Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 080: Die Waben-Monster

Macabros 080: Die Waben-Monster

Titel: Macabros 080: Die Waben-Monster
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
kommen. Du wirst mich erwarten. Ich bin
dein Freund, dein Herr und Meister. Es gibt nichts, was an diesem
Abend wichtiger für dich wäre, als mich zu erwarten, mich
zu empfangen. Wir haben Großes vor – du und
ich…!‹
    So klang die hypnotisierende Stimme in ihrem Bewußtsein
nach. Diese Stimme schlug sie in Bann und ließ sie vergessen,
was es noch an Absprachen und Absichten für diesen Tag gegeben
hatte.
    Janine Cardon war ganz auf den Besuch des Fremden forciert.
    Sie konnte es kaum erwarten, daß er endlich kam.
    Der Besucher war schon ganz nahe.
    In dem düsteren Hinterhof, der von zwei weiteren
gleichartigen Hochhäusern gebildet wurde, bewegte sich in
unmittelbarer Nähe des Gebäudes, in dem Janine Cardon
wohnte, ein bizarrer Schatten.
    Der Insektenmensch!
    Aufgeregt zitterten die langen, behaarten Fühler. Das Wesen
nahm mit seinen empfindlichen Sinnen Tausende unterschiedlicher
Gedanken, Gefühle und Stimmungen wahr.
    In der achten Etage, mittleres Fenster, des ihm
gegenüberliegenden Apartmenthauses saß eine Frau am Bett
ihres fiebernden Kindes.
    Die Frau war schön.
    Einen Augenblick spielte Sephoos mit der Vorstellung, auch in ihre
Gedankenwelt einzudringen und sie zu sich zu rufen.
    Ein mächtiger Wille formte sich in seinem Bewußtsein.
»Ich brauche dich. Auch du wirst zu mir kommen. Bestimme selbst
den Ort, an dem wir uns treffen können! Er muß still und
abgelegen sein. Vor allem auch dunkel. Ich muß dich mal
berühren, um dich ganz zu besitzen.«
    Lautlose Gedanken der unheimlichen Gestalt erreichten das
Bewußtsein der Frau.
    Sie wirkte plötzlich nervös und abgelenkt. Ihr Kopf war
nicht nur erfüllt von der hypnotischen Gedankenstimme, sondern
auch von farbigen Bildern, die ihr eine geheimnisvolle Welt
vorgaukelten, in der sich Insektoide wie selbstverständlich
bewegten und riesige Wabenbilder errichteten.
    Alle Waben aber waren leer und sahen aus, als warteten sie nur
darauf, daß etwas in sie hineingelegt würde…
    Dann brachen die Bilder zusammen.
    Sephoos zog seine Einflüsse aus der Gedankenwelt der Frau
zurück.
    Sie ertappte sich dabei, daß sie mitten im Zimmer stand.
    Sie erschrak, wußte nichts mehr von der Gedankenstimme und
war überzeugt, daß sie einige Sekunden geträumt
hatte.
    Der Insektenmensch konzentrierte sich ganz auf sein
ursprüngliches Vorhaben.
    Er durfte sich jetzt nicht durch andere Möglichkeiten
ablenken lassen.
    Erst mußte er den einen Schritt tun, ehe er weitere
Maßnahmen ergriff.
    Welche Möglichkeiten bot ihm diese Welt! Sie war reich an
Leben. Und dieses Leben würde dafür sorgen, daß auch
sein Volk wieder aus dem Vergessen herauskam.
    Er war dem Schicksal dankbar, das ihm diesen Weg ermöglicht
hatte.
    Er mußte nur geschickt und kraftvoll zu Werke gehen, um sein
Ziel zu erreichen.
    Noch ein letzter Blick in die Runde…
    Hier im Düsteren war niemand, der Zeuge seiner Unternehmung
geworden wäre.
    Der Insektoide wandte sein Gesicht der rückwärtigen
Hauswand zu.
    Dann streckte er seine Klauenglieder aus.
    Die Wand war glatt. Beton… Dennoch fand er Halt.
    Der Insektoide klappte die Klauen knackend zurück, so
daß sie wie Auswüchse auf den eingekerbten
Unterarmgelenken aussahen.
    Flach lagen die Insektenglieder auf der Hauswand.
    Eine Drüse trat in Tätigkeit. Wie eine Spinne mit
Haftbeinen kroch Sephoos, der Insektoide, an der Hauswand empor.
    Auf der steil in die Höhe führenden Fläche bewegte
er sich rasch und wendig.
    Er erreichte die erste Etage, dann die zweite und nutzte geschickt
die dunkelsten Zonen zwischen den Fenstern. Das waren meistens die,
die in der Nische zu den Treppenaufgängen lagen.
    Niemand sah den Fassadenkletterer. In einer Höhe von zwanzig
Stockwerken wäre er in der herrschenden Dunkelheit aus der Tiefe
selbst bei angestrengtestem Hinsehen mit bloßem Auge nicht
wahrnehmbar gewesen.
    Sephoos klebte an der Wand und warf einen Blick zurück in die
Tiefe. Ein schwarzer, gähnender Schacht zwischen drei
Hochhäusern.
    Der Insektenmensch konnte in die beleuchteten Fenster des
gegenüberliebenden Gebäudes sehen.
    Im vierundzwanzigsten Stock tanzte mitten im Zimmer engumschlungen
ein Paar.
    Es küßte sich. Dann ging das Licht aus. Nur noch das
schwache, geisterhafte Glühen der Stereo-Anlage erfüllte
den Raum.
    Der Nichtmenschliche erreichte den Dachrand, erklomm ihn ohne
Anstrengung und lief dann geduckt darüber hinweg auf die andere
Seite des Gebäudes. Es war die Seite zur Straße.
    Flach auf dem Bauch liegend
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher