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Macabros 090: Höhle des Unheils

Macabros 090: Höhle des Unheils

Titel: Macabros 090: Höhle des Unheils
Autoren: Dan Shocker
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Kamin. Der flackernde Lichtschein spielte
auf ihrem ernsten Gesicht.
    »Was immer ich auch sagen mag, Arne«, begann sie mit
leiser Stimme, und man merkte ihr an, daß es ihr schwer fiel,
das Gespräch in diese Richtung zu lenken, »ich bin nicht
verrückt. Ich bin eine Frau, die liebt, die wiedergeliebt wird
und die bereit ist, dafür zu kämpfen wie eine Löwin
für ihr Junges. Ich befinde mich durch meine Erziehung, die
Probleme, die den Konzern betreffen, und durch meine Gefühle zu
dir in einem bösen Dilemma. Es gibt zwei Möglichkeiten: Die
Heirat mit Forman geht über die Bühne. Ich werde auf dem
Papier seine Frau sein – aber wirklich besitzen wirst nur du
mich…«
    »Marikje!« Kekoolen kam das alles unwirklich vor.
»Ich…«
    »Bitte, laß’ mich ausreden… ich habe mir
Gedanken gemacht. Über alles. Ich bin jedes Detail hundertmal
durchgegangen. Es gibt noch eine Möglichkeit. Allerdings wird
auch ihr die Heirat mit Forman vorausgehen. Und dann werden wir
gemeinsam einen Weg finden, und ihn verschwinden
lassen…«
    Arne Kekoolen schloß für Sekunden die Augen. In seinen
Ohren rauschte das Blut. War das noch die Marikje Adeninnen, die er
kannte, die er mit einer unbeschreiblichen Leidenschaft liebte?
    »Wenn du mich wirklich liebst«, fuhr sie fort und stand
plötzlich neben ihm, »wirst du mich verstehen, wirst du
alles tun, was auch ich für dich tun würde, ohne lange zu
überlegen…«
    »Mord, Marikje?« fragte er tonlos.
    Sie schlang ihre nackten Arme um ihn, die erregende Nähe
ihres Körpers war für ihn wie eine Betäubung.
    »Wenn es sein muß, Arne, auch Mord! Einen anderen
Ausweg, um immer mit dir zusammen zu sein, gibt es nicht… Man
kann es drehen und wenden, wie man will.«
    »Entschuldige«, sagte er kaum hörbar, während
er seine Lippen über ihre Wangen, Hals und Nacken gleiten
ließ, »ich bin verwirrt… aber wahrscheinlich hast du
recht, ja, sicher hast du recht…« Sein Kopf war leer, er
war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. »Wir werden
einen Plan zurecht legen. Es wird uns schon etwas
einfallen…«
    »Das ist nicht mehr nötig, Arne. Der Plan ist bis in
alle Einzelheiten vorbereitet. Ich brauche nur jemand, der mitmacht.
Das Ziel ist ganz einfach: Der Konzern braucht Geld. Forman wird es
mitbringen. Ich werde mit ihm in die Flitterwochen fahren, und dort
wird ein simpler Unfall seinem Leben eine Ende setzen. Unfälle
passieren Tag für Tag, überall auf der Erde. Diesmal griff
das Schicksal nach Ted Forman. Ich werde ein handfestes Alibi haben.
Außerdem gibt es kaum einen Zweifel an meiner Loyalität zu
meinem frischvermählten Gatten. Ich habe mich seit Monaten auf
diesen Schritt vorbereitet, habe Einsicht gezeigt und beiden –
meinem Vater und Ted Forman – zu erkennen gegeben, daß ich
eine gewisse Bedenkzeit benötige. Grundsätzlich abgeneigt
wäre ich nicht. Außerdem sei ich mir nicht mehr ganz im
klaren darüber, wie intensiv meine Gefühle zu dir wirklich
sind. Vielleicht sei das ganze nichts weiter als eine
Schwärmerei, aus der man eigentlich in meinem Alter heraus sein
sollte…«
    Marikje lachte leise.
    Arne Kekoolen mußte sich im stillen eingestehen, daß
er die Freundin von einer ganz neuen Seite kennenlernte.
    »Ich habe bisher nicht gewußt, was im Kopf einer Frau
alles vorgehen kann. Deine Phantasie ist bemerkenswert und –
beängstigend.«
    »Ein Tier, das in die Enge getrieben ist, kämpft mit
allem. Ich fühle mich wie ein solches Tier.«
    Marikje Adeninnen stand mit dem Gesicht zu dem kleinen
quadratischen Fenster, dem einzigen in der Hütte.
    Draußen herrschte finstere Nacht. Die letzten welken
Blätter wurden von einem böigen Wind von den fast kahlen
Bäumen geweht.
    Hier oben in den Bergen des Nordens setzte der Winter früh
ein. Es würde nicht mehr lange dauern, bis der erste Schnee
fiel.
    Das Gesicht war plötzlich am Fenster.
    »Arne!« Gellend hallte der Schrei der Frau durch die
Hütte. Marikje Adeninnen riß sich los, wich zurück
und war kreideweiß, als hätte der Hauch des Todes sie
gestreift.
    Kekoolen wirbelte sofort herum.
    Mit zwei schnellen Schritten war er am Fenster.
    »Paß’ auf, Arne!« schrie sie. »Du
weißt nicht, um wen es sich handelt, was er will…«
Die nackte Angst klang aus ihren Worten. Die Frau, die eben noch
eiskalt einen Mord geplant hatte, wurde nun zum
schutzbedürftigen, hilfesuchenden Weib.
    Kekoolen preßte sein Gesicht an die Scheibe und starrte in
die Nacht hinaus. Er konnte nichts
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