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Machen Sie Ihren Kopf fit für die Zukunft

Titel: Machen Sie Ihren Kopf fit für die Zukunft
Autoren: Sabine Schonert-Hirz
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selbst zu verändern. Die Hardware, die Verknüpfung der Zellen untereinander, wird lebenslang umgestaltet. Zellen
     können verschwinden oder nachwachsen, wandern, neue Funktionen übernehmen und sich neu untereinander verschalten. Sie tun
     dies gebrauchsabhängig, also ganz so wie der Hirnbenutzer es fordert. Durch diese lebendige Anpassungsfähigkeit sind unsere
     sechs Zukunftstugenden erst möglich. Dazu verfügt das Gehirn über eine an Verschwendung grenzende Menge an Rechnerkapazität
     in Form von 100 Milliarden bis 10 Billionen Nervenzellen mit jeweils mindestens 10000 bis 20000 Kontakten untereinander. Das
     Gehirn liegt gut geschützt im Schädel und ist von undurchlässigen Hirnhäuten umgeben. Versorgt von Blutgefäßen, die lange
     nicht jede Substanz ins Allerheiligste durchlassen, arbeitet es ohne Pause solange wir leben und ohne, dass wir davon irgendetwas
     bemerken. Anders als alle anderen Organe des Körpers besitzt es keinen Schmerzsinn und keine Selbstwahrnehmung. Alles was
     hier passiert, spüren wir an seinen Auswirkungen – auf den Körper, auf unser Denken und unser Fühlen.
    Ein Blick in die Evolutionsgeschichte zeigt, dass wir zu Recht stolz auf unser Gehirn sein können. Neben allen hoch spezialisierten
     Tieren und Pflanzen, die sich in ihren Nischen gut eingerichtet haben, bietet der Mensch kein beeindruckendes Bild: nackt,
     schwach, langsam, ungiftig und ungetarnt. Wir brauchen keine herausragenden Eigenschaften, um uns auf der Erde in allen Gegenden
     und unter den widrigsten Bedingungen ausbreiten zu können. Wir haben ja unser Gehirn – das Intelligenteste, was die Natur
     jemals hervorgebracht hat.
    Wie hat sich dieser Supercomputer, unser menschliches Gehirn entwickelt?
    Entwicklung und Aufbau des menschlichen Gehirns
    Schon lange kennt man ein verblüffendes Gesetz der Evolution: Jedes einzelne Lebewesen durchläuft bei seiner individuellen
     Entstehung |19| genetisch gesteuert noch einmal alle Stadien der Entwicklung der Lebewesen wie im Zeitraffer: Einzeller, Wurm, Fisch, Reptil,
     Vogel, Säugetier – immer zeigen sich phasenweise einige Merkmale vorhergehender Entwicklungsstufen. Altes und Bewährtes bleibt
     erhalten und wird in alle Richtungen ausgebaut, erweitert und verbessert. Das trifft auch für die Entwicklung des Menschen
     und seines Gehirns zu. Lesen Sie jetzt, wie die Strukturen unseres Gehirns entstanden sind und sich in jedem Embryo wieder
     neu bilden, welche Aufgaben sie ausführen, wie sie zusammenarbeiten und welche hierarchische Ordnung in unserem Kopf herrscht.
    Jeder Mensch beginnt als unspektakulärer Glibberhaufen von ein paar Zellen. Doch schon wenige Tage nach der Befruchtung beginnen
     wie von Zauberhand gesteuerte Einstülpungs-, Ausbuchtungs- und Faltungsprozesse, den Embryo zu formen. An seiner Oberfläche
     entsteht durch Einstülpung ein Schlauch, der sich am oberen Pol verdickt, und der Anfang des Nervensystems ist gemacht. Es
     ähnelt dem Nervensystem der Würmer. Die uralten Überlebenserfahrungen der Evolution haben sich auch im Bauplan für unser Gehirn
     niedergeschlagen: Bewährt hat es sich, die Sensoren, die die Informationen aus der Außenwelt aufnehmen, vorne zu bündeln und
     sie gleich auch dort zu verarbeiten. Am hinteren Ende des Gehirnschlauches ist die Steuerung der grundlegenden Lebensfunktionen
     des Systems positioniert: Wachheit, Atmung, Verdauung, Herzschlag, einfache Bewegungsmuster, Energiebereitstellung. Hier befindet
     sich sozusagen die Technikzentrale des Gehirns. Dazwischen liegt das, was sich die Urfunktionen Orientierung (vorne) und Steuerung
     (hinten) im Laufe der Jahrmillionen an Unterstützung zugelegt haben: Verwaltungsmodule, die die immer größer werdenden Datenmengen
     ordnen, bewerten, koordinieren und speichern. Sie sorgen dafür, dass zwischen Orientierung und Technik alles aufeinander abgestimmt
     ist. Besonders zeitsparend sind dabei die Emotionen: Eine Spezialabteilung mit viel Erfahrung kann bestimmte Konstellationen
     schnell erkennen, in gut oder schlecht einordnen und vorgefertigte Anweisungen an die Technik auf den Weg bringen. Diese mittlere
     »Verwaltungsetage |20| « heißt limbisches System. Verwaltungen neigen dazu, sich stark mit sich selber zu beschäftigen und aufzublähen. Je mehr Aufgaben
     zu erfüllen sind, desto wichtiger wird die interne Abstimmung. Das sich entwickelnde Gehirn jedes Embryos durchlebt diese
     Ausbauphase, und dabei wird es im kleinen Schädel eng: Der
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