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Macht Musik schlau?

Macht Musik schlau?

Titel: Macht Musik schlau?
Autoren: Lutz Jäncke
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Minuten die bereits in der ersten Studie verwendete Mozart-Sonate und Gruppe 3 (gemischt) hörte an den darauf folgenden Tagen jeweils zehn Minuten ein anderes Musikstück. Am 2. Tag hörten diese Versuchspersonen ein einfaches Musikstück (von Philip Glass), am 3. Tag eine auf Band aufgenommene Geschichte und schließlich am 4. Tag einen zehn Minuten dauernden Ausschnitt eines Trancestückes. Nach jeder experimentellen Bedingung mussten die Testpersonen die 16 Papierfalteaufgaben bearbeiten, wobei die erzielte Leistung dokumentiert wurde. Am 5. Tag wurde noch ein Kontrollexperiment eingeführt, bei dem eine Aufteilung der Gruppe 3 (gemischt) in zwei Gruppen erfolgte. Eine Teilgruppe hörte die Mozart-Sonate, die andere hörte nichts (Ruhebedingung). Nach dieser Exposition mussten diese Testpersonen noch einmal die Kurzzeitgedächtnisaufgaben bearbeiten. Es zeigte sich kein Unterschied im Hinblick auf die Kurzzeitgedächtnisleistungen beider Gruppen, was die Autoren veranlasste, zu vermuten, dass Gedächtnisleistungen durch das passive Hören der Mozart-Sonate nicht beeinflusst würden.
    Im Hinblick auf die Leistungen in den visuell-räumlichen Aufgaben konnten die Autoren allerdings feststellen, dass die Versuchspersonen, welche die Mozart-Sonate hörten, unmittelbar nach dem Hören der Musik an den Tagen 2 und 3 erheblich bessere Leistungen in der Papierfalteaufgabe aufwiesen als während der Kontrollmessung (siehe auch Abb. 3 bis 5 ). Die Versuchspersonen der anderen Gruppen zeigten über die Tage hinweg durchgehend gleich bleibende Leistungen. Besonders heben die Autoren einen Teilbefund hervor, wonach diejenigen Testpersonen, die in der Baselinemessung (Messung vor der Stimulation) niedrige Messwerte erzielt hatten, ihre räumlichen Leistungen erheblich verbesserten, nachdem sie die Mozart-Sonate gehört hatten. Die Verbesserungen betrugen bei der Mozart-Gruppe 62 % von Tag 1 auf Tag 2, während die Ruhe-Gruppe ihre Leistung um 14 % und die Gruppe 3 um 11 % steigerte.
    Rauscher und Kollegen weisen explizit darauf hin, dass die Papierfalteaufgabe keine einfache räumliche Aufgabe sei, sondern dass insbesonderedie zeitliche Aufeinanderfolge der 16 Aufgaben von wesentlicher Bedeutung sei. Dabei gehen sie davon aus, dass bei jedem Stimulus ein bestimmtes Hirnaktivierungsmuster vorlag. Die Bearbeitung dieser zeitlich-räumlichen Aufgaben soll durch das Hören der Mozart-Sonate optimiert werden. Gemäß ihrer Auffassung soll während des Hörens der Mozart-Sonate ein ganz bestimmtes Hirnaktivierungsmuster erzeugt werden, das letztlich die optimale neuronale Grundlage für das Lösen von räumlichen Aufgaben diesen Typs sei. Sie schlagen zwei Erklärungsmöglichkeiten für den von ihnen gefundenen Effekt vor:

    Abbildung 3: Ergebnisse der zweiten Studie von Rauscher et al. (1995). Man erkennt, dass jene Versuchspersonen, welche Mozart-Musik gehört hatten, etwas bessere Leistungen in der Papierfalteaufgabe erzielten. Dieser Unterschied ist auch statistisch signifikant.

    Abbildung 4: Teilergebnisse der zweiten Studie von Rauscher et al. (1995). Dargestellt sind die Ergebnisse für die Versuchspersonen, die in der Ausgangsmessung die schlechtesten Testleistungen erzielt hatten. Man erkennt, dass jene Versuchspersonen, welche Mozart-Musik gehört hatten, etwas bessere Leistungen in der Papierfalteaufgabe erzielten. Dieser Unterschied ist auch statistisch signifikant.
    1.   Passives Hören der Mozart-Sonate würde helfen, die kortikalen Aktivierungsmuster vorzubereiten (räumlich-zeitliche Aktivierungsmuster gemäß dem Trionen-Modell) und zu festigen, die für die Bearbeitung der nachfolgenden räumlichen Aufgaben optimale Voraussetzungen liefern würden. Insbesondere wird vorgeschlagen, dassdurch das Musikhören die rechtsseitigen Hirnareale, die für räumliche Wahrnehmungsfunktionen spezialisiert seien, durch die Musik (insbesondere durch die Mozart-Sonate) vorbereitet würden.
    2.   Als zweite Erklärungsmöglicheit wird vorgeschlagen, dass Mozart-Musik wie eine Art «Übung» wirke, mit der die kognitiven räumlichen Funktionen passiv trainiert würden. Diese «Übung» könne man sich wie eine Vorerregung der an der Lösung der räumlichen Aufgaben beteiligten Aufgaben auffassen.
    In der Folgezeit wurden einige weitere, über die ursprünglichen Befunde hinausgehende
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