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Madam Baeurin

Madam Baeurin

Titel: Madam Baeurin
Autoren: Lena Christ
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Haltbarkeit nochmals überprüfend, bewegen sie die Hutsche; aber bald werden sie kühner, erhitzen sich an dem Juchzen der Burschen und an dem Kreischen der Maidln und werken nun mit voller Kraft.
    Hei! Da flattern die Röcke und zappeln die Beine!
    Da bittet manche herrische und anhabische Dirn den sonst so verhaßten Bewerber um Gnade!
    Da kommt ein Rausch über alle, die noch jung sind und Blut haben in ihren Adern!
    Das ist die Stunde, von der man noch kichernd und verstohlen spricht, wenn längst die Kirchweih vorüber und der Winter in die Bauernhöfe eingezogen ist. Wenn die Jugend beisammensitzt in der Spinnstube und die Alten sich erwärmen auf der langen Ofenbank. – Wie überall an diesem Tag, so ist es auch auf dem Schiermoserhof.
    Ein Kirchweihtag voller Lust und Genuß, voller Freud und Ausgelassenheit.
    Rosalie ist auch heute die Seele des Ganzen – die Bäuerin.
    Sie läuft und schafft, kocht und werkt, hat die Händ voller Arbeit und das Herz voller Lust. Und Tante Adele hilft getreulich mit beim Kochen und Backen, beim Essen und Trinken, beim Lachen und Lustigsein.
    So kommt's, daß die gute Schiermoserin samt ihrer alten Mutter vergebens der Stunde des Tages harren, da eine oder die andere von den Töchtern gelaufen kommt, um zu betteln: »Geh, Muatta, hilf! Der ganze Kirta is beim Teife, balst net kimmst. Dees Stadtweiberts hat uns den ganzen Kirta verhunzt!«
    Nein. Nichts dergleichen rührt sich.
    Nur das Gansdirndl bringt gegen Mittag die Botschaft: es wär alles fertig und wenn die Schiermoserin Lust hätt, herüberzukommen zu einem kleinen Schmaus ...
    Daß unser Herrgott sie davor bewahre!
    So gern sie etwas verkosten möchte von den Gerichten, die dieses Weibsbild zubereitet hat!
    Sie kanns überwinden!
    Und mit Verachtung auf den Lippen, Groll in den Augen und bitterem Weh im Herzen setzt sie sich einsam an ihren Tisch und würgt hinunter, was vom Tag vorher noch da ist: ein harter Knödl und ein wenig Kraut.
    Darnach kleidet sie sich festlich an und geht hinab nach Glonn zum Rosenkranz und zur Vesper.
    Indes der Schiermoser, ihr Eheherr, wie ein Junger daheim durchs Haus läuft, lacht, scherzt, mit keinem Gedanken sich seines trutzigen Eheweibs erinnert und zu guter Letzt Rosalie sogar um einen Tanz angeht, indem er sagt: »I muaß wissen, obst aa a so a riegelsame Tanzerin bist wia a Bäuerin!«
    Im Herzen aber denkt er: Eine bessere Hochzeiterin hätt er nicht finden können, der Franzl, und wenn er suchen wollt zwanzig Stunden im Umkreis. Bei diesem Kegelschieben hat sein Bub den besten Wurf getan!

    Assessor von Rödern wundert sich schon seit geraumer Zeit, daß seine Braut so gar nichts mehr von sich hören läßt.
    Außer ein paar nichtssagenden Kartengrüßen hat er von Rosalie nichts erhalten, was ihn irgendwie ihrer Zuneigung hätte versichern können.
    Die Rätin allerdings schrieb fleißig.
    Aber ihre Briefe sind stets von einer schwulstigen Schönrederei, von einer so unangenehm geschraubten Art, so gedrechselt und so gewunden, daß er sich am End nicht mehr darin zurechtfinden kann.
    Was nützen ihm all die Redensarten der Mutter, wenn die Tochter nicht jene Worte findet, die man als Verlobter doch schließlich beanspruchen kann!
    Ist er denn nun eigentlich Bräutigam, oder ist er's nicht?
    Er will sich Klarheit schaffen. – Sofort.
    Und so findet ihn der leuchtende, schier sommerliche Oktobersonntag, an dem bei den Bauern Kirchweih ist, auf dem Weg nach Berganger.
    Er hat noch einen Freund dazu eingeladen, und sie wollen zugleich eine kleine Wanderung durch den Herbst mit dieser Reise verbinden.
    Es ist bald um die Stunde des Abendessens.
    Die Lust und der Trubel des Kirchweihtags ist aufs höchste gestiegen; der dritte, vierte Banzen wird angezapft, und die Kirchweihschaukel beginnt zu quieksen und zu knarren bei jedem Schwung.
    Franz Schiermoser hat mit dem Oberknecht das Treten der Hutsche übernommen.
    Und Rosalie sitzt nun gleich den Töchtern und den andern Mädchen auf dem Brett, lachend und voller Übermut.
    Da kommen zwei Wanderer des Wegs, schauen verwundert auf die Szene und nähern sich langsam, angezogen von dem Lärmen und Lachen und der Musik, der Tenne.
    In diesem Augenblick gibt Franz Schiermoser das Zeichen zum Halten.
    Die Burschen springen hinzu, halten die Schaukel an und bemächtigen sich der schreienden Dirnen.
    Und der Franzl springt herunter vom Brett, hilft Rosalie herab, wirbelt sie etliche Male im Kreis herum und hebt sie darnach juchzend in
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