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Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )

Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )

Titel: Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )
Autoren: Benjamin Wagner
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ein weiteres Mal verscherzt.
    Das war Grund genug, mich nach der vierten Stunde abzusetzen. Montags hatten wir eh nur fünf Stunden und die fünfte auch nur Biologie bei irgendeiner Referendarin, deren Name ich mir mal zu merken versucht hatte.
    Also kein Anreiz für mich, länger da zu bleiben. Diese Woche hatte meine Mutter Frühschicht, also hatte ich bis zwei Uhr Ruhe vor ihr. Sie arbeitet übrigens bei der Polizei.
       
     
    Ich stand an der Bushaltestelle, so dass mich niemand vom Schulgelände aus sehen konnte. Beim Schwänzen erwischt zu werden macht immer einen schlechten Eindruck.
    Ich steckte mir eine Zigarette an und wartete auf den Bus.
    Ich dachte an nichts Böses mehr, bis ich auf einmal jemanden um die Ecke kommen sah, mit dem ich in diesem Moment nicht gerechnet hätte. Es war der Junge vom Morgen. Zu allem Überfluss stellte er sich auch noch neben mich an die Bushaltestelle.
    „Hi“, sagte er.
    „Hallo. Schule schon vorbei?“
    „Nö“, sagte er. „Keinen Bock mehr.“
    Mensch, der hat sogar was mit mir gemeinsam.
    „Geht mir genauso“, meinte ich.
    Er sah mich an, ob fragend oder zustimmend, wusste ich nicht.
    „Machst du das öfters?“, fragte er mich.
    „Nur wenn ich 'nen Grund habe.“
    Dann wollte er natürlich wissen:
    „Was ist denn heute dein Grund?“
    „War halt 'n Scheiß Tag. Meine blöde Freundin nervt, hab mal wieder Stress mit meiner Klassenlehrerin und ... ja, das war's.“
    Ich konnte ihm ja schlecht sagen, dass ich ihn seit dem Morgen nicht mehr aus dem Kopf kriegte und nicht wusste, warum.
    „In welcher Klasse bist du denn?“
    Will der mich jetzt interviewen, oder was?
    „In der zehnten. Und du?“
    „Achte.“
    „In der Achten fängt man schon an, mit Schule schwänzen?“ Das interessierte mich wirklich. Ich hatte erst am Ende der Neunten damit angefangen und es ist immer die Ausnahme geblieben. Es waren insgesamt vielleicht fünf Stunden im Monat.
    „Naja, wenn man 'nen Grund hat.“
    „Was ist denn dein Grund?“
    „Ich will so 'nem Scheiß Vokabeltest entgehen. Latein. Ich hab' nichts gelernt.“
    Gut, das ist 'n Grund.
    Zum Glück kam mein Bus. Natürlich hätte ich mich noch gerne weiter mit ihm unterhalten, aber ich hatte Sorgen, dass mir die Themen ausgehen und er 'nen schlechten Eindruck von mir kriegen würde. Er wirkte genauso sympathisch auf mich wie am Morgen. Nicht nur, dass er richtig gut aussah, er hatte auch eine angenehme, liebenswerte Stimme.
    Ich verabschiedete mich von ihm.
    „Ich fahr' mit der anderen Linie. Also, man sieht sich.“
    „Alles klar, tschüss.“
    Ich stieg in den Bus und drehte mich noch einmal zu ihm um.
    Hatte er mir zugezwinkert?
    Entweder leide ich unter Wahnvorstellungen oder dieser Junge ist richtig süß. Wahrscheinlich beides.

Kapitel 3
     
     
    „Schule schon aus?“
    Kaum hatte ich zu Hause die Tür aufgeschlossen, traf mich der Schlag.
    Silke, meine Mutter, stand vor mir - so wie ich sie kenne und liebe: Zigarette in der Hand, hektischer Gesichtsausdruck und gerade dabei, aus einem Stapel Akten etwas herauszusuchen.
    „Ja, die fünfte ist ausgefallen.“
    Silke gehörte nicht zu den übereifrigen Müttern, die sich mit einem solchen Hinweis nicht zufrieden gegeben hätten.
    „Ich bin dann auch gleich wieder weg.“
     Damit hatte ich auch gerechnet.
    „Ich such nur kurz .... Ich hatte doch irgendwo ...“
    Irgendwann hatte sie dann aus dem gigantischen Stapel Akten die gesuchte herausgefischt.
    „Bin schon wieder weg. Heute Nachmittag bin ich ja da.“
    „Schön.“
    Was hätte ich sonst sagen sollen?
       
     
    Ich ließ mich auf mein Bett fallen und machte den Fernseher an.
    Es war gerade zwölf und das war ja im Allgemeinen die Zeit am Tag, wo sich das Fernsehprogramm auf dem untersten Niveau bewegt. Ich glaube, dass genau die Sorte Mensch, die in gewissen Talkshows zu sehen ist, zu dieser Zeit vor dem Fernseher sitzt und nichts anderes tut, als sich wiederzuerkennen.
    Nachdem ich mich mal wieder davon überzeugt hatte, schaltete ich den Fernseher wieder aus und machte nichts.
    Also nicht wirklich nichts. Ich lag auf meinem Bett, starrte die Decke an und überlegte.
    Das blöde daran war nur, dass ich schon wieder an diesen Jungen dachte.
    Ich wusste immer noch nicht, wie er heißt und zum ersten Mal seit langem freute ich mich, am nächsten Tag wieder in die Schule zu gehen, und das nur, um ihn wiedersehen zu können.
    Letztendlich lief es darauf hinaus, dass ich die paar Stunden, die mir bis
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