Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Machos weinen nicht

Machos weinen nicht

Titel: Machos weinen nicht
Autoren:
Vom Netzwerk:
Dollar bezahle ich nicht mal zu Hause. Die soll gefälligst diese – wie heißt euer Geld noch mal? – nehmen.«
    »Okay. Achtzig Ringgit.«
    »Fünfzig.«
    »Hör auf, rumzuknausern. Übersetz ihr, dass wir mit achtzig einverstanden sind.«
    »Sie sagt, okay. Aber das Geld im Voraus.«
    Wir stiegen aus dem Auto. Die Prostituierte reichte mir kaum bis zur Schulter. Sie trug ein eng anliegendes T-Shirt und einen langen, geblümten Rock. Im Innern der Tüte schnaufte etwas. Etwas abseits standen etwa zehn Halbwüchsige. Mit ihren mageren Hintern stützten sie sich auf die Sitze ihrer Fahrräder und blickten zu uns herüber.
    »Sie sagt, ihr sollt das Geld diesen Jungen geben.«
    »Und das Kind? Ich will nicht, dass sie das Kind mitnimmt.«
    »Das Kind lässt sie hier. Aber ihr müsst noch etwas warten. Ihr bezahlt das Geld, und sie kauft sich Heroin. Mitfahren kann sie erst, wenn sie sich eine Spritze gesetzt hat.«
    »Heroin?«
    »Ja. Diese Jungs auf den Fahrrädern bringen ihr das Heroin.«
    »Papauskas, lass uns wegfahren. Die Sache ist faul.«
    »Mach dir nicht in die Hosen.«
    »Was für ein Heroin in Malaysia? Hast du die Zollerklärung gelesen? Wir geben dieser Pissnelke Geld und landen auf der Polizei. Ich sag dir: Die Sache ist faul!«
    »Gib die achtzig Ringgit her. Und reg dich ab.«
    Die Prostituierte reichte das Kind weiter, zählte einige Scheine ab und setzte sich ins Auto. Einer von den Radfahrern rollte sofort die Straße hinunter. Papauskas ging auf die übrigen zu. »Wenn er nicht zurückkommt, bringe ich eure Freundin um. Versteht ihr Englisch? Gonna kill her! Kapiert?«
    Sie lächelten.
    »Ihr verdammtes Balg bringe ich auch um. You know? Und euch. Ihr braucht gar nicht zu grinsen. Ihr wisst nicht, mit wem ihr es zu tun habt. Ich reiße euch eure verlausten malaiischen Gedärme raus. Kapiert?«
    Die Malaien lächelten und nickten. Dann kam der Radfahrer zurück. Er atmete schwer und wischte sich den Schweiß ab. Ins Autofenster eintauchend, übergab er der Prostituierten eine Zeitungsrolle. Den ganzen Weg über streichelte sie mir über die Wange und sagte irgendwas. Papauskas fragte den Dicken, ob er an der Party teilnehme. Wenn nötig, könnten wir ihr noch etwas mehr bezahlen. Wäre das ein Angebot?
    Die letzte Nacht vor dem Ende des Kongresses verbrachte ich im eigenen, undurchdringlich finsteren Zimmer. Der Italiener kramte gehetzt in einer Ecke herum. Er ähnelte der Ratte, die ich einmal in Petersburg mit einem Schlag des Schrubbers auf ihren kleinen Kopf getötet hatte. Weder ich noch Brigitta beachteten ihn. Manchmal sagte ich, sie solle eine Weile pausieren, und reichte ihr eine klebrige, bauchige Flasche.
    »Armes moslemisches Malaysia! Es gab hier sowieso schon so wenig Alkohol. Und wenn wir wegfahren, wird überhaupt nichts mehr übrig sein ...«
    Als Brigitta wieder nach unten rutschte, verdrehte sie sich schmerzhaft und stöhnte. Auf meiner Haut spürte ich ihre zitternden Lippen. Von Zeit zu Zeit unterbrach sie und sagte schluchzend etwas auf Englisch.
    »Reden können wir später. Mach weiter.«
    »Es hatte so kleine Fingernägel.«
    »Wer?«
    »Mein Kind.«
    »Brigitta! Du hast keine Kinder! Konzentrier dich lieber!«
    Mit dem Hintern stützte sie sich an die gestrichene Wand. Über meinem Bauch hing ein Zelt aus ihren schwarzen Haaren. »Hat er große Nägel?«
    »Wer?«
    »Dein Sohn?«
    »Nägel?«
    »Ja. Große?«
    Glucksende Geräusche. Der Geschmack von unsichtbarem Alkohol. Der Mond, der sich in der randlosen italienischen Brille widerspiegelt.
    »Mein Kind hatte ga-anz kleine Nägelchen. Winzige ... Eine Hand, so groß wie mein Finger. Und daran die Nägelchen.«
    »What all this shit does fuckin‘ mean?!«
    »Er war klein, rot, nass ... Mein kleiner Fixer. Mein Heroinbaby. Mit Nägelchen. Vielleicht hatte er noch keine Augen, aber Fingernägel hatte er schon.«
    Manchmal verschwand die Erektion ganz. Das feuchte Glied klebte kraftlos am Bauch.
    »Der Arzt hat gesagt, er hätte sowieso nicht überlebt ...«
    »Wer denn, zum Teufel?!«
    »Mein Sohn.«
    »Dein Sohn?«
    »Eigentlich wollte ich ja ein Mädchen. Dem hätte ich Zöpfchen geflochten. Es hätte lange Haare gehabt, mit großen Schleifen darin. Als ich klein war, hat meine Mutter mir immer Zöpfe geflochten, mit Schleifen ... Aber der Arzt hat gesagt, es sei ein Junge.«
    Ich nahm noch einen Schluck aus der Flasche. Dachte, dass ich mich vielleicht endlich übergeben würde.
    »Bevor sie Kosmetika aus ihm gemacht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher