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Macabros 122: Doc Shadow - Geist der Schattenwelt

Macabros 122: Doc Shadow - Geist der Schattenwelt

Titel: Macabros 122: Doc Shadow - Geist der Schattenwelt
Autoren: Dan Shocker
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Seitenweg, den Frank ihnen
zugewiesen hatte.
    In der Dunkelheit und Stille kamen die beiden
Neunzehnjährigen sich nun doch verloren vor.
    »Verrückte Idee«, wisperte Helen und hakte sich bei
Linda unter.
    »Nachts auf einem Friedhof… ist doch verdammt
makaber…«
    »Und – unheimlich…«
    Links und rechts ragten dunkle Grabhügel, eckige Grabsteine
und Holzkreuze.
    Die Luft war kühl und feucht. Es roch nach Erde und faulendem
Laub.
    Linda und Helen zählten in Gedanken ihre Schritte. Mindestens
drei- bis vierhundert Meter sollten sie sich von dem Punkt entfernen,
an dem sie sich getrennt hatten.
    Nach zweihundert Schritten hatten die beiden Zwillingsschwestern
schon das Gefühl, die einzigen Besucher auf dem Gelände zu
sein.
    Linda gab ihrer Schwester zu verstehen, daß sie am liebsten
kehrtmachen und über die Mauer zurückklettern
würde.
    »Es ist eine Mutprobe… wir haben uns einverstanden
erklärt, diese Schnapsidee mitzumachen… Jetzt dürfen
wir auch nicht kneifen.«
    Linda warf einen Blick den Weg zurück, den sie gegangen
waren.
    »Folgt uns jemand?« fragte Helen im Scherz.
    »Red’ nicht solchen Unsinn… Ich will nur sicher
sein, daß wir wirklich allein sind. Du, wir bleiben
zusammen.«
    »Das wäre gegen die Abmachung.«
    »Ist mir egal, Helen.«
    »Angst?«
    »Ja, wenn du’s ganz genau wissen willst. Ich hab’
ein mulmiges Gefühl in der Magengegend.«
    »Um ehrlich zu sein: ich auch.«
    Das war noch nie anders gewesen. Was der eine fühlte und
dachte, fühlte und dachte der andere auch.
    Sie reagierten manchmal wie eine Person.
    Feuchtigkeit stieg in feinen, dünnen Nebelschleiern vom Boden
auf.
    Linda und Helen befanden sich in einem Abschnitt, wo die
Grabhügel ziemlich frisch wirkten.
    Auf einigen lagen Blumengebinde und Kränze. Die weißen
Schleifen leuchteten in der Dunkelheit.
    Linda deutete nach vorn. »Da, noch ein paar Schritte… wo
der Weg sich gabelt… steht unter einer Weide eine Bank. Dort
bleiben wir«, wisperte sie. »Ich geh’ keinen Schritt
mehr weiter…«
    Sie erreichten die grüne Bank, von der aus man die Wege in
drei Richtungen beobachten konnte.
    Sollte Haymes auf die Idee kommen, so etwas wie einen Kontrollgang
zu unternehmen, konnte eine von ihnen schnell und unbeobachtet hinter
den Büschen oder den Bäumen verschwinden. Außerdem
stand nicht weit von der Bank entfernt ein kleines Gerätehaus
für die Friedhofsgärtner.
    Linda und Helen nahmen auf der kalten, feuchten Bank Platz.
    Die beiden blonden Mädchen schmiegten sich eng
aneinander.
    Linda wollte etwas sagen, als ihr im Ansatz des Sprechens die
Worte in der Kehle stecken blieben.
    Sie hörte ein Geräusch, wandte blitzschnell den Kopf und
sah, daß sie nicht mehr allein auf dem nächtlichen
Friedhof waren…
     
    *
     
    »Ich werd’ verrückt, Helen…«, entrann es
ihren Lippen. Ihre linke Hand krallte sich in den Unterarm der
Schwester, so daß diese leise aufschrie. »Sag’,
daß ich träume!«
    »Dann bin auch ich in deinem Traum, Linda. Ich seh’
nämlich dasselbe wie du…«
    Nur zehn Schritte von ihnen entfernt hockte eine Gestalt vor einem
frischen Grabhügel.
    Es handelte sich um einen Mann in schwarzer Kleidung. Er hatte
einen Hut tief ins Gesicht gedrückt.
    Der Unbekannte, der so sehr in sein Tun versunken war, daß
er die Annäherung der beiden jungen Mädchen nicht bemerkt
hatte, drehte ihnen den Rücken zu.
    Kreisförmig und beschwörend bewegte er die Hände
über dem Grab, von dem er die Blumengebinde und Kränze
abgenommen hatte.
    Die beiden atemlos lauschenden Beobachterinnen erkannten,
daß rings um das Grab Kerzen standen, die zu winzigen Stummeln
niedergebrannt und erloschen waren.
    Der Fremde zündete eine weitere Kerze an, die er über
dem Grab kreisen ließ. Er hielt sie schräg, so daß
das Wachs auf den Grabhügel tropfte und ein bizarres Muster auf
der feuchten Erde hinterließ.
    Wispernde Worte wehten durch die Luft. Linda und Helen konnten sie
nicht verstehen.
    Sie hörten sich geheimnisvoll an wie eine teuflische
Beschwörung.
    Linda und Helen hielten den Atem an und wagten nicht, sich zu
bewegen.
    Dort – wohin das flüssige Kerzenwachs tropfte –
stiegen milchige Nebelschleier in die Höhe, die aussahen wie
gespenstische, lange Finger, die wuchsen und gierig nach vorn
gestreckt wurden.
    Sie umflossen den Mann wie weiße Fäden, die ihn langsam
einzuweben schienen.
    Dann ging alles blitzschnell.
    Die weißen Schleier bewegten sich schneller, die Luft
unmittelbar
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