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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod
Autoren: Donald E. Westlake
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Fragen. Wir saßen dort zwanzig Minuten, ehe das Telefon in einem anderen Zimmer im Erdgeschoss klingelte. Sie entschuldigte sich, ging hinaus und kehrte eine Minute später mit den Worten zurück: »Er möchte mit Ihnen sprechen.«
    Es war Kapp. Er sagte: »Ray? Bist du’s?«
    »Ja, Kapp, ich bin’s.«
    »Hast du meine Stimme erkannt?«
    »Warum nicht?«
    »Warst du das, der Ganolese am Montag erwischt hat?«
    »Ja, das war ich.«
    »Ich krieg die Motten!« Es klang glücklich und halb betrunken. »Du goldiger kleiner Bastard, du bist mein leibhaftiger Sohn. Jetzt hast du’s hinter dir, was?«
    »Ja. Ich bin quitt. Und ich habe nichts mehr zu tun. Ich möchte mich mit dir zusammentun.«
    »Verdammt noch mal, Ray, du weißt nicht, was das für mich bedeutet. Junge, das ist großartig! Ich habe so sehr gehofft, dass du diese Entscheidung treffen würdest.«
    »Freut mich«, sagte ich. »Ich machte mich auf die Suche nach dir, sowie das andere erledigt war.«
    »Soll ich dir einen Wagen schicken?«
    »Bist du in der Stadt? Wenn ja, wäre ich mit der U-Bahn schneller bei dir.«
    »Stimmt. Wir haben eine Suite im Hotel Weatherton. Das ist Ecke Lexington Avenue und 52nd Street.«
    »Ich weiß, wo das ist.«
    »Unter dem Namen Peterson. Raymond Peterson. Erinnerst du dich?«
    »Ja. Ich komme sofort hin.« Ich legte auf, und Mrs. Kanzantkos sagte: »Ich bringe Sie zur U-Bahn, wenn Sie wollen.«
    »Vielen Dank.«
    Wir gingen zur Garage. Aus dem Keller kamen die dumpfen Schläge auf den Punchingball.

29
     
    Von der Haltestelle der U-Bahn ging ich zu Fuß zum Hotel Weather ton. Ich kannte es. Hier hatte Dad gewohnt; hier hatten wir beide die Nacht vor seiner Ermordung verbracht. Kapp konnte das nicht wissen.
    Ich fragte nach Mr. Petersons Suite, woraufhin ich oben angemeldet wurde. Dann teilte man mir mit, die Suite sei im vierzehnten Stock. Ich fuhr mit dem Aufzug hinauf. Nummer 1512 lag zur Linken. Ich hörte deutlich Partygeräusche.
    Auf mein Klopfen wurde die Tür von einem lächelnden Mann mit gebrochenem Nasenbein geöffnet. Er sagte: »Sie sind Kapps Sohn, was?«
    »Stimmt.«
    »Sieh einer an! Er erzählt uns immerzu, wie großartig Sie sind.« Seine Hand war riesig, aber weich. Ich schüttelte sie und ging hinein.
    Die Suite war endlos, ein Raum nach dem anderen. Ein nervöses Männlein übernahm mich von dem Türsteher und zeigte mir mein Schlafzimmer. Ich ließ die Luger unter dem Regenmantel auf dem Bett liegen. Dann folgte ich dem nervösen Männlein durch weitere Räume zu der Gesellschaft.
    Sie saßen in einem großen Salon mit Glastüren, die auf eine Terrasse gingen. In einer Ecke spielte ein Radio schlechte Musik im Wettbewerb mit einem Fernsehgerät auf der anderen Seite. Sofas und Kaffeetische standen überall verstreut. Zwei gutbestückte Barwagen luden ein.
    Im Raum befanden sich etwa dreißig Personen, darunter vielleicht zehn Frauen. Die Frauen waren alle hochbrüstig und trugen ein berufsmäßiges Lächeln zur Schau. Die Männer lachten und lärmten.
    Kapp sprach in einer Ecke auf eine Frau ein.
    Jemand sah mich und rief: »He, Kapp. Da ist dein Junge!«
    Er drehte sich um und kam zu mir geeilt. Hinter ihm strich die Frau mit einem kleinen verächtlichen Schulterzucken ihr Kleid glatt, aber sie lächelte weiter.
    Kapp umarmte mich, boxte mich liebevoll und pries laut meine Großartigkeit. Dann stolzierte er im Raum umher, stellte mich allen Männern vor und erzählte ihnen, wie großartig ich wäre. Er stellte mich keiner der Frauen vor.
    Eine Viertelstunde lang herrschte das pure Chaos. Mehrere Leute erklärten mir den Anlass des Festes. Das nationale Gangsterkomitee hatte sie anerkannt, sie hatten es geschafft. Der Coup war geglückt. Und das verdankten sie mir, denn Ganoleses Tod hatte das bewirkt. Das hatte die Sache geritzt. Jetzt galt es nur noch ein bisschen umzuorganisieren, und dann war alles in Butter.
    Kapp beruhigte sich schließlich etwas, und die Leute hörten auf, mir ins Ohr zu schreien. Ich fasste ihn am Arm und sagte: »Kapp, ich möchte dir alles erzählen.«
    »Gern, Junge«, antwortete er mit breitem Lächeln. »Sehen wir zu, dass wir von den Brüdern wegkommen.«
    Ich führte ihn zu dem Zimmer, wo ich den Regenmantel gelassen hatte. Unterwegs trafen wir das nervöse Männlein, das irgendwohin eilte. Ich packte den Mann am Ellenbogen und sagte: »Kommen Sie einen Augenblick mit uns.«
    »Wozu eigentlich?«, fragte Kapp.
    »Du wirst schon sehen«, erwiderte ich.
    Wir gingen
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