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Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre

Titel: Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre
Autoren: Viele Verschiedene
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verletzen oder gar abschneiden, denn so lang sie auch sind, königliche Ohren bleiben sie trotzdem.“

    „Wie könnte ich dir die Ohren stutzen, mein König!“ sagte Poknagi, scheinbar erschrocken. „Hast du vergessen, daß die Götter sie dir in besonderer Absicht verliehen haben? Aber da dich ihre Größe kränkt, habe ich eine Kappe angefertigt, die deine langen Ohren verbirgt. Dein außergewöhnliches Gehör jedoch wird durch sie in keiner Weise beeinträchtigt.“
    Und damit zog er eine hübsche Kappe hervor, die er aus weißer Seide genäht, mit schwarzem Pelz besetzt und mit kostbaren Edelsteinen geschmückt hatte. Sie war so zugeschnitten, daß sie wie ein Schmuckstück wirkte und die schlimmen Ohren ganz und gar verdeckte. Der König probierte die Kappe, die das Aussehen eines Helms hatte, an und fand sie sehr kleidsam. Sie war oben offen, um den Haarknoten nicht zu behindern. Eine starke Seidenschnur verband die beiden offenen Seiten.
    Der junge König konnte seine Freude nicht länger verbergen. Bald aber tauchte das alte Mißtrauen wieder auf.
    „Die Kappe ist schön, das will ich nicht bestreiten, doch trug man hierzulande noch nie eine so merkwürdige Kopfbedeckung. Ich fürchte, man wird doch bald meine absonderlichen, göttlichen Ohren darunter erraten.“
    „Sei ohne Sorge, König“, beruhigte Poknagi ihn, „laß nur verkünden, daß ein jeder, der in deiner Gunst steht, eine solche Kappe tragen darf; nicht so kostbar wie die der Majestät, sondern ein jeder entsprechend seinem Stand und Rang. Bald wird sie bei allen beliebt sein.“    
    Dieser Rat leuchtete sogar dem König mit den langen Ohren ein.
    Zwei Tage später mußte der alte Minister zu seiner größten Verwunderung den für Poknagi bestimmten Giftbecher ausgießen.
    Nun geschah alles so, wie Poknagi es vorausgesehen hatte. Als der König sich mit seinem prächtigen Kopfschmuck dem Volke zeigte, inmitten neuer Ratgeber, die gleich ihm die kleidsame Kappe trugen, dauerte es nicht lange, und nicht nur die Hofleute, sondern auch das Volk legte sich die hübsche, praktische Kopfbedeckung zu, die im Winter die Ohren so prächtig wärmte.
    Poknagi aber blieb bei dem König, hütete sein Geheimnis und sorgte dafür, daß er mit seinen langen Ohren, die ihm die Götter verliehen hatten, stets die Nöte und Klagen des Volkes vernahm.
    So regierte der König mit den Eselsohren klüger und gerechter als alle Herrscher vor ihm.     Ilse Korn

Der gewitzte Schuhmacher
    Ei n Märchen ans Georgien
    In einer großen Stadt lebte einmal ein armer Schuhmacher. Was er am Tage verdient hatte, verzehrte er am Abend. Das war nicht viel, aber er schlug sich durch von einem Tag zum andern. Niemals ging er in die Weinschenken. All seinen Verdienst brachte er heim und war Abend für Abend mit seiner Frau und seinen Kindern fröhlich und guter Dinge.
    Der Fürst des Landes, den manchmal die Langeweile plagte, verkleidete sich des öfteren, zog das Gewand eines Marktaufsehers an und wollte beobachten, wie die Menschen in seiner Stadt lebten und was sie redeten. Als er wieder einmal durch die Gassen wanderte, hörte er im Hause des Schuhmachers Gelächter.
    Er klopfte an, trat ein und sah den Meister im Kreise seiner Familie vergnügt beim Abendbrot sitzen.
    Der Hausherr lud den Gast zu Tisch. Er ist ein Aufseher, dachte er, vielleicht werde ich ihn einmal brauchen können!
    „Verzeih die Frage, Bruder, aber sage mir: Was ist dein Gewerbe, und wie kommt es, daß du an einem gewöhnlichen Wochentage so fröhlich bist und Wein trinkst, als wäre es Feiertag?“ fragte der Fürst.
    Der andere antwortete: „Sieh, Bruder, ich bin Schuhmacher, und was ich am Tage verdiene, das verzehre ich abends mit meiner Familie. Haben wir nicht Grund zur Freude? Freilich ist es nur Brot und keine gelbe Pastete vom Huhn, die unser Fürst täglich auf seiner Tafel hat. Und was den Wein anbelangt, nimm einen Schluck, Bruder, und urteile, ob er mir zusteht.“
    Der verkleidete Fürst nahm den Becher und verzog den Mund, denn der Wein des Schuhmachers war sauer.
    „Doch sage mir, mein Freund“, fuhr der Fürst fort, „was tätest du, wenn die Läden auf längere Zeit geschlossen würden?“
    „Oh, selbst meinem Feinde möchte ich nicht wünschen, daß es ihm so ergeht, wie es mir dann erginge“, sagte der Schuhmacher erschrocken.
    Der Fürst ging nachdenklich fort und dachte bei sich: Will doch sehen, wie dein Witz und deine gute Laune zerschmelzen wie Butter in der
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