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Macabros 119: Flieh, wenn der Schattenmann kommt

Macabros 119: Flieh, wenn der Schattenmann kommt

Titel: Macabros 119: Flieh, wenn der Schattenmann kommt
Autoren: Dan Shocker
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eine
Sinnestäuschung.
    Rasch trat er näher und mußte feststellen, daß
seine Wahrnehmung stimmte.
    Der Ohnmächtige schien zu sich zu kommen, wollte sich
mitteilen!
    Mit raschem Blick auf die Instrumentenanzeigen und den
Oszillographen wollte Bogart sich einen objektiven Eindruck vom
Zustand des Eingelieferten machen.
    Die Werte waren unverändert…
    Aber in Addams’ Verhalten war eine Veränderung
erkennbar.
    Die Lippen öffneten sich leicht, der Zeigefinger der rechten
Hand zuckte.
    Addams wollte mit dieser Geste etwas andeuten.
    Obwohl nur einmal pro Minute ein Herzschlag erfolgte, und er nur
zweimal in diesen sechzig Sekunden atmete, war die Erregung zu
spüren, die von ihm ausging.
    Die schnellen Bewegungen der Augäpfel hinter den
geschlossenen Lidern ließen den Schluß zu, daß
Shawn Addams träumte.
    Er sah etwas, erlebte mit allen Fasern seines Körpers etwas
mit, das ihn intensiv beschäftigte.
    Dr. Stan Bogart hätte zu gern gewußt, was es war, was
dieser Mann im Traum sah.
    Vielleicht erlebte er auch in diesen Sekunden den Übergang in
die andere Welt, in das Reich des Jenseits…
     
    *
     
    Shawn Addams blickte an sich herunter.
    Im ersten Moment wußte er nicht, wo er sich befand und
wieviel Zeit vergangen war.
    Er trug eine blaue, abgewetzte Hose, einen beigefarbenen Pullover
und – einen Rucksack.
    Er war von Bergen umgeben, über die sich ein blaßblauer
Himmel spannte.
    Totenstille herrschte ringsum, weit und breit kein Mensch, keine
Siedlung.
    Addams hatte das Gefühl, das einzige Lebewesen auf der Insel
zu sein.
    Die Insel lag rund zwanzig Meilen vom Festland entfernt, war
bergig und bewaldet, ein kleines Eiland, das unbewohnt war.
    Im Volksmund wurde dieser winzige Fleck Erde nur »Insel der
Götterwesen« genannt. Sie war so klein, daß sie auf
keiner Landkarte verzeichnet war.
    Diese Insel, so erzählte man, spiele auch in der Odyssee und
der griechischen Mythologie eine Rolle.
    Die Götter und Halbgötter sollten sich in grauer Vorzeit
hier zu nächtlicher Stunde getroffen und wilde Feste gefeiert
haben.
    Die griechische Mythologie spielte in Shawn Addams’ Leben
eine große Rolle. Schon als Junge las er die Irrfahrten des
Odysseus, liebte Sagen und Märchen über alles und verkroch
sich in eine stille Ecke, sobald er ein Abenteuerbuch entdeckt hatte,
das er noch nicht kannte.
    Was war es, das ihn an diesen ungewöhnlichen Dingen so
reizte?
    Er träumte stundenlang von den merkwürdigsten Lebewesen,
stellte sie sich im Geist bildlich vor und wünschte sich mehr
als einmal, jene Wesen zu sehen, zu beobachten, wie sie lebten und
was sie taten.
    Er sparte sich Geld zusammen, und als er dreiundzwanzig war,
finanzierte er aus seinen Ersparnissen eine Reise nach Griechenland.
Er sah die großen Städte und die kleinen verträumten
Dörfer, suchte die weltberühmten Sehenswürdigkeiten
auf und schloß Freundschaften mit Menschen, die sich in der
griechischen Geschichte und Mythologie auskannten.
    Aus einem Bildungsurlaub nach Griechenland wurde ein Aufenthalt
von fünf Jahren. In dieser Zeit lernte er jene Orte und Stellen
kennen, die nicht unbedingt in den großen Büchern
über die außergewöhnliche und ihn faszinierende
Göttergeschichte genannt wurden.
    Er erfuhr immer noch neue Dinge, über die kein Text
berichtete und eines Tages erhielt er durch einen alten Mann den
Hinweis, daß es eine Insel gäbe, die von jedem Griechen
gemieden würde und deren Existenz man am liebsten
verschweige.
    Damit meinte er die »Insel der Götterwesen«.
    Der, Alte wußte zu berichten, daß zu Lebzeiten seines
Großvaters zwei Jungen und ein Mädchen, die die Warnungen
in den Wind schlugen, zur Insel hinausfuhren und nie wieder
zurückkamen.
    Sie fuhren am Morgen los und wollten der rätselhaften Insel
einen Besuch abstatten und beweisen, daß die Angst der Bewohner
auf dem Festland und der anderen Inseln unbegründet war. Sie
konnten den Beweis nie erbringen.
    Ungelöst war die Frage, was damals - vor mehr als
hundertundfünfzig Jahren - wirklich geschehen war.
    Um die Mittagszeit hatte damals ein starkes Unwetter geherrscht,
und es wurde vermutet, daß die drei Bootsfahrer im Sturm
gekentert und ertrunken waren. Die meisten aber glaubten, daß
sie auf der Insel den Kräften der Götter- und Zauberwesen
zum Opfer gefallen waren…
    Shawn Addams atmete tief durch.
    Er war jung, kräftig und voller Lebensmut. Er war jetzt
neunundzwanzig, ein Mann im besten Alter und bereit, das Risiko auf
sich zu
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