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Macabros 095: Verschollen in Dwylup

Macabros 095: Verschollen in Dwylup

Titel: Macabros 095: Verschollen in Dwylup
Autoren: Dan Shocker
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soll,
Carminia.«
     
    *
     
    Die Brasilianerin faßte Claire Monescue an der Hand.
    Carminia war die Missionsstation durch Hellmarks Bericht bekannt,
und sie wußte auch, in welchem Zimmer Owen Longfield lag. Sie
stellte sich den Ort bildlich vor – und ›sprang‹ dann.
Die Teleportation war ein Kinderspiel und für sie so vertraut
wie ein Spaziergang. Für Claire Monescue geschah es zum zweiten
Mal in ihrem Leben, daß sie mit Hilfe einer Mittelsperson
dieses Erlebnis hatte.
    Sie materialisierten mitten in dem Raum, in dem Owen Longfield
zurückgelassen worden war. Auf dem Nachttisch stand eine Karaffe
mit frischem Wasser.
    »Owen?« fragt Claire Monescue leise. »Schläfst
du?«
    »Nein«, antwortete Longfield. »Ich habe auf dich
gewartet.«
    Claire Monescue atmete tief durch. Sie warf einen stummen,
vielsagenden Blick auf Carminia Brado.
    Die Brasilianerin lächelte. »Ich werde gehen. Wie mir
scheint, geht es Ihrem Freund besser… zumindest ist er wieder
ansprechbar. Wann soll ich Sie wieder holen, Claire? In einer halben
Stunde, einer Stunde?«
    »Kommen Sie bitte in einer Stunde zurück.«
    Carminia nickte. Wie zufällig berührte sie – ohne
daß die anderen in dem dämmrigen Zimmer etwas bemerkten
– den Armreif, den sie vor der Teleportation und dem
Gespräch mit Claire Monescue aus der Geister-Höhle geholt
hatte.
    Es war Velenas Armreif, der in Björns Trophäensammlung
eine besondere Rolle spielte. Er verlieh Unsichtbarkeit, wenn er am
Armgelenk in eine bestimmte Richtung gedreht wurde.
    Als Carminia Brado verschwand, war es für Claire Monescue so,
als hätte sie sich nach Marlos teleportiert.
    In Wirklichkeit stand die Brasilianerin – unsichtbar –
weiter im Raum, sah, hörte alles.
    Es war ungewöhnlich, so etwas zu tun. Doch in Anbetracht der
besonderen Umstände kannte sie keine Skrupel.
    Es ging um den Erfolg der achten Aufgabe Hellmarks, es ging um
Marlos, es ging um das Schicksal der Menschen, die auf sie hofften
und vertrauten, um das Schicksal der Welt.
    »Hast du’s geschafft?« fragte Owen Longfield und
richtete sich auf.
    Nicht nur die unsichtbare Carminia war überrascht über
die hervorragende Verfassung, in der Longfield sich
präsentierte. Nach Hellmarks Bericht stand der Pilot unter einem
schweren Schock.
    »Es… geht… dir erstaunlich gut«, murmelte
Claire Monescue.
    »Hast du’s geschafft?« wurde sie wieder
gefragt.
    »Warum drängst du so?« fragte sie befremdet.
»Freust du dich denn gar nicht, mich zu sehen?«
    »Doch, sehr. Schließlich geht es um unsere
Freiheit…«
    Sie nahm den verborgenen Stein unter dem Gürtel ihres Rocks
hervor.
    Owen Longfields Atem wurde schneller.
    Er nahm den rubinroten Stein entgegen. »Wunderbar«,
wisperte er erregt, »nun wird es bergauf gehen… der Bann
ist gebrochen…« Sein Gesicht nahm einen teuflischen
Ausdruck an.
    »Owen? Was ist denn los? Was hast du denn? Du kommst
mir… so fremd vor…«
    »Ich werde dahin zurückkehren, woher ich gekommen
bin.«
    »Wie meinst du das, Owen?« Sie wich vor ihm zurück.
Die Art und Weise, wie er sich gab, erschreckte sie
plötzlich.
    »Wir haben, was wir wollten – und dich, brauchen wir
nicht mehr. Ich warte auf die neue Situation, die mein Volk
herbeiführen wird. Es ist ein Versuch, aber er wird gelingen.
Bei Menschen ist es in der letzten Zeit oft gelungen. Wir haben es
vollbracht, die Wand in diese Welt zu durchbrechen. Molochos’
erstarkende Kraft hat uns den Weg über die Bäume gezeigt.
Sobald sich über diesen Teil der Welt, in dem wir angekommen
sind, neue elektrische Spannungsfelder bilden, die zu einem Gewitter
führen, werden diese Spannungsfelder in Dwylup registriert,
aufgenommen und verstärkt zurückgeworfen. Für Sekunden
oder noch mal Minuten entsteht ein Sog, den wir steuern können.
Und in diesem Sog werden wir verschwinden. Ich hoffe, daß ich
mitkommen kann, denn ich bin anders als du. Ich gehöre nach
Dwylup, ich bin kein Mensch – bei Menschen gelang bisher der
Übergang. Aber das soll nicht mehr meine Sorge sein. Wenn ich
zurückbleiben muß, wird es ein Opfer sein, das ich gern
bringe. Es geschieht, um meinem Volk die Vormachtstellung
einzuräumen, die ihm gebührt…«
    »Owen?« flüsterte Claire Monescue verwirrt. Sie
wich weiter zurück. Und wäre die unsichtbare Carminia Brado
nicht schnell einen Schritt zur Seite getreten, wäre sie mit der
rotblonden Frau zusammengestoßen. Sie war nur unsichtbar, aber
nicht körperlos. »Du bist mir so fremd… Was
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