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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo
Autoren: Charlotte MacLeod
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Salz der Erde.«
    Sarah wußte sofort, was er meinte: eine
laute Stimme und eine massige Erscheinung. Brooks war zeitlebens das geborene
Opfer für dominante Frauen gewesen.
    Sie informierten Davies darüber, was
sie vorhatten, und er beschloß, sie zu begleiten.
    Den völlig verstörten Melanson fanden
sie zusammengesunken zwischen seinem grotesken Nippes. Als er sie sah, sprang
er hastig auf.
    »Gott sei Dank, daß Sie es sind, Mr.
Kelling. Ist es nicht furchtbar? Vieuxchamp hat es mir gerade erzählt.« Er
stammelte noch ein- oder zweimal »furchtbar«, dann versagte ihm wieder die
Stimme.
    »Haben Sie irgend etwas bemerkt, Mr.
Melanson?« fragte Davies.
    »Um Gottes willen, natürlich nicht.
Überhaupt nichts. Bis Vieuxchamp es mir erzählt hat, hatte ich keine Ahnung.«
    »Haben Sie von dem ganzen Lärm im Hof
denn nichts mitbekommen?«
    »Doch schon, aber was konnte ich schon
groß tun? Ich wußte gleich, daß irgend etwas Furchtbares passiert sein mußte.«
    »Aber Sie sind nicht hingelaufen und haben
nachgesehen, was los war?«
    »Das ging doch nicht, wir dürfen doch
unseren Posten nicht verlassen. Darin ist Mr. Fitzroy sehr streng. Vieuxchamp
hätte auch gar nicht kommen dürfen. Ich hoffe, Sie glauben nicht etwa, daß ich
ihn hergelockt habe?«
    »Das war schon in Ordnung, Mr.
Melanson. Die Polizei hat das ganze Stockwerk abgeriegelt. Haben Sie irgendeine
Vorstellung, warum jemand Joe Witherspoon hätte töten sollen?« wollte Davies
wissen.
    Die Frage versetzte das ängstliche
Gemüt in schiere Panik. »Die-Diebe«, stotterte Melanson. »Vieuxchamp hat
gesagt, es waren Diebe. Es können nur Diebe gewesen sein. Oder etwa nicht?«
    »Und warum? Nicht unbedingt. Ich kann
mich nicht erinnern, daß im Museum je etwas gestohlen worden ist.«
    »Oh nein, gestohlen wurde hier nichts.
Jedenfalls nicht«, korrigierte er sich schnell, »soviel ich weiß.«
    »Vermuten Sie denn, daß es
möglicherweise einen Diebstahl gegeben hat, der nie aufgedeckt worden ist?«
    »Um Himmels willen, nein! Ich würde
nicht im Traum daran denken, so etwas zu vermuten. Aber wenn sich jemals
herausstellen sollte, daß es doch der Fall war, und ich gesagt habe, daß es
nicht so war, denkt vielleicht irgend jemand, daß ich — «
    »Mr. Melanson«, unterbrach ihn
Bittersohn, »können Sie sich daran erinnern, daß sich Witherspoon jemals
darüber beklagt hat, daß sich irgend etwas verändert hat?«
    »An den beiden Uccellos, meinen Sie?
Nein, ich glaube, das war Mr. Fitzroy. Vielleicht irre ich mich auch, aber ich
bin mir ziemlich sicher, daß es Mr. Fitzroy war, der mit Mrs. Tawne gesprochen
hat. Fast sicher, meine ich natürlich. Nun ja, relativ sicher.«
    »Und was genau hat Mr. Fitzroy zu Mrs.
Tawne gesagt?«
    »Sie dürfen bitte nicht denken, daß ich
absichtlich zugehört habe. Aber Mr. Fitzroy hat kein Blatt vor den Mund
genommen, das kann ich Ihnen sagen. Ich glaube, darüber darf ich ruhig
sprechen. Ich meine, das bedeutet nicht, daß er — das heißt, eigentlich war es
doch Mrs. Tawne, die — «
    »Die was?«
    »Die Bilder umgehängt hat, weil sie
dachte, daß sie so besser aussehen würden. Obwohl Madam Wilkins es ausdrücklich
anders angeordnet hatte! Es war — es war — « Er suchte verzweifelt nach Worten.
    »Sie müssen wissen, Bittersohn, daß in
Madams Testament ausdrücklich festgelegt ist, daß alles genauso zu bleiben hat,
wie sie es bestimmt hat.«
    Brooks Kelling nahm es auf sich, die
Erklärung für Melansons unverständliches Gestammel zu liefern. »Madam Wilkins
besaß einen unglaublich schlechten Geschmack.«
    »Stimmt«, pflichtete ihm Melanson
erleichtert bei. »Und da hingen sie sich also auf einmal gegenüber, wo sie sich
doch vorher immer den Rücken zugekehrt hatten. Ich habe es selbst gesehen.«
    »Wann war das?«
    »Tja — da muß ich mal nachdenken ich
glaube, das war, als ich den Karbunkel hatte. Vielleicht vor drei, nein vier —
meine Güte, es ist so schwer, sich zu erinnern. Ich würde sagen, letzten
Oktober vor etwa vier Jahren, aber ganz genau kann ich es auch nicht mehr
sagen.«
    Bittersohn seufzte. »Können Sie sich an
nichts erinnern, was weniger lang zurückliegt?«
    »Ich hoffe doch sehr, daß derartige
Zwischenfälle nicht sehr häufig sind!«
    Glücklicherweise tauchte in diesem
Moment Vieuxchamp wieder auf und bewahrte Sarah davor, sich durch einen
Kicheranfall zu blamieren.
    »Ich habe mich umgeschaut«, erklärte
er. »Soweit ich sagen kann, scheint nichts zu fehlen. Doch um
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