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Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre

Titel: Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre
Autoren: Viele Verschiedene
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und Schlagfertigkeit des Mannes überrascht. Er befreite ihn von dem Amt des Wachpostens und entließ ihn mit den Worten: „Geh und lebe, wie du bisher gelebt hast!“
    Der Schuhmacher ging grübelnd nach Hause und vergaß an diesem Abend, etwas Geld zu verdienen. Da wurde plötzlich die Tür aufgerissen, und drei Diener des Fürsten brachten eine reich besetzte Tafel. Das Köstlichste war eine gelbe Pastete vom Huhn und eine Kanne erlesenen Weines, wie ihn nur Fürsten trinken.
    Da wußte der Schuhmacher auf einmal, wer die drei Abende an seinem Tische gesessen hatte. Er lud seine Nachbarn ein, speiste fröhlich mit ihnen und erzählte seine Erlebnisse. Sie lachten schallend, schlugen sich auf die Schenkel und tranken den süßen Wein.
    Bald war der Schuhmacher in der ganzen Stadt bekannt, und mancher Vater sagte zu seinem Sohn: „Mögest du so witzig und klug werden wie unser Schuhmacher Abakidse, der sogar mit einem Fürsten fertig geworden ist!“

Der Wunderkoch
    Ein Märchen aus Schweden
    Ein Wandergeselle, der schon viele Jahre durch die weite Welt zog und es mal gut, mal schlecht angetroffen hatte, geriet eines Abends so weit ins Ödland, daß er schon die Hoffnung aufgab, bei jemandem um ein Nachtlager vorsprechen zu können. Doch zeigte es sich wieder, daß er sich auf seine gute Nase verlassen konnte: In der Ferne schimmerte ein Licht, und wohlgemut setzte er noch einmal Schusters Rappen in Trab.
    Er hatte noch nicht an die Kate geklopft, da kam schon eine alte Frau auf ihn zu, und der Wandergesell sagte flink: „Guten Abend, liebe Frau, und Gott zum Gruß. Bei uns zu Hause heißt es: Je später der Abend, um so schöner die Gäste. Ich hoffe, Ihr denkt genauso.“ Dabei zog er seinen windschiefen Hut vom Kopf und verneigte sich wie ein rechter Weltmann vor der Alten. Die verzog ein wenig griesgrämig die Lippen, gab aber den Gruß zurück und fragte: „Was habt Ihr denn hier verloren, und wo kommt Ihr her?“
    „Oh, das ist nicht so schnell erzählt“, meinte der Landfahrer fröhlich. „Wo ich herkomme? Zu Schiff über die drei Weltmeere und zu Fuß durch das ganze Land, das dazwischen liegt, aufwärts und abwärts, wie es so kam. Nur gerade dieses Zipfelchen Ödland fehlte mir noch und Euer hübsches Häuschen hinter den drei Wäldern.“
    „Da seid Ihr ja gut dran, Wandersmann, und wenn Ihr noch ein paar Schritte zulegt, findet Ihr hinterm Wald das Meer und ein Schiff dazu.“
    „So eilig ist’s mir nun wieder nicht“, erwiderte der Wandergesell, „die Nacht ist im Wald dunkler als in der Stube und auch kälter als am warmen Herd. Darum bitte ich Euch freundlich um ein Obdach für eine Nacht.“
    „Hab’s mir doch gleich gedacht“, knurrte die Alte, „aber daraus wird nichts. Der Hausherr ist nicht daheim, und das Haus ist keine Herberge.“
    „Aber liebe Frau“, sprach da der Weitgereiste, „Ihr wollt mich doch nicht glauben machen, Ihr hättet kein Herz oder nur eins aus Stein?“
    „Glaubt, was Ihr wollt“, sagte die Frau mürrisch, „aber bleiben könnt Ihr hier nicht.“
    „Nicht doch: Wer brummt, der summt. Ich kenne die Welt“, antwortete der Wandersmann fröhlich und ließ sich nicht abweisen.
    Sie hatte wohl noch keinen Landfahrer kennengelernt, der gibt so schnell nicht auf, und die Worte weiß er zu setzen, daß am Ende ein Stein nach dem andern von der Mauer abbröckelt, bis sie endlich zusammenfällt. So war es auch hier. „Wer einsam ist, sagt gern willkommen, es könnte sein, er verlernt sonst das Sprechen“, sagte der Gesell, der ein Schalk war, und stand nun auf der Schwelle. Doch zugleich keifte die Alte los:    .. und damit Ihr’s wißt: Auf dem Fußboden müßt Ihr schlafen. Das Brot habt Ihr Euch hoffentlich mitgebracht, ich habe nämlich keinen Bissen im Haus.“
    Solcherart Frauen kennt man, dachte der Wandergesell, laut aber entgegnete er: „Besser auf den Dielen liegen als im Wald die Knochen biegen“; denn er hatte mancherlei Sprüchlein bei der Hand und war jetzt drinnen.
    „Zuvor aber müßt Ihr kehren“, verlangte die Alte und zeigte ihm, wo der Besen stand.
    „An der Arbeit ist noch keiner gestorben“, sagte er vergnügt und legte sein Bündel in die Ecke. Dann kehrte er so fein und säuberlich, als hätte er sein Lebtag nichts anderes getan. Dabei blickte er sich in der Küche um und merkte bald, daß die keifende Alte keineswegs so kärglich lebte, wie sie ihm hatte weismachen wollen. Nachdem er aus seinem Wams ein Kopfkissen gerollt,
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