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Macabros 076: Ruf ins Vergessen

Macabros 076: Ruf ins Vergessen

Titel: Macabros 076: Ruf ins Vergessen
Autoren: Dan Shocker
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vergitterten Fenster führte.
    Die verschachtelte Kammer enthielt Regale mit frischer
Bettwäsche und Handtüchern. Die Putzgeschirre der
Zimmermädchen standen fein säuberlich nebeneinander. Hier
wurden Staubsauger aufbewahrt und Kästen mit Putzmitteln. Weiter
hinten standen Karren und Körbe, in denen
zusammengeknüllte, schmutzige Wäsche lag.
    Der Inder öffnete das Fenster, griff dann nach außen
und nahm mit einem kurzen Ruck das Gitter vor der Fensteröffnung
weg.
    Alles war vorbereitet.
    Nun würde sich zeigen, ob die Falle für Mirakel diesmal
so klug aufgebaut war, daß er sie nicht durchschaute.
    In der Vergangenheit hatte dieser Mann, der sowohl Mensch als auch
Dykte war, bewiesen, daß er verstand zu kämpfen, daß
er seine Fähigkeiten und Kräfte für eine gerechte
Sache einsetzte.
    Aber diesmal hatte Mirakel seinen Meister gefunden.
    Der Inder erklomm mit einem federnden Schwung die Innenseite der
Fensterbank und ging in die Hocke. Die Dunkelheit ringsum hüllte
ihn ein. Das war sein bester Schutz. Er konnte unten von der
Straße aus nicht gesehen werden.
    Wäre jetzt Björn Hellmark, der Herr über Marlos, an
Ort und Stelle gewesen und hätte einen Blick in dieses Gesicht
werfen können – er wäre fassungslos gewesen.
    Dieser Mann rettete ihm vor Jahren das Leben, als er durch
dämonische Hinterlist in das Mikroreich entführt wurde! Das
war der Inder – Lekarim!
    Lekarim aber war der Name von Mirakel, spiegelverkehrt
gelesen…
    Bedeutungsvoll?
    Nicht für Björn Hellmark – aber für Mirakel,
den Dyktenmann, dem ein tödlicher Feind erwachsen war…
     
    *
     
    Sie war von den Ereignissen noch so erfüllt, daß es
einige Zeit dauerte, ehe sie zur Ruhe kam.
    In dem kleinen Restaurant aß Alexandra Becker zu Abend. Aber
so recht schmeckte es ihr nicht.
    Sie nahm sich vor, morgen nach Llansa zu fahren und der Frau einen
Besuch abzustatten. Vielleicht wußte man in der Zwischenzeit
dann auch schon Näheres über das ungewisse Schicksal ihres
Mannes.
    Alexandra trank ein Glas Sangria und fing langsam an, sich vom
Alltag zu lösen.
    Sie war hierher gekommen, um sich nach einem Jahr Arbeit zu
erholen.
    Mit Frank Morell hatte sie vereinbart, nach ihrer Ankunft in Rosas
anzurufen, sobald sie imstande dazu war.
    Jetzt war sie fähig dazu und hatte außerdem das
Verlangen danach.
    Sie ging zu der schwarzhaarigen, an eine rassige Zigeunerin
erinnernden Spanierin an die Theke, gab ihr die Nummer und bat darum,
gerufen zu werden, wenn die Verbindung klappte.
    Es verging eine Viertelstunde… eine halbe… Das
Mädchen gab ihr mehrere Male durch ein Achselzucken zu
verstehen, daß die Leitungen nach Deutschland offensichtlich
gestört waren.
    Da ging Alexandra Becker abermals zu ihr hin. »Aber er
muß da sein. Kommen Sie nicht durch?«
    »Doch, aber niemand geht an den Apparat…«
    Ob falsch gewählt wurde?
    »Darf ich’s mal allein versuchen, Senorita?« fragte
sie lächelnd.
    »Aber selbstverständlich. Por favor…«
    Das Mädchen hinter der Theke führte die Touristin zum
Telefonapparat.
    Alexandra versuchte ihr Glück. Ebenfalls vergeblich: Frank
ging nicht an den Apparat!
    Nach zehn Minuten gab sie es auf und ging in den Bungalow Nummer
5, den sie gemietet hatte.
    Eine Weile noch saß sie in dem abgedunkelten Zimmer und
schaute durch das große Panoramafenster hinunter in die Bucht
und über das Meer, das mit dem nächtlichen Himmel
verschmolz.
    Sie genoß die Stille, die entspannte Atmosphäre, den
wunderbaren Blick in die Weite.
    Ja – hier würde sie sich schon erholen.
    Da sah sie den Schatten…
    Alexandra Becker fuhr zusammen wie unter einem Peitschenhieb.
    Ihr Körper spannte sich.
    Da war jemand auf der Terrasse!
    Der Schatten war von der Seite her auf die Tür gefallen
– und wieder verschwunden.
    Hatte sie sich getäuscht?
    Wer sollte sich um diese Zeit in der Nähe dieses von ihr
gemieteten Terrassenhauses aufhalten? Die Grundstücke zu den
anderen Gebäuden waren durch hohe, weißgekalkte Mauern
voneinander getrennt, so daß jeder Urlauber tatsächlich
für sich war. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß einer
auf die Idee gekommen war, die Mauer zu überklettern, um
nachzusehen, wer sich hier im Haus aufhielt.
    Vielleicht doch?
    Ein Einbrecher?
    Alexandra Becker sprang lautlos von dem ausladenden Sofa, eilte
auf Zehenspitzen zur Terrassentür und hielt sich atemlos hinter
dem Vorhang im Dunkeln.
    Draußen blieb alles still. Da war auch kein Schatten mehr,
wie sie zuerst gemeint
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