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Maerchenhochzeit in Granada

Maerchenhochzeit in Granada

Titel: Maerchenhochzeit in Granada
Autoren: Lucy Gordon
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Brief zu verbrennen würde bedeuten, dass Maggies Herz weiterhin ihm gehörte, und das war das Einzige, was jetzt für ihn zählte. Sebastian wandte sich ab und ging zum Fenster, während er mit sich rang.
    „Worauf wartest du?" fragte Catalina. „Verbrenn den Brief - euch beiden zuliebe."
    „Mir zuliebe? Vielleicht muss sie ihn lesen."
    „Was soll es denn jetzt noch nützen?"
    „Ich weiß nicht", gestand er. „Ich weiß nur, dass es unaufrichtig wäre, ihn ihr vorzuenthalten. Und wenn zwei Menschen nicht ehrlich zueinander sind, dann haben sie nichts."
    „Und was soll ich nun machen?"
    „Überlass es mir. Und sag Margarita erst mal nichts."
    Nachdem Catalina gegangen war, betrachtete Sebastian den Umschlag. Er musste an seine Worte denken. Ehrlichkeit ja, aber zu welchem Preis?
    Bisher hatte er immer nach strengen Grundsätzen gelebt, und plötzlich hatte er das Gefühl, dass er nicht mehr danach handeln konnte. Doch konnte er es Maggie verwehren, ihren Schmerz zu lindern und sich Seelenfrieden zu verschaffen?
    Sebastian drehte den Umschlag hin und her und wünschte, er würde wissen, was in dem Brief stand.
    Schließlich ging er zum Kamin. Inzwischen war es Sommer geworden, doch die Abende waren manchmal kühl, und einige Scheite brannten noch. Eine ganze Weile stand er da und blickte in die Flammen. Dann hielt er den Brief langsam übers Feuer.
    Sebastian traf Maggie in ihrem Zimmer an. Sie saß im Nachthemd am Kamin und betrachtete das Hochzeitsfoto von sich und Roderigo.
    Als er auf sie zuging, blickte sie auf und zeigte ihm das Foto. „Ich habe gerade überlegt, ob ich es nicht endlich wegwerfen soll."
    „Tu es nicht", sagte er. „Warte, bis du das hier gelesen hast."
    „Was ist das?"
    „ Jose hat es Catalina heute für dich mitgegeben. Es ist ein Brief von Roderigo."
    „Ein Brief - für mich?" Sie schien blass geworden zu sein.
    „Er muss ihn kurz vor seinem Tod im Gefängnis geschrieben und Jose anvertraut haben.
    Jose hat ihn all die Jahre aufbewahrt und auf den richtigen Zeitpunkt gewartet."
    Sebastian reichte ihr den Brief. Maggie nahm ihn mit zittriger Hand entgegen und betrachtete kurz die Brandspuren auf dem Umschlag, bevor sie ihn aufriss. Langsam nahm sie den Brief heraus, faltete ihn auseinander und legte ihn auf den Schoß, ohne ihn zu lesen. Dann sagte sie etwas Merkwürdiges.
    „Ich war keine gute Ehefrau. Ich war zu jung und zu naiv. Wenn ich älter gewesen wäre, wäre ich vielleicht besser mit Roderigo fertig geworden und hätte ihm womöglich sogar helfen können."
    Am liebsten hätte er sie angeschrien, dass sie Roderigo nicht in Schutz nehmen sollte, doch es war zu spät. Schweren Herzens gestand er sich ein, dass sie erraten hatte, was in dem Brief stand.
    Er hatte ihr gegeben, was ihre Beziehung zerstören würde.
    „Soll ich dich lieber allein lassen?" erkundigte er sich.
    Sie antwortete nicht. Wie erstarrt saß sie da und betrachtete den Brief. Schließlich hob sie ihn hoch und las ihn. Dann las sie ihn noch einmal und ließ dabei den Kopf sinken.
    Kalte Angst überkam ihn. Er spürte, dass es besser gewesen wäre, Maggie allein zu lassen, aber er konnte es nicht.
    „Margarita", flüsterte er, umfasste ihre Schultern und kniete sich vor sie. „Sag es mir, Liebste."
    Maggie hob den Kopf und blickte ins Leere. „Ich habe es immer gewusst", meinte sie leise. „Ich wünschte, Jose hätte mir den Brief früher gegeben. Wenn ich ihn eher gelesen hätte ..."
    „Hätte es denn so viel ausgemacht?" fragte Sebastian traurig.
    „Und ob. Man glaubt zu wissen* was jemand wirklich empfindet, aber wenn man es schwarz auf weiß sieht..." Sie seufzte, und er wurde noch trauriger.
    „Und weißt du jetzt, was er empfunden hat?"
    Maggie nickte.
    „Sei nicht traurig, Margarita", bat er. „Ich weiß, dass es schwer ist, seine Liebeserklärung zu lesen, wenn es zu spät ist, aber was ihr miteinander geteilt habt, kann dir niemand mehr wegnehmen. Halt dich daran fest. Liebe ihn, wenn es sein muss. Eines Tages wirst du dein Herz vielleicht mir schenken, und solange werde ich warten. Du bist es Wert."
    Schließlich sah sie ihn an. „Was meinst du, was in dem Brief steht?"
    „Ich schätze, es ist ein Liebesbrief."
    Sie hielt ihm den Brief hin. „Lies ihn."
    „Bist du sicher?"
    „Ganz sicher. Ich möchte, dass du ihn liest, denn wenn du es nicht tust, werden wir beide uns nie verstehen."
    Beinah widerstrebend nahm er den Brief entgegen und überflog ihn. „Er hat ihn vor acht Jahren
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