Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht

Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 01 - Saturn im Morgenlicht
Autoren: V.A.
Vom Netzwerk:
die Soldaten keine Zivilisten werden wollten – im ganzen Land war es das gleiche –, war etwas, das sie nicht vorausgesehen hatten. Eine Lücke in ihrer Logik, gab Herr French mit einem verlegenen Lächeln zu. Und jetzt sahen sie sich überall ärgerlichen, rebellischen Soldaten gegenüber.
    »Was für Waffen haben Sie?« fragte ich.
    »Gar keine. Wir haben es schon vor vielen Jahren aufgegeben, Waffen zu benutzen. Sogar die Polizei besitzt keine. Aber schließlich haben wir jetzt keine kriminalistischen Probleme mehr zu lösen. Alles, was die Polizisten noch tun, ist Katzen aus Bäumen zu helfen oder nach Kindern zu suchen, die sich verlaufen haben.«
    »Aber irgendeine Art Waffen müssen Sie doch haben. Oder wenigstens Maschinen, die welche herstellen.«
    »Ja. Wahrscheinlich könnten wir welche produzieren. Aber auch mit Waffen sind wir noch keine Soldaten. Wir könnten der Armee nicht standhalten.«
    »Könnten Sie nicht eine große Bombe bauen und sie alle auf einmal auslöschen?«
    Er warf mir einen seltsamen Blick zu. »Nein, ich glaube nicht, daß wir das tun werden. So etwas liegt uns nicht.«
    »Aber wenn Sie es nicht tun, wird Ihnen überhaupt nichts mehr liegen. Denn dann werdet ihr ausgelöscht. Und eine Verteidigungswaffe? Haben Sie so was? Etwas, um Tanks aufzuhalten und Gewehre am Feuern zu hindern?«
    »Ja, ich glaube schon, daß wir so etwas herstellen könnten. Aber das würde das Problem nicht lösen. Ihre Soldaten könnten uns im Mann-gegen-Mann-Kampf töten.«
    Ich gab die Waffenfrage auf. »Die Gesellschaft hat sich seit dem letzten Krieg verändert«, sagte ich. »Was ist geschehen?«
    Was er mir erzählte, war zu kompliziert, um es hier ausführlich niederzuschreiben. Grundsätzlich hatte es sich so zugetragen: Nachdem der Westen die Afro-Asiaten besiegt hatte, hatte sich der Osten von der Technik abgewandt und sich der Meditation gewidmet, dem Geist und der Philosophie. Und dann hatte sich diese Einstellung, von den Besiegten ausgehend, über die ganze Erde ausgedehnt, eine in der ganzen Welt verbreitete Gesellschaft bildete sich, die die Maschinen zwar benutzte, sich aber nicht vordringlich mit ihnen befaßte. Die wichtigen Dinge waren der Gedanke, die Selbstanalyse und die Meditation, von der Psychologie des Westens ergänzt.
    Der Wechsel hatte sich mehr von innen heraus vollzogen, ohne Anwendung von Zwang. Und schließlich war eine Zeit gekommen, in der jeder von selbst darauf bedacht war, sich zu bessern, sein eigenes Ich zu beherrschen und Vollkommenheit zu erreichen, anstatt andere zu übertreffen. Jeder konnte auf eine glückliche Kindheit zurückblicken, während früher schlechte Kindheitstage stets die gefährlichen Charaktere erzeugt hatten. Wettbewerb um Gewinn und Macht verschwand gänzlich; was zurückblieb, war ein Wettstreit des Vergnügens, sich selbst mit anderen zu messen und nicht nur seine eigenen Fähigkeiten zu bewundern.
    Gefühle wurden genauso respektiert wie der Intellekt, so lange sie nicht andere verletzten. Die Menschen hatten kein Verlangen mehr nach ständigen äußeren Vergnügungen. Sie fanden Gefallen am Lernen und Schaffen. Natürlich machten die Psychologie und andere Verhaltenswissenschaften ungeheure Fortschritte. Die Soldaten hatten bei ihren Streitsüchtigkeiten kompetenten Laien-Psychoanalytikern gegenüber gestanden.
    »Aber das wird Sie nicht vor der Armee retten«, sagte ich zu Herrn French. »Mit einer Armee kann man nicht reden.«
    »Das sehen wir jetzt ein«, entgegnete er. »Wir unterschätzen die Situation, in die wir uns gebracht haben, ganz und gar nicht.«
    Wir erreichten die Stadthalle, ein bescheidenes Gebäude aus Steinen und Glas inmitten eines Parks. Herr French führte mich hinein. Es ging alles sehr zwanglos zu. Er brachte mich zu einem Mann, der vor ein paar großen Türen an einem Tisch saß, und sagte: »Hier ist der Soldat, der letzte Nacht vom Fort hereinkam.«
    »Bringen Sie ihn hinein«, sagte der Mann am Tisch. Wachen waren nirgends zu sehen, nur ich trug noch immer meine Waffen. Wir gingen durch die Tür und befanden uns plötzlich im Tagungszimmer, einem großen Raum mit vielen Fenstern und einem riesigen runden Tisch in der Mitte, um den eine Gruppe einfach gekleideter Männer und Frauen versammelt war.
    »Willkommen«, sagte der Mann, der am Kopfende des Tisches saß. Ich erkannte in ihm Herrn Karonopolis, den Bürgermeister. »Wir wissen es sehr zu schätzen, daß Sie gekommen sind, uns zu helfen.«
    »Ich will alles
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher