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Mafiatochter

Mafiatochter

Titel: Mafiatochter
Autoren: Karen Gravano
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in bar festgesetzt, die wir unmöglich aufbringen konnten, insbesondere, da alle unsere Konten gesperrt waren.
    Etwa von diesem Tag an lief alles wie ein Theaterstück ab. Die Bullen wollten an meinem Vater ein Exempel statuieren. Sie konfiszierten unsere Häuser, Boote und Unternehmen. Sie teilten dem Gericht mit, mein Vater sei der Drahtzieher eines Ecstasy-Rings, in welchem sämtliche Familienmitglieder eine Rolle spielten. Sie behaupteten, Papas Ring verkaufe jede Woche fünfundzwanzigtausend Pillen zu je fünfundzwanzig Dollar das Stück an Teenager in der Gegend. Papa und Gerard wurde außerdem vorgeworfen, in New York dieselben Verbrechen begangen zu haben, da sie angeblich zwischen New York und Arizona dealten. Diese Anschuldigungen waren schlicht falsch. Doch »das Leben« verfolgt einen, wohin man auch geht.
    Gerards Freund Mike Papa wurde ebenfalls verhaftet und als Mitglied des Rings angeklagt, den die Polizei mittlerweile als »Sammy the Bull Organisation« bezeichnete.
    Als die Polizei von Gilbert der Polizei in Phoenix den Fall übertrug, hatten sie bereits jahrelang Nachforschungen über Mike Papas angestellt. Sie hielten ihn für den Anführer des Drogenrings, den sie die »Mike Papa Organisation« nannten. Sie wussten, dass Gerard erst seit kurzer Zeit mit Mike befreundet war. Doch als die Ermittlungen erst einmal in der Hand der Polizei von Phoenix lagen, war plötzlich mein Vater der Hauptverdächtige, obwohl er nie zuvor auf dem Radarschirm der Fahnder aufgetaucht war. Papa galt als dicker Fisch, also könnte es der Karriere dienlich sein, einen Fall zu lösen, an dem Sammy Gravano beteiligt war – selbst, wenn die Anklage an den Haaren herbeigezogen wäre. Unter Federführung der Polizei von Phoenix wurde der Drogenring plötzlich von »Mike Papa Organisation« in »Sammy the Bull Organisation« umbenannt.
    Dave war an einigen Deals mit Gerard und Mike Papa beteiligt gewesen, also wurde auch er in Haft genommen. Da die Polizei ihn beim Betreten des Hauses gesehen hatte und wusste, dass er bei Debra Gravano wohnte, behaupteten sie, Dave sei der Läufer und bewahre seine Drogen im Haus auf, das nun zum »Hauptquartier« des Rings geworden sei.
    Das war aber noch nicht das Ende der Geschichte, denn wie alle guten Mafiageschichten hatte auch diese eine unerwartete Wendung. Es stellte sich heraus, dass die Top-Mitglieder der Familie Gambino ein Attentat auf Papa planten. Papas Interview in der Zeitschrift Vanity Fair hatte Peter Gotti in eine Situation gebracht, in der er auf die Aussagen meines Vaters reagieren musste. In dem Artikel hatte Papa erklärt, er fürchte niemanden aus der Familie Gambino.
    Als amtierender Capo erließ Peter Gotti einen Mordbefehl. Für die Planung des Attentats rekrutierte er meinen Onkel Eddie. Huck und Fat Sal sollten nach Arizona gehen und es ausführen.
    Sie waren in Phoenix gewesen und hatten dort die Baufirma und die Wohnung meines Vaters ausgekundschaftet. Huck hatte sich als ungeschlachter, bärtiger Hells-Angels-Biker getarnt. Die beiden Männer zogen sowohl ein Heckenschützen- als auch ein Bombenattentat in Betracht. Schließlich entschieden sie sich für die Bombe, weil sie dies für einfacher hielten und sie sich meinem Vater dabei nicht allzu sehr nähern mussten. Da sie Sammy kannten, fürchteten sie, er könne sonst gewinnen. Es war schaurig, daran zu denken, dass Gerard, Nicholas, Mama, Karina oder ich mit im Auto hätten sitzen können, wenn die Bombe hochgegangen wäre. Das Attentat fand aber nie statt, weil Papa in Haft genommen wurde.
    Kurz darauf kooperierte Fat Sal mit den Behörden und sagte in einem Fall aus, in dem alle drei Männer – Peter, Huck und Onkel Eddie – des versuchten Mordes angeklagt und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurden.
    Das Leben in Phoenix wurde nun für uns alle beschwerlich. Natürlich war ich dankbar dafür, dass ich auf Bewährung draußen war, aber schon bald würden Mama, Karina und ich keine Bleibe mehr haben, keinen Arbeitsplatz und kein Geld. Das FBI hatte alle unsere Konten eingefroren. Sie sagten, alles, was wir besäßen, sei mit Drogengeld erkauft worden. Obwohl wir einen großen Teil unseres Besitzes von Staten Island nach Arizona mitgebracht hatten und dieser somit aus einer Zeit lange vor den Drogengeschäften stammte, konfiszierten sie trotzdem alles. Unsere Konten und Kreditkarten waren gesperrt, also hatten wir keinen Zugang zu Bar- oder Buchgeld.
    Ich war verzweifelt. »Oh, mein Gott«, sagte
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