Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 104: Höllenspuk

Macabros 104: Höllenspuk

Titel: Macabros 104: Höllenspuk
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
noch gar nicht so lange her, seitdem ich sie das letzte
Mal trug. Meistens bin ich im Tigerfell aufgetreten… in
Glimmerjacke nur zu besonderen Anlässen… vielleicht passen
mir die Sachen auch gar nicht mehr… wo kann ich denn mal in sie
hineinschlüpfen?«
    »Mein Büro steht Ihnen selbstverständlich zur
Verfügung…«
    Monsieur sagte es ganz natürlich.
    Am liebsten hätte er Rani gewarnt und ihn aufgefordert, den
Laden so schnell wie möglich zu verlassen. Aber er war, was
diese Dinge anbelangte, wie gelähmt.
    Mahay zog sich im Hinterzimmer um.
    Die Tür blieb angelehnt. Monsieur Henri hielt sich
draußen im Geschäft auf, ordnete einen Stoß alter
Zeitschriften, sortierte alte Postkarten in ein Album, das ein Kunde
kürzlich in der Hand hatte, und fühlte die zunehmende
Nervosität.
    Er warf aus den Augenwinkeln einen Blick auf den Türspalt.
Dahinter brannte Licht, ein Schatten bewegte sich…
    Der Franzose atmete tief durch, er ballte die Hände zu
Fäusten.
    Er hörte das Rascheln der seidigen Kleidungsstücke, und
da gab er sich einen Ruck. Es war, als würde er endlich die
Fesseln, die ihn einschnürten, abschütteln können.
    »Monsieur!« rief er. »Nicht! Ziehen Sie nicht die
Kleider an! Ich muß Ihnen etwas sagen…«
    Er vernahm einen dumpfen Laut. Dann ein Scheppern. Es fiel etwas vom Tisch.
    Der Mann hörte ein Stöhnen, riß sich los aus dem
Bann, stürzte auf die Tür zum Hinterzimmer zu und
stieß sie nach innen.
    Er wollte nicht glauben, was sich seinen Augen bot.
    Rani Mahay lag am Boden, war in das Kostüm geschlüpft
– und wurde Opfer der unheilvollen Magie, die die Krähen
darin wirksam hatten werden lassen.
    Die. Magie war stärker als Mahays Befreiungsversuch.
    Mit der Kleidung, in der er gekommen war, hatte er die drei
Manja-Augen auf die Seite gelegt. Die rubinfarbenen,
faustgroßen Gebilde steckten in seiner Hosentasche und konnten
nun nicht wirken gegen die Kraft, die ihn zu Boden geworfen
hatte.
    Mahay kämpfte wie mit einem Unsichtbaren, der in seiner
Kleidung steckte.
    Er wurde gestoßen, getreten und hatte das Gefühl,
Klauenhände legten sich um seinen Hals und würgten ihn.
    Die Welt ringsum wurde seltsam grau und lichtlos, als ob etwas mit
seinen Augen nicht stimmte.
    Mahay keuchte und versuchte wieder auf die Beine zu kommen.
    Eine halbe Minute stand Monsieur Henri zwischen Tür und Angel
und schien nicht recht zu wissen, was er machen sollte.
    Der Mensch, der sich dort wie unter heftigen Schmerzen auf dem
Boden wand, war nicht mehr der gleiche, der vorhin seinen Laden
betreten hatte.
    Er war kleiner geworden und versank förmlich in den Kleidern,
die seinen Körper umschlabberten… Dann fiel die
Glimmer-Jacke in sich zusammen, und die violette Seidenhose
raschelte, als ob sich etwas darin verfangen hätte.
    Ein dumpfes Stöhnen drang aus der Kehle des
Ladeninhabers.
    Aus dem Hosenbein – kroch eine Krähe.
    Der Inder war zu einem großen, schwarzen Vogel
geworden…
     
    *
     
    »Du hast deinen Auftrag erfüllt. Wir brauchen dich nicht
mehr«, sagte da die Stimme hinter ihm.
    Monsieur Henri wirbelte herum, sein Gesicht war noch
gekennzeichnet von dem Schrecken, unter dem er stand.
    Eine Krähe saß auf der Verkaufstheke hinter ihm. Kalt
und gefährlich glitzerten die schwarzen Augen.
    »Was… habt ihr mit ihm gemacht?« entrann es
Monsieur Henris Lippen. »Wieso… ist er zu einem Vogel
geworden…?«
    Die Worte tropften zäh über seine Lippen.
    »Ganz einfach«, bekam er zu hören. »Weil wir
es so wollten… Wir hätten das gleich mit dir machen
können. Aber das hätte uns nichts gebracht. Er war
wichtiger als du… wenn du uns in die Quere gekommen wärst,
hätten wir dich allerdings ebenfalls zu einer der unsrigen
werden lassen. In dieser Tarnung ist dann vieles
möglich…«
    Monsieur Henri starrte einmal auf den sprechenden Vogel, ein
andermal auf den, der am Boden hockte und einen benommenen,
verwirrten Eindruck machte.
    Eine dritte Krähe tauchte auf.
    Erst jetzt wurde dem Geschäftsinhaber klar, daß er die
ganze Zeit über mit seinem Besuch nicht allein gewesen war.
Ständig waren Krähen als Beobachter präsent gewesen.
Jeder Handgriff, jedes Wort war ihnen bekannt geworden…
    Die zweite Krähe landete mit schwerem Flügelschlag neben
der, die aus Mahays Kleidung gekrochen war.
    »Was habt ihr… mit ihm vor? Warum mußte dies
geschehen?« fragte Monsieur Henri den sprechenden schwarzen
Vogel über das Schicksal des Inders aus.
    »Er ist ein Feind. Wir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher