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Macabros 095: Verschollen in Dwylup

Macabros 095: Verschollen in Dwylup

Titel: Macabros 095: Verschollen in Dwylup
Autoren: Dan Shocker
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Neugier trotz aller Furcht
registrierte Owen Longfield das Ungeheuerliche, Unmögliche.
    Die Maschine befand sich noch immer in der Luft, obwohl sie gar
nicht mehr flog!
    Sie wurde wie von unsichtbaren Händen tiefer in den Wirbel
gerissen, ohne dabei an Höhe zu verlieren.
    Ein dumpfes Stöhnen entrann Longfields Lippen.
    Claire hatte recht.
    Da unten erstreckte sich – so weit das Auge reichte –
ein Knochenwald, der fahl und kahl durch das gespenstische Grau
schimmerte, in das sich nun seltsame Farben mischten, vor allem
Orange- und Violett-Töne.
    »Was… was hat das alles… zu bedeuten?«
Longfields Stimme klang grauenerfüllt.
    Nur Sekunden währte der Sturz in das Windauge, in die riesige
Spirale.
    Hinter ihnen schloß sich das ›Loch‹ zwischen den
wirbelnden Luftmassen. Im gleichen Augenblick sackte die Maschine wie
ein Stein in die Tiefe und kam den ersten Ausläufern des
Knochenwaldes gefährlich nahe.
    Der Flugkörper raste darüber hinweg. Jenseits des
mysteriösen Knochenwaldes waren braunbeige Gebäude zu
sehen. Sie sahen aus wie eckige Türme, die aus
Knochenschädeln zusammengesetzt waren.
    Dann erfolgte ein Krachen und Bersten.
    Das Flugzeug rutschte mit dem Rumpf über den harten
Untergrund und drehte sich um seine eigene Achse.
    Die Maschine kippte nach vorn, der Rumpf riß auf, Metall-
und Holzteile flogen wie Geschosse durch die Luft, die linke
Tragfläche knickte weg wie ein Streichholz.
    Die Gurte rissen.
    Owen Longfield flog mit dem Gesicht auf das Armaturenbrett, Claire
Monescue kippte aus dem weit ausklappenden Einstieg und rutschte halb
nach draußen.
    Dann schwanden ihr die Sinne…
     
    *
     
    Die Höhle schimmerte in fluoreszierendem Schein.
    Es war ein gespenstischer Ort, und doch haftete ihm etwas an, das
man am ehesten mit Geborgenheit umschrieb.
    Björn Hellmark, der Herr von Marlos, hielt sich in der
Geisterhöhle auf, einem Ort, an dem er von merkwürdigen
Gestalten umgeben war.
    Auf den Stufen, deren Anordnung sich nach oben
pyramidenförmig verjüngte, standen steinerne Throne, darauf
saßen Skelette, die in prachtvolle Gewänder gekleidet
waren. Die Umhänge waren smaragdgrün, rot, azurblau und
bernsteingelb…, sie wiesen satte Farben auf und wurden auf den
Schultern der Knochenmänner von großen, goldblitzenden
Spangen gehalten.
    Auf dem Sockel jedes Throns war tief eingekerbt ein Name zu
erkennen.
    Auch Hellmarks Sitzplatz war auf diese Weise gekennzeichnet.
Große Buchstaben formten seinen Namen.
    Die Knochenmänner, die ihn umgaben, stammten aus einer fernen
Zeit und waren einst hohe Würdenträger, Priester und
Philosophen, die reiche Kenntnisse über die Insel der
Vergangenheit, Xantilon, gesammelt hatten, die den Untergang damals
nicht mehr rückgängig machen oder wenigstens verhindern
konnten.
    Durch den Verrat eines Priesters, der sich den Namen Molochos
zulegte und gemeinsame Sache mit der mächtigen
Dämonengöttin Rha-Ta-N’my machte, kam es zur
Vernichtung einer blühenden, hochstehenden Kultur. Das lag rund
zwanzigtausend Jahre zurück.
    Beim Untergang Xantilons gelang es einzelnen Bewohnern, auch
ganzen Familien, trotz allem Chaos mit dem Leben davonzukommen.
    Sie erreichten nach oft monatelangem Aufenthalt auf hoher See
andere Kontinente, siedelten sich dort an und vermischten sich
schließlich mit der Urbevölkerung.
    Ihr Blut, das Blut jener Männer und Frauen aus Xantilon
jedoch, wies ein besonderes Merkmal auf. Es vererbte sich über
die Jahrtausende hinweg auf alle Nachkommen, gleich, mit welcher
Rasse sich die Flüchtlinge der untergegangenen Insel auch
vermischten. In jüngster Vergangenheit gab es Anzeichen
dafür, daß manch einer bei sich entdeckte, schon mal
gelebt zu haben. Damals, auf Xantilon, wo irgendwelche Erinnerungen
aufkeimten. Viele nahmen solche ›Zustände‹ nicht ernst
und glaubten an einen Traum. Andere, die von der Wucht ihrer
Erkenntnisse förmlich überrumpelt wurden, blieben
bedauerlicherweise auf der Strecke. Sie entwickelten sich zu
Sonderlingen und Außenseitern und wagten nicht, über ihre
Probleme zu sprechen. So zerbrachen viele an dem, was in ihnen
vorging. Sie wurden zu Selbstmördern oder landeten in
Heilanstalten, wo keiner sie ernstnahm.
    Dritte wiederum verarbeiteten und analysierten – und kamen zu
brauchbaren Schlüssen.
    Zu jenen, die mit ihrer Erinnerung und ihrem ersten Leben fertig
wurden, die die Stimme des Blutes vernahmen und danach handelten,
gehörte Björn Hellmark. Er war in der Gegenwart
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