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Mafiatod

Mafiatod

Titel: Mafiatod
Autoren: Donald E. Westlake
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interessieren?«
    »Das wird sie Ihnen schon sagen, falls ihr daran liegt.«
    Das traf ihn. Er erblasste, und als er »Warten Sie hier« sagte, klang seine Stimme heiser und gezwungen.
    Er schloss die Tür. Ich zündete mir eine Zigarette an und betrachtete den gepflegten Steingarten, der zu dem schönen Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite gehörte.
    Er kehrte zurück und sagte: »In Ordnung. Kommen Sie herein.« Er war noch immer wütend.
    Ich folgte ihm die Treppe hinauf in ein kleines Zimmer, das zwei Sofas und einen Stereo-Plattenspieler enthielt. Die Büchergestelle an den Wänden standen voller Schallplatten. Emilie Kanzantkos, eine zierliche kleine Frau mit schmaler Nase, sagte: »Danke, Bobby. Lass mich jetzt mit Mr. Kapp allein.« Mit düsterer Miene ging er und machte widerstrebend die Tür zu.
    »Er weiß wohl nicht, wie sein Vater den Lebensunterhalt verdiente?«, bemerkte ich.
    »Nein. Und er wird es nie erfahren«, antwortete sie.
    »Ein Sohn sollte es wissen, wer und was sein Vater ist.«
    Kalt entgegnete sie: »Das zu beurteilen müssen Sie mir überlassen, Mr. Kapp.«
    »Kelly«, verbesserte ich sie. »Ray Kelly.«
    Sie sprang auf. »Sie sagten, Sie wären Eddie Kapps Sohn.«
    »Das bin ich auch. Aber ich wuchs bei einem Mann namens Kelly auf.«
    Das Misstrauen wich nicht aus ihren Augen. »Und was wollen Sie von mir?«
    »Ich war mit meinem Vater zusammen, als er aus dem Gefängnis entlassen wurde«, erklärte ich, »und ich nahm an der Zusammenkunft am Lake George teil. Dort lernte ich Ihren Mann kennen. Bestimmt hat er mich erwähnt.«
    »Mein Mann sprach kaum mit mir über geschäftliche Dinge.«
    »Der springende Punkt ist, dass ich mich nach der Zusammenkunft am Lake George von meinem Vater trennte. Ich hatte etwas zu erledigen. Jetzt ist das getan, und ich möchte wieder mit ihm Kontakt aufnehmen.«
    »Ich habe keine Ahnung, wo Sie ihn finden können.«
    »Das weiß ich. Aber Sie müssen mindestens ein paar andere Leute kennen, die am Lake George waren. Ich möchte Sie bitten, einen von ihnen anzurufen und dem Betreffenden zu sagen, dass ich hier bin.«
    »Warum?«
    »Ich will mit meinem Vater wieder zusammenkommen. Ist das nicht ganz natürlich?«
    »Sagte er Ihnen denn nicht, wo Sie ihn erreichen können?«
    »Wir trennten uns in aller Eile. Ich hatte diese andere Sache zu erledigen.«
    »Was für eine Sache?«
    »Ich musste mit einem Mann, Ed Ganolese, abrechnen.«
    Ihre Lider zuckten. Die Stille war wie Wolle. Schließlich stand Mrs. Kanzantkos auf. »Warten Sie hier«, wies sie mich an. »Ich – ich werde jemanden anrufen.«
    »Danke.«
    Sie schien froh zu sein, dass sie das Zimmer verlassen konnte. Leise machte sie die Tür hinter sich zu.
    Zehn Minuten später ging die Tür wieder auf, und der Sohn schlüpfte herein. Er schloss die Tür hinter sich, lehnte sich mit dem Rücken daran und sagte mit leiser Stimme: »Ich will wissen, was hier vor sich geht.«
    »Nichts«, entgegnete ich.
    »Sie verheimlicht mir etwas«, beharrte er. »Sie wissen es. Sagen Sie es mir!«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Warum sind Sie hier?«
    »Das hat nichts mit Ihnen zu tun.«
    »Mit meinem Vater?«
    »Nein.«
    »Das ist gelogen. Mit wem telefoniert meine Mutter?«
    »Keine Ahnung.«
    Er löste sich von der Tür und hob die Arme. »Ich werde es aus Ihnen herausquetschen.«
    Bevor ich ihm einen Denkzettel geben musste, ging die Tür auf, und seine Mutter stand dort. Sie wies ihn aus dem Zimmer, und er weigerte sich zu gehen, wenn man ihm das Geheimnis nicht anvertraute. Fünf Minuten oder noch länger schrien sie einander an. Ich betrachtete währenddessen die Plattensammlung. Klassische Musik und Streichquartette. Eine kleine Abteilung Dixieland-Jazz.
    Nachdem Robert endlich gegangen war, sagte seine Mutter zu mir: »Entschuldigen Sie vielmals. Er hätte sich von Anfang an benehmen sollen.«
    »Wie gesagt, das ist Ihre Sache.«
    »Ja. Ich telefonierte mit einem Freund meines Mannes. Er versprach mir, so bald wie möglich zurückzurufen. Wollen Sie nicht mit mir in die Küche kommen und eine Tasse Kaffee trinken?«
    »Gern. Danke.«
    Die Küche war weiß und wohnlich; durchs Fenster sah ich einen wohlgepflegten Rasen und einen gefliesten Patio. Rosensträucher säumten den Zaun am Ende des Gartens. Aus dem Keller drang ein Geräusch zu uns herauf; jemand schlug auf einen Punchingball ein. Das war bestimmt Robert, der mich zum Sprechen brachte.
    Wir warteten schweigend. Sie stellte mir keinerlei
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