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Macht: Thriller (German Edition)

Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Macht: Thriller (German Edition)
Autoren: David G.L. Weiss
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»Sind I hre Frau und Ihre reizende Tochter auch hier?«
    Fuchs wurde blass und räusperte sich. Er zog seine Rechte wieder zurück und sah sich suchend nach allen Richtungen um. »Ja, ja«, begann er zögerlich. »Meine Frau muss hier doch irgendwo …« Da entdeckte er neben sich in der Menge die Frisur, den Seidenschal und den Damentrenchcoat, fasste seine Ehefrau an der Hand und zog sie zu sich. »Sophie, hast du schon die Frau Bezirksvorsteherin begrüßt?«
    »Guten Abend! Ich freue mich sehr, dass Sie kommen konnten«, lächelte Sophie und gab artig die Hand. Danach warf sie ihrem Mann einen strengen Seitenblick zu. »Ich habe mich gerade unterhalten!«, zischte sie ihm kaum hörbar ins Ohr, um sich mit strahlendem Lächeln der Politik zu widmen.
    Gabriel wich ihr aus und hüstelte.
    »Das ist aber schön, Sie heute Abend auch zu treffen, Frau Pfarrer«, flötete die mächtigste Frau im Bezirk und berührte Sophies Unterarm. »Ich habe mich soeben bei Ihrem Mann nach Ihnen und Ihrem reizenden Fräulein Tochter erkundigt.« Sie änderte die Tonlage und machte ein mitfühlendes Gesicht. »Wie geht es Elisabeth?«
    »Wenn Sie beide mich bitte entschuldigen! Ich muss mich noch um die Musiker und um meine kurze Ansprache kümmern«, sagte Pfarrer Fuchs und verschwand in Richtung Kirche.
    Alles klar! Da geht er hin, dachte Sophie. Sie blickte Gabriel hinterher und seufzte leise. Sie wusste, über ihre gemeinsame Tochter zu reden ging ihm sehr nahe. Zu der Politikerin meinte sie: »Danke der Nachfrage. Lilly geht es gut.«
    »Den Umständen entsprechend?« Die Augen der Bezirksvorsteherin waren neugierig auf Sophie Fuchs gerichtet.
    »Es geht ihr gut«, antwortete Sophie.
    »Wird sie dann auch dem Konzert lauschen?« Die Politikerin legte den Kopf etwas zur Seite und versuchte, in Sophies Gesicht zu lesen.
    »Nein.« Sophie schüttelte den Kopf und lächelte. »Für so ein junges Mädchen ist Kammermusik noch nicht wirklich interessant. Ich denke, heute ist es für Lilly das Beste, zu Hause zu bleiben. Das lange Stillsitzen, die vielen fremden Leute, das ist sehr anstrengend für sie.« Sophie biss sich auf die Unterlippe. Das waren jetzt der Worte zu viel gewesen.
    »Ich verstehe.« Die Frau bemühte sich um eine neutrale Stimmlage, wirkte jedoch ein wenig enttäuscht.
    Nein, tust du nicht, du Schnepfe! Mein Kind ist kein dressierter Affe in einer Schaubude, ging es Sophie durch den Kopf, als sie diesen bestimmten Ausdruck in den Augen ihres Gegenübers bemerkte. Über ihre Lippen kam jedoch: »Aber ich freue mich schon sehr auf die Musik. Sie auch?« Und ohne auf ihre Antwort zu warten, hakte Sophie sich bei der Politikerin unter und führte sie langsam zum Eingang. »Das wird sicher ein ganz unvergesslicher Abend«, plauderte sie weiter. »Haben Sie schon gehört, die beiden Violinistinnen spielen sogar im Gewandhausorchester. Besser, wir gehen rasch auf unsere Plätze, bevor sie uns noch jemand wegschnappt.«
    Gabriel Fuchs wollte gerade die Türklinke hinunterdrücken, als sein Blick wie jedes Mal an dem Mosaik über dem Kircheneingang hängen blieb.
    Auf dem Portal breitete Jesus goldhinterlegt seine Arme aus. »Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid«, stand auf dem Schriftband um seinen Kopf.
    Ich bin doch schon längst da, wiederholte Fuchs im Geiste seinen ständigen Vorwurf. Er schloss die Augen, sah seine Tochter als Baby vor sich und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Immer dieselben Fragen, niemals eine Antwort.
    Was Lilly wohl jetzt gerade machte? Fuchs drehte sich zum Pfarrhaus um. Aus den beiden Rundbogenfenstern seines Büros schimmerte hellblaues Licht. Das Mädchen war wohl schon wieder an seinem Computer.
    Wie oft hatte er ihr erklärt, dass sie das nicht mehr tun durfte? Seine Worte drangen einfach nicht zu ihr durch. Gabriel ballte die Faust und hätte am liebsten gegen das Holz geschlagen. Aber das Raunen und Kichern seiner Gäste klang in seinen Ohren, und Fuchs hatte in seinen Jahren als Pfarrer gelernt, dass in seiner öffentlichen Rolle jede seiner Äußerungen sofort auf die Goldwaage gelegt wurde. Alle Augen waren ständig auf ihn und seine Familie gerichtet, und nicht alle waren wohlwollend.
    Der Pfarrer ließ die Hand in seiner Hosentasche verschwinden, lächelte in die Runde und atmete tief durch. Er richtete sich auf und beobachtete seine Frau, wie sie Arm in Arm mit der Bezirksvorsteherin auf ihn zukam.
    Sophie scherzte und lachte. Sie wirkte völlig
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