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Macabros 119: Flieh, wenn der Schattenmann kommt

Macabros 119: Flieh, wenn der Schattenmann kommt

Titel: Macabros 119: Flieh, wenn der Schattenmann kommt
Autoren: Dan Shocker
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machen«, sagte die
Brasilianerin scherzhaft zu ihrem Begleiter, einem blonden Hünen
mit dem verwegenen Gesicht des Abenteurers, »kommst du billig
davon…«
    Björn Hellmark hob die Augenbrauen. »Die Reisekosten von
Marlos bis hierher fallen zwar weg, aber wenn ich die Preise bei den
einzelnen Artikeln sehe, wird mir flau im Magen.«
    »Muß ich dir uneingeschränkt zustimmen«,
meldete sich da eine sonore Stimme. Sie kam aus Richtung Rani
Mahay.
    Der zwei Meter große Inder, über zwei Zentner schwer,
ein Muskelpaket, an dessen Körper kein Gramm Fett saß,
hatte aber nicht gesprochen.
    Auf seiner linken Schulter saß ein seltsam anmutendes
Geschöpf. Es hatte Arme, Beine und einen Kopf wie ein Mensch
– und war doch keiner. Es war so groß wie ein Rabe, hatte
außer seinen Armen zarte, zusammengefaltete Flügel und
dicke, runde Augen, die wie bei einer Schildkröte
vorstanden.
    Doch das war noch nicht alles.
    Auf dem kahlen, völlig haarlosen Schädel waren elf dicke
runde Noppen. Das waren keine Verzierungen, sondern eine Art
besonderes Organ, mit dem Whiss – so hieß der kleine Kerl
– übersinnliche Aktivitäten entfalten konnte. Whiss
war ein wahres ›Wundertier‹, was parapsychologische
Phänomene betraf. Und er verfügte darüber hinaus noch
über ein weiteres besonderes Talent. Er konnte jedes
Geräusch und jede Stimme imitieren.
    Die sonore Stimme, mit der er sich zu Wort gemeldet hatte, war
erfunden und gehörte niemand in der Runde.
    »Je kleiner die Fetzen, desto höher der Preis«,
fuhr er fort. »Das versteh’ ich nicht…«
    »Das sind eben typisch menschliche Probleme, mit denen wir
fertig werden müssen…« erklärte Rani Mahay, der
Koloß von Bhutan. Diesen Beinamen trug er deshalb, weil er vor
geraumer Zeit in einem Zirkus auftrat und mit bloßem Willen
ungezähmte Großkatzen in Bann hielt. Im Fall einer Gefahr
wendete der starke Inder dies auch bei seinen Gegnern an.
    Whiss lehnte lässig an Mahays Kopf, hatte ein Bein angezogen
und starrte Carminia Brado an, als würde er sie zum erstenmal
sehen.
    Dann wanderte sein Blick wieder zum Schaufenster.
    Eine Schaufensterpuppe trug ein blau-grünes Oberteil mit
Spaghettiträgern, dazu eine dreiviertellange Hose, die unterhalb
der Knie mit einem verzierten Band geschlossen wurde.
    Carminia trug ein sonnengelbes, eng anliegendes Kleid.
    Whiss verzog den Mund, wiegte bedenklich den Kopf und meinte:
»Mir würde es nicht gefallen…«
    »Du brauchst es auch nicht zu tragen«, konterte die
Brasilianerin.
    »Na, da bin ich aber froh. Aber wenn es dir
gefällt… Bitte, warum bis morgen warten…«
    Noch während er sprach, glitt einer der dunklen Noppen wie
eintastender Fühler aus seinem kahlen Schädel hervor.
    In der gleichen Sekunde passierte es.
    Die Schaufensterpuppe trug plötzlich nicht mehr das
blaugrüne Hosenkleid - sondern Carminia Brados sonnengelbes!
    Und die Brasilianerin – präsentierte sich in dem neuen
Gewand, das wie angegossen an ihrem Körper saß.
    »Mhm«, murmelte Whiss zufrieden, »sieht ganz
passabel aus, sehr sexy…«
    Er hatte die Kleider einfach vertauscht.
    »Whiss!« stieß Carminia entsetzt hervor.
»Mach’ das sofort rückgängig…«
    Auch die anderen bedrängten ihn aufgeregt.
    Whiss’ Augen verengten sich, und er stemmte die winzigen
Hände in die Hüften. »Ich versteh’ überhaupt
nicht, weshalb ihr euch aufführt wie aufgescheuchte Hühner.
Ihr gefällt das Kleid, und ich habe es ihr besorgt.«
    »Das ist Diebstahl!« wisperte Mahay.
    »Unsinn! Ich habe ein anderes Kleid dafür
zurückgebracht. Ein Tauschgeschäft…«
    »Carminias Kleid war älter, und sie hatte es schon
getragen.«
    »Na und? Was sie jetzt anhat, wird auch älter werden,
und sie trägt es jetzt… Das gelbe an der Puppe macht sich
gut, nicht wahr?« Er wandte sich der Brasilianerin zu. »Und
das neue gefällt dir doch auch, stimmt’s?«
    »Schon«, entgegnete die Frau mit der schokoladebraunen
Haut. »Aber ich werde es mir morgen kaufen.«
    »Warum morgen, wenn du’s schon jetzt haben
kannst?«
    »Das verstehst du nicht, Whiss… Es ist halt so
üblich im Geschäftsleben… Ich bringe Geld und bekomme
das Kleid dafür.«
    »Jetzt hast du ein anderes Kleid als Ersatz
zurückgelassen.«
    »Das geht nur in Spezialgeschäften.«
    »Vielleicht ist das ein Spezialgeschäft? Alt gegen
neu.«
    »Bring sofort das Kleid zurück«, ordnete Hellmark
mit ernster Stimme an. »Du verstehst ’ne ganze Menge von
anderen Dingen – aber so wie du
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