
    Billy vergaß das nie. Gegen Ende der Woche allerdings hatte seine Furcht vor einer Festnahme nachgelassen. Zuerst war der Fall von den Titelseiten verdrängt und weiter nach hinten in den Zeitungen gesetzt worden, und jetzt schrieb schon niemand mehr darüber. Die Polizei hatte nichts erreicht. Aber die Nächte blieben, die Gedanken, die alles immer wieder von vorn bis hinten wachriefen, wenn er nur die Augen schloß.
    Am Sonntag brach er fast zusammen und erzählte Franny, wie es gekommen war – nur um es mit jemandem teilen zu können, um von ihr in die Arme geschlossen und getröstet zu werden. »Mach dir keine Sorgen, Liebling, es wird schon alles wieder gut werden.«
    Das erschreckte ihn. Franny wußte zuviel. Diesmal konnte er sich gerade noch rechtzeitig beherrschen, aber wenn er noch lange bei ihr bliebe, würde er sich ihr eines Tages völlig anvertrauen. Er brauchte Menschen um sich, die nicht soviel über ihn wußten. Menschen, die er bluffen konnte. Menschen, die ihn vergessen lassen würden, was er erlebt hatte. Er mußte weg von hier.
    Nachdem diese Entscheidung einmal getroffen war, gewann er seine alte Selbstsicherheit zurück. Zum erstenmal seit vielen Tagen fühlte er sich wieder wohler. Er wanderte im Zimmer auf und ab, schnalzte mit den Fingern, schmiedete Pläne und wartete voller Ungeduld auf die Gelegenheit, sie auszuführen.
    »Was ist mit dir los, Liebling?« fragte Franny, und er antwortete: »Nichts, überhaupt nichts«, wobei er wieder mit den Fingern schnalzte.
    Er wartete, bis sie zum Einkaufen gegangen war, und noch ein paar Minuten länger, um ganz sicher zu sein, daß sie wirklich weg war. Fluchend suchte er nach Telefonmünzen – und als er endlich welche gefunden hatte und zum Apparat hinauslief, benutzte ihn die Frau von gegenüber gerade; es schien endlos zu dauern, bis sie fertig war. Endlich, nach zweimaligem Besetztzeichen, erreichte er Nektar.
    Nektar war wütend über die Vernachlässigung; es dauerte eine ganze Weile, bis sie ihm zuhörte. Er flehte und protestierte, er erzählte ihr, daß er krank gewesen wäre, er wandte seinen ganzen Charme an, und endlich hatte sie sich beruhigt.
    »Also gut, Schatz«, sagte sie gedehnt. »Wann? Heute abend?«
    »Heute abend, Baby.«
    Er machte eine feste Zeit aus und legte pfeifend den Hörer auf. Als er sich umdrehte, stand Franny hinter ihm, in ihrem Arm hielt sie eine braune Einkaufstüte.
     
    Sie sagte kein Wort. Sie ging an ihm vorbei in die Küche und bereitete das Essen vor; heftig hantierte sie mit Töpfen und Pfannen, so daß ihr Selbstmitleid und ihre Wut deutlich hörbar waren. Sie wußte, daß alles, was sie für ihn getan hatte, aus freien Stücken heraus geschehen war, und wenn sie das nicht getan hätte, dann wäre er nicht eine Woche lang bei ihr geblieben. Aber jetzt schien beides grenzenlos – ihre Großzügigkeit und sein Undank.
    Das Essen war nicht gar. Sie aßen in gespannter Stimmung. Keiner sagte etwas, und ihre Augen mieden einander. Als sie fertig waren, stieß er seinen Stuhl zurück und zündete sich eine Zigarette an. Bedächtig ging er zum Spiegel und kämmte sein dunkelblondes Haar, wobei er feststellte, daß er einen Haarschnitt nötig hatte. Er band einen festen Knoten in die Krawatte, zog die Hosen straff über die Hüften und ging auf die
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