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Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)

Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)

Titel: Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
Autoren: Christian Rieck
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von nur 0,05 Mikrometern im scharfen Zustand dürfte offensichtlich sein, dass die Rasur zu einer einseitigen Abnutzung führt (zum Beispiel durch einen Grat) und man diesen Effekt zumindest beeinflussen kann, indem man die Klinge andersherum verwendet.
     
    Während die Meisten die Klinge nach dem Wenden (sofern sie das denn überhaupt tun) nur noch ein bis zwei Mal einsetzen, habe ich die Klingen eher in der Mitte der Lebensdauer gewendet. Meine Hypothese ist, dass das Wenden etwa für 40% der Lebensdauer gut ist, was mir oft Spott eingebracht hat.
     
    Mit Hilfe meines Blademaster-Blindtests ist es jetzt endlich möglich, die Wirkung des Wendens auch empirisch zu überprüfen, und zwar mitten im echten Leben. Das geht so: Eine Klingenseite drei Mal benutzen, die andere nicht. Dann die Klinge wenden und im Blindtest versuchen herauszufinden, welche die unbenutzte Seite ist. Das Resultat ist mehr als verblüffend:
     
    Ich wählte signifikant häufiger die benutzte und gewendete Seite als die "schärfere" heraus. Ich habe das erst für einen Fehler bei meiner Anordnung gehalten, aber der Effekt scheint echt zu sein. Sie ruckelt eindeutig weniger und rasiert gleich gut. Ähnlich wie beim Blademaster ist die Wirkung eine sanftere Klinge, die man aber gleichzeitig als etwas besser schneidend empfindet. Ich fühle mich daher deutlich bestärkt in meiner These, dass man eine Klinge etwa in der Mitte ihrer Nutzungsdauer wenden sollte. Im Gegensatz zum Blademaster habe ich aber hier gleichzeitig das Gefühl, dass die Standzeit etwas verlängert wird. Ob man die Prozedur bei den 35-Cent-Klingen aus Ersparnisgründen auch wirklich anwendet, ist natürlich noch einmal eine andere Frage, aber aus Gründen des Rasiercomforts lohnt es sich auf jeden Fall.
     
Mehr Bart   durch Rasieren?
     
    In der Generation der über Fünfzigjährigen ist es eine ausgemachte Sache, dass Rasieren das Haarwachstum anregt und damit den Bartwuchs vermehrt, ähnlich wie wenn man einen Baum beschneidet. Unter den Jüngeren ist es eine ebenso ausgemachte Sache, dass dies eine moderne Legende ist und das Rasieren oder Abschneiden keinerlei Einfluss auf das Wachstum des Haares hat. Die Begründung dafür ist, dass die Haare aus totem Gewebe bestehen und kein Signal an die Kopfhaut weitergeben, dass sie abgeschnitten wurde. Wie sollte also dann das Wachstum angeregt werden?
     
    Interessanterweise ist mir keine wissenschaftliche Untersuchung dazu bekannt. Es gibt zwar Untersuchungen, die als Ergebnis haben, dass Barthaare durchschnittlich 0,3 Millimeter am Tag wachsen, aber wirklich systematisch wurde der Einfluss des Rasierens auf das Wachstum offenbar nicht untersucht. Das ist auch kein Wunder, denn eine solche Untersuchung wäre extrem aufwendig. Dennoch gibt es etliche, auch wissenschaftliche Bücher, die einen Einfluss des Scherens auf das Haarwachstum ausschließen, aber ist das schon ein Nachweis? Denn praktisch jeder macht die Beobachtung, dass die Haare fester werden und schneller wachsen, wenn man sie rasiert. Wenn es wirklich nur um den fehlenden Informationsfluss vom Haarende zur Haarwurzel geht, dann habe ich eine kreative Hypothese [19] dazu:
     
    Auf unseren Haaren leben angeblich Haarbalgmilben, das sind winzige Tierchen von 150 bis 250 Mikrometern Länge. Sie ernähren sich von Kleinigkeiten auf der Kopfhaut, wandern irgendwann in die Haarbalge zurück, um sich fortzupflanzen, und kommen mit dem wachsenden Haar wieder an die Oberfläche zurück. Was nun, wenn sie das Haarwachstum einschränken, aber ihre Zahl verringert wird, wenn man sich intensiv rasiert? Pro Quadratzentimeter sollen etwa 5 dieser Tierchen leben, dass könnte doch schon etwas ausmachen, denn auf dem gleichen Raum wachsen etwa 45 Barthaare, es wären also 10% der Haare betroffen.
     
    Wie gesagt, nur als eine Idee, wie der Informationsfluss vom abgeschnittenen Haar aus funktionieren könnten. Denn als Wissenschaftler habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Alltagserfahrung der Praktiker sehr oft einen wahren Kern hat, auch wenn die genannten Begründungen oft falsch sind.
     
    Vielleicht ist der vermehrte Haarwuchs durch Rasieren aber auch wirklich nur ein Scheineffekt, den man folgendermaßen erklären könnte:
     
    Wenn ein Haar einen drittel Millimeter lang ist, dann biegt es sich nicht so leicht wie ein zwei Millimeter langes Haar. Daher wirken die nachwachsenden Stoppeln subjektiv härter als die flachgelegten Mehrtagehaare oder gar als vorher vorhandener,
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