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Macabros 099: Die Seelenfresser von Lemuria

Macabros 099: Die Seelenfresser von Lemuria

Titel: Macabros 099: Die Seelenfresser von Lemuria
Autoren: Dan Shocker
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primitiven Hütte, lag ein Seufzen
und Wimmern in der Luft, das man nur wahrnahm, wenn man genau
hinhörte. Woher es kam, wußte Bill Jeffers nicht.
    Da fühlte er die Berührung.
    Er gab unwillkürlich einen leisen Schrei von sich, obwohl er
sich vorgenommen hatte, auf dem Weg zu der rätselhaften Stelle
jenseits der Ebene so still wie möglich zu sein, konnte er diese
Reaktion nicht unterdrücken.
    Sein Kopf flog herum.
    Jeffers schienen die Augen aus den Höhlen zu treten.
    Er sah, daß er einem Baum zu nahe gekommen war. Ein
knorriger Ast, am untersten Ende fast geformt wie eine Klauenhand,
griff nach ihm!
    Der Stoff seines Hemdes zerriß, und wie eine Zange bohrten
sich die harten Äste in sein Fleisch.
    Grauen schnürte Bill Jeffers die Kehle zu.
    Er kam auch nicht mehr zum Schreien.
    Plötzlich umschlangen ihn wie blitzschnell sich windende
Reptile zwei, drei weitere knorrige Astarme.
    Vor Jeffers’ begann die dunkle Luft zu flimmern.
    Er fühlte im gleichen Moment eine ungewöhnliche, nie
gekannte Schwäche. Alles wurde so leicht, er glaubte zu
schweben, und er hatte das Gefühl, daß etwas aus ihm
strömte – aus allen Poren seines Körpers
gleichzeitig.
    Sein Leben!
    Er erhielt einen Stoß in den Rücken, den er kaum noch
wahrnahm, taumelte nach vorn und drehte sich dabei fallend halb auf
die Seite.
    Wie helle Nebelschwaden hing es an ihm. Die schmalen, sich langsam
auflockernden Streifen verbanden ihn noch mit dem unheimlichen
Baumriesen.
    Jeffers sah in dieser Sekunde des Sterbens, da sich etwas aus
seinem Körper löste, noch mehr.
    Er sah sich selbst – aber in einer anderen, seltsamen hellen,
körperlosen Substanz. Es schien, als klebe ein Schemen seines
Körpers an dem Baum. Das war sein Leib, seine Bewegung –
aber sie vollzog sich nicht parallel zu den Bewegungen, die er
machte. Das schimmernde, nebelartige Abbild, dreidimensional wie er,
entwickelte eigenständige Bewegungen, eigenständiges
Leben.
    Bill Jeffers’ Mund war weit zum Schrei geöffnet, doch
kein Laut kam mehr über seine Lippen.
    Die letzten hellen Nebelstreifen, die ihn noch mit diesem ihm
gleichenden Geistwesen verbanden, zerrissen lautlos wie
hauchdünne Fäden.
    Und des Rest seines Lebens erlosch…
    Der Mann stürzte zu Boden und starrte mit weitaufgerissenen
Augen auf den unheimlichen grotesken Baum, ohne ihn noch
wahrzunehmen.
    Jenes helle Ebenbild sah er auch nicht mehr. Es verschwand wie
eine Substanz, die mit jedem noch so feinsten Molekül von dem
Mordbaum aufgesaugt wurde…
     
    *
     
    Der ungeheuerliche, erschreckende Vorgang war nicht unbeobachtet
geblieben…
    Rechts neben der primitiven Hütte mit der Vorhangtür
bewegte sich eine helle Gestalt.
    Ein Junge trat hervor. Er hatte blauschwarzes Haar und braune
Haut.
    Das Gesicht war starr und unbeweglich wie eine Maske.
    Er verließ den finsteren Stollen, der hinter ihm tief in das
Bergmassiv ragte und näherte sich dem Toten.
    »Narr«, sagte er dann mit kalter Stimme, ohne auf den
grotesk geformten Baum zu achten, der sich mit schwerfälligen
Schritten durch die Ebene bewegte und den Tatort verließ.
»Hast du wirklich geglaubt, Jeffers, daß du mir entkommen
kannst? Das Ganze ist ein Spiel, das sich schlußendlich
gewinnen werde. Denn ich bin Vontox, der Herrscher von Lemuria…
Nichts und niemand ist stärker als ich. Nur wer gehorcht und mir
Untertan ist, wird leben. Alle anderen haben ihr Recht auf Leben
verwirkt. Vontox ist zurückgekehrt, und er wird seine Macht hier
und in deiner Welt unter Beweis stellen…«
    In den schwarzen Augen glitzerte es wie Eiskristalle.
    Hätte es jetzt einen geheimen Beobachter der Szene gegeben,
er wäre entsetzt über diese Worte und das Verhalten des
Jungen gewesen. Er zählte, legte man irdische
Maßstäbe zugrunde, höchstens zwölf oder dreizehn
Jahre. Er wirkte wie ein Menschenjunge. Das war er auch, jedoch nur
bedingt.
    Dieser Junge hieß Sarash und hatte lange Zeit bei einem
indischen Guru gelebt. Daß es sich in Wirklichkeit um Vontox,
einen bösen Magier aus der Vergangenheit des Urkontinents
Lemuria handelte, das hatte niemand geahnt. Sarashs herzensguter
Adoptivvater Shoam hatte sein keimendes Wissen zuallererst mit dem
Tod bezahlen müssen.
    Vontox hatte große Pläne. Und die konnte er nur
verwirklichen, wenn es ihm gelang, die Seelenfresser auf seine Seite
zu ziehen.
    Dies war der Grund weshalb er in einer Nacht vierzehn angesehene
New Yorker Bürger unter seinen Bann brachte und sie mit dem
Todeszeichen des
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