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Machos weinen nicht

Machos weinen nicht

Titel: Machos weinen nicht
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Stimme von Papauskas.
    Als die Polizei kam, fasste man mich unter die Achseln, hob mich hoch und lehnte mich an die Wand. Jemand brachte ein nasses Handtuch. Ich legte es auf mein glühendes Gesicht. Papauskas rauchte und spuckte auf den Boden. Der Filter seiner Zigarette verfärbte sich blutrot.
    Die Polizisten hatten helle Hemden, schwarze Hosen und adrette Schuhchen in Kindergröße.
    »Sind Sie Touristen?«
    »Wir sind Musiker des buddhistischen Tanz – und Gesangsensembles ›Bodhisattva‹. Unsere Devise ist: Jedem Mann ein Body satt von Buddha!«
    »Hör auf! Die buchten uns ein.«
    »Weiße dürfen nicht eingebuchtet werden.«
    »Schildern Sie kurz, was vorgefallen ist. Womit hat die Schlägerei begonnen?«
    »Sehen Sie den da – im Hemd? Schreiben Sie ins Protokoll: Ich habe ihn in den Mund gefickt, ficke ihn und werde ihn ficken. Haben Sie das?«
    Merkwürdigerweise ließ man uns trotzdem gehen. Zum Abschied sagte Papauskas zu dem Polizisten, seine Visage sehe aus wie ein Hodensack. Ich wollte das ins Englische übersetzen, aber mir fiel das Wort für »Hodensack« nicht ein.
    Den Überblick über die Tage hatte ich längst verloren. An irgendeinem davon bekam ich Zahnschmerzen. Ich achtete nicht darauf. Der Zahn wunderte sich und hörte auf, wehzutun. Als ich über die Straße ging, erblickte ich in der Menge plötzlich meine Frau. Sie trug den Pullover, den ich ihr vor zwei Jahren in Moskau gekauft hatte. Ihren besten Pullover. Ich stürzte hinter ihr her. Ich wusste genau, was ich sagen würde. Meine Frau tauchte in einem Torbogen unter und verschwand. Wahrscheinlich war sie nach dem letzten widerlichen Krach immer noch sauer.
    Ich trank in einem Zug eine Flasche Bier aus. Versuchte, Papauskas von meinem Privatleben zu erzählen. Es interessierte ihn nicht.
    »Wie die Kinder! Wen man auch fragt – alle haben Probleme! Jeder hat so eine beschissene unglückliche Liebe! Nur bei mir ist alles in Ordnung.«
    »Und wen liebst du? Helles Bier?«
    Eines Tages war das Geld zu Ende. Wir gingen zu Brigitta und tranken, auf dem Boden sitzend, Wild Turkey. Ich dachte daran, dass unten, in der Kantine, noch ein ganzer Kühlschrank voll mit kostenlosem Bier stand. Das wärmte.
    Brigitta erzählte, dass die Malaien große Schwänze hätten. Die Malaien selbst seien klein, aber ihre Schwänze groß. War das nicht paradox? In der Farbe unterschieden sich die Schwänze nicht von europäischen – und im Geschmack auch nicht. Dann nickte sie ein, das Glas noch in der Hand. Papauskas schnitt mir schreckliche Grimassen und deutete mit den Augen auf die Tür. Ich sagte, aber nur für einen Moment, und ging in den Flur. Das Herumstehen war langweilig. Ich rauchte die Zigarette zu Ende, trank den Whisky aus. An der Garderobe hing Brigittas Handtasche. Zuerst stopfte ich mir alles Geld, das ich finden konnte, in die Taschen. Dann überlegte ich und nahm noch zwei schwere silberne Ringe. Die konnte man gegen eine Flasche mit irgendwas Hochprozentigem tauschen.
    Wir nahmen uns ein Taxi. Papauskas erzählte, dass ihm vom Onanieren Haare in den Ohren wüchsen. Neben dem Taxifahrer saß ein dicker Malaie. Vorher hatten wir in einem Café was getrunken, und der Dicke saß mit zwei Freundinnen ganz in der Nähe. Er fragte mich, ob es kalt sei in Russland. Ich sagte, sehr kalt: Wenn russische Mädchen Striptease tanzten, dauere es mehrere Stunden. Nach einer halben Stunde schickte der Dicke seine Mädchen nach Hause, und jetzt übersetzte er dem Taxifahrer, dass der uns zur Ermita-Street fahren solle.
    »Gibt es dort wirklich viele Prostituierte?«
    »Dort gibt es eine RIESIGE Menge von Prostituierten!«
    Ich dachte, erst die beiden Mädchen wegzuschicken – und dann für Prostituierte zu bezahlen – war das nicht irgendwie falsch? War das logisch? Die Kausalzusammenhänge wirkten wie nicht von dieser Welt. Als ob man bis zur Brust in einem Kochtopf mit Haferbrei stände. Vor den Augen floss ein mächtiger Strom. Auf dem Sitz lag ich fast. Jede Zelle meines Körpers war mit Fauligem durchtränkt.
    Papauskas sagte, die da drüben, mit der Tüte, gefiele ihm.
    »Ich bin nicht sicher, ob das eine Prostituierte ist. Die hat ein Kind auf dem Arm.«
    »Das ist ein Kind? Bullshit! Red doch mal mit ihr.«
    Der Dicke kurbelte das Fenster herunter, lehnte sich hinaus und begann zu schnattern. Das Mädchen blickte ins Auto und antwortete ihm etwas.
    »Sie ist einverstanden. Zehn Dollar für beide.«
    »Die spinnt wohl, die dreckige Fotze! In
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