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Macabros 080: Die Waben-Monster

Macabros 080: Die Waben-Monster

Titel: Macabros 080: Die Waben-Monster
Autoren: Dan Shocker
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eine geballte Ladung Dynamit, die jeden Augenblick in
die Luft gehen könne.
    Pascal Regnier könnte der zum Leben erwachte Donald Duck
sein, und Walt Disney hätte seine wahre Freude an ihm
gehabt.
    »Ich schicke dich weg zum Telefonieren, um festzustellen, was
mit Janine ist – und du stehst hier herum wie ein
Ölgötze. Was ist nur los mit dir, Bianca? Was hat dir denn
die Sprache verschlagen?«
    Die dunkelhaarige Tänzerin mit den großen,
mandelförmigen Augen und der Pferdeschwanzfrisur erwachte wie
aus einem Traum.
    Sie schloß drei Sekunden die Augen. »Entschuldige,
Pascal – ich bin etwas verwirrt… ich…
ich…«
    Bianca Lefebre schüttelte sich. Nervös fuhr sie sich
über das Gesicht.
    »Schlechte Nachrichten?« fragte der Tänzer rasch.
Hektische rote Flecken zeigten sich auf seinen Wangen. »Na, ich
kann mir denken, was ist. So etwas passiert in unseren Kreisen nicht
zum erstenmal. Man kennt das ja. Mit einem Mal schmeckt die Karriere
nicht mehr. Da lernt ein solch begabtes Mädchen ’nen Kerl
kennen, verknallt sich Hals über Kopf in ihn und…« Er
unterbrach sich abrupt. »Oder – hat sie dir etwas
gestanden?« schoß er unvermittelt diese Frage ab.
»Kriegt sie ein Kind?«
    Die dunkelhaarige, schlanke Frau schüttelte den Kopf.
    Ihr war der Auftritt peinlich.
    Ganz unbemerkt nämlich spielte sich die Szene in der
Hotelhalle nicht ab.
    Die mahagoniverkleideten Telefonzellen lagen zwar etwas abseits,
aber nicht so weit weg, daß Gäste in der Halle auf den
theatralischen Auftritt Pascal Regniers nicht aufmerksam geworden
wären.
    »Was habt ihr denn so lange zu quatschen gehabt?«
krähte Regnier. Ihn interessierte es nicht, daß Leute
stehen geblieben waren.
    Er packte Bianca hart am Handgelenk und zog sie aus der Zelle.
    »Au! Du tust mir weh…«
    »Macht nichts! Dann wachst du endlich auf. – Seit einer
Viertelstunde warten wir auf deine Rückkehr.«
    »Das kann nicht sein«, entfuhr es der Tänzerin
erschreckt.
    Er bewies es ihr, tippte mit seinem Zeigefinger auf das Glas
seiner übergroßen Armbanduhr und sagte ihr genau, wann sie
gegangen war, um zu telefonieren.
    Pascal Regnier zerrte Bianca um die nächste Ecke, in die
Nähe der Auslagen exquisiter Geschäfte, die sich in der
Passage oder außerhalb in der Nähe des Hotelstandortes
befanden.
    Die Tänzerin mußte sich eingestehen, daß sie seit
zehn Minuten in der Telefonzelle stand, ohne eine Verbindung zu
Janine zu haben. Sie hatte sich nicht dazu aufraffen können,
sofort zu Pascal zu laufen und ihm die volle Wahrheit zu sagen.
Schließlich bedeutete sie: Die Tournee platzte. Ohne Janine gab
es keine Reise durch die Vereinigten Staaten.
    Ein Rattenschwanz von Forderungen würde das nach sich ziehen.
Schadenersatzansprüche, Prozesse.
    Bianca Lefebre durfte nicht darüber nachdenken, sonst wurde
ihr schwarz vor Augen.
    »Ich muß dir etwas sagen, Pascal…«,
stieß sie hervor.
    »Endlich! Darauf warte ich schon die ganze Zeit.«
    »Du hast mir bisher keine Gelegenheit gegeben, darüber
zu sprechen, was ich erst verdauen mußte.« Bianca Lefebre
gewann die alte Fassung wieder.
    »Der Ansatz war bereits gemacht«, konnte Regnier sich
die bissige Bemerkung nicht verkneifen, »’rumgestottert
hast du schon ganz gut.«
    »Half dich fest, Pascal, oder such’ direinen Platz zum
Sitzen! Unsere Reise können wir abschreiben… Oder du
mußt ein völlig anderes Programm entwerfen. Ohne Janine
als Star der Revue. Sie hat den Verstand verloren…«
    Bianca Lefebre war selbst überrascht, wie kühl und
sachlich diese Bemerkung über ihre Lippen kam.
    Auf Pascal Regnier wirkte jedes einzelne Wort wie ein
Hammerschlag.
    Die Tänzerin berichtete von dem Telefonat, das sie mit der
Kollegin geführt hatte.
    Mit jedem weiteren Wort, das über ihre Lippen kam, wurde
Pascals Gesicht länger.
    Er bückte ungläubig auf Bianca.
    »Sag, daß das alles nur ein Scherz ist. Ihr habt euch
da einen Witz ausgedacht…«
    »Es ist alles wahr, Pascale! Wort für
Wort…«
    Regnier war ein Mensch, der nach außen lebte. Er fluchte,
ohne Rücksicht auf die Leute zu nehmen, die gerade in seiner
Nähe standen.
    Eine vollbusige Französin im schwarzen Netzkleid hob die
Augenbrauen und gab einen leisen Schrei von sich, der ihre
Empörung ausdrückte.
    Mit welch prominentem Flucher sie es zu tun hatte, konnte sie
allerdings nicht ahnen.
    »Wir fahren hin«, entschied Regnier. »Ich muß
mir das Weib aus der Nähe ansehen. Es wäre doch gelacht,
wenn es nicht gelänge,
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