Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )

Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )

Titel: Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )
Autoren: Benjamin Wagner
Vom Netzwerk:
ein entscheidender Satz. Wenn Mädels mit solchen Formulierungen anfangen, dann hieß das, dass sich die Beziehung dem Ende entgegenneigte.
    „Man verändert sich halt“, war meine trockene Antwort.
    „Aber doch nicht so.“
    „Doch. Und jetzt geh bitte nach Hause. Wir sehen uns morgen in der Schule.“
    Ich musste einfach direkt werden. Von alleine wäre sie nie gegangen.
    Kaum war sie durch die Tür, fuhr ich erstmal meinen PC hoch und rief Google auf. Ich suchte Rat, aber ich hatte keinen Plan, wie und wo. Ich überlegte, was ich eingeben könnte.
    Die Frage war ja, ob ich schwul sein könnte und daher entschied ich ganz einfach „schwul“ als Suchbegriff zu nehmen.
    Nur wenige Sekunden später war ich frustriert. Pornos waren greifbar nahe, jedoch hatte ich nicht das geringste Interesse an Pornos - erst recht nicht in diesem Moment.
    Außerdem gab es noch diese superschlauen Lexika, die mich Sachen wissen ließen wie „Schwul - umgangssprachliche Bezeichnung für die männliche Homosexualität“. Das war es ganz bestimmt nicht, was ich suchte.
    Ich fing zwar den einen oder anderen Artikel an zu lesen und gab nach wenigen Zeilen wieder auf.
    Was interessierte mich der Streit der Wissenschaftler, ob Homosexualität durch Prägung oder Vererbung entsteht?
    Mir ging es um viel grundsätzlichere Dinge und so schloss ich diese Suche erfolglos ab.
    Stattdessen überlegte ich, ob es irgendeinen Menschen gab, mit dem ich über mein Problem reden könnte. Natürlich fiel mir als erstes meine Mutter ein und ich war mir sogar recht sicher, dass sie Verständnis aufbringen würde, doch ich hielt es für etwas zu früh, sie mit solchen Problemen zu belasten, ohne selber sicher zu sein.
    Mit Lara darüber zu reden wäre das absurdeste und dämlichste gewesen, was ich hätte tun können.
    Lukas war immerhin mein bester Freund, den ich schon länger als eine halbe Ewigkeit kannte, doch bezweifelte ich, dass er die intellektuellen Fähigkeiten aufbringen würde, mein Problem im Ganzen zu verstehen.
    Was wäre, wenn ich mit dem hübschen Jungen selber darüber reden würde? Auch Quatsch, denn den kannte ich ja kaum.
    So musste ich notgedrungen entscheiden, mein Geheimnis und meine Träume für mich zu behalten.

Kapitel 4
     
     
    Am Donnerstag sah ich meinen Traum wieder. Ich hatte den Jungen zwischendurch zwar auch mal gesehen, aber nicht die Gelegenheit gehabt, mit ihm zu sprechen.
    Am Donnerstag nach der sechsten Stunde standen wir wieder nebeneinander an der Bushaltestelle.
    „Hey, da bist du ja wieder.“
    Unglaublich. Nicht nur, dass er sich noch an mich erinnern konnte, er schien sich sogar zu freuen, mich wieder zu sehen. Aber natürlich wusste er nicht, wie sehr ich ihn vermisst hatte.
    Ich nutzte die Gelegenheit, eine geradezu essentielle Frage zu klären.
    „Ja, hi, ... eh ... Wie heißt du eigentlich?“
    „Henning. Und du?“
    „Ich? David.“
    Jetzt hatte mein Traum wenigstens einen Namen: Henning.
    Ich überlegte krampfhaft, wie ich mit ihm im Gespräch bleiben könnte. Zum Glück ergriff er das Wort und ich konnte mich mit ihm unterhalten.
    „Bist du eigentlich gut in der Schule?“, fragte er mich.
    „Geht so“, gab ich ihm als ehrliche Antwort.
    „In Mathe und diesem ganzen naturwissenschaftlichen Scheiß bin ich nicht gut. Mit dem Rest komm ich ganz gut klar.“
    „Und wie sieht's bei dir mit Latein aus?“
    Der schien allen ernstes Interesse an meinen schulischen Leistungen haben.
    „Da läuft's perfekt. Das ist mein bestes Fach. Warum willst du das denn so genau wissen?“
    „Ich such jemanden, der mir da so ein bisschen helfen kann.“
    „Prima! Also für so was stell ich mich immer gerne zur Verfügung“, log ich.
    Niemals hatte ich Interesse daran gehabt, irgendwelchen schlechten Mitschülern Nachhilfe zu geben. Sogar für Lara hatte ich das immer nur zähneknirschend getan.
    Aber wenn mich der schönste Junge der Welt darum bat, dann sah ich einfach keine Möglichkeit, ‚Nein' zu sagen. Im Gegenteil, ich empfand es sogar als Ehre, von diesem göttlichen Geschöpf um Hilfe gebeten zu werden, so dass ich es als meine Pflicht sah, ‚Ja' zu sagen.
    „Du kannst gerne mal bei mir vorbeikommen. Dann helfe ich dir überall, wo du Hilfe brauchst.“
    Jetzt musste er nur noch ‚Ja' sagen, dann wäre meine Welt perfekt gewesen.
    „Wann hast du denn Zeit?“, fragte er mich.
    Für dich immer, hätte ich beinahe gesagt, aber das hätte garantiert bescheuert geklungen.
    „Wann willst du denn,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher