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Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt

Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt

Titel: Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt
Autoren: Dan Shocker
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aus.
Sein Haupthaar hing ihm wirr und verschwitzt in die Stirn. Die Nase
blutete. Er mußte sie beim Aufschlag verletzt haben.
    Benommen erhob sich der Fünfundzwanzigjährige und setzte
sich auf die Bettkante. Schweigend barg er das Gesicht in den
Händen. Alice sah, daß ihr Freund zitterte.
    »Du hattest wieder einen dieser Träume«, sagte sie,
»nicht wahr?«
    Martin nickte nur. Langsam wischte er sich die Haare aus dem
Gesicht, nahm ein Taschentuch und schneuzte sich. Gleichzeitig
wischte er sich das Blut ab.
    »War es schlimm?« fragte Alice mitfühlend.
    »Ja«, sagte Martin einsilbig und erhob sich.
»Schlafe ruhig weiter«, riet er seiner Hübschen und
ging zur Tür. »Ich muß die Eindrücke aus der
fremden Welt festhalten. Wenn ich mich jetzt wieder hinlege, dann
vergesse ich die Hälfte.«
    »Du und deine Gottesgabe«, versuchte Alice Whittington
zu spotten, aber es wollte ihr nicht recht gelingen. »Was
würdest du wohl arbeiten, wenn du nicht in diese Traumwelten
sehen könntest?«
    Aber Martin Perts hatte das gemeinsame Schlafzimmer schon
verlassen. Er murmelte noch etwas, das wie eher noch eine Teufelsgabe
klang, dann schloß sich die Tür hinter ihm.
    Die junge Frau zuckte nur die Schultern. Ehe sie das Licht
ausknipste, sah sie noch auf die Uhr. Es war drei Uhr nachts.
    Alice Whittington drehte sich zur Seite und versuchte
einzuschlafen.
     
    *
     
    Martin Perts stieg die Treppe zu seinem Atelier hoch. Der
Fünfundzwanzigjährige arbeitete als Graphiker und
Kunstmaler. Obwohl Perts noch jung war und nicht sehr lange in diesem
Gewerbe arbeitete, hatte er es doch schon sehr weit gebracht. Seine
Bilder verkauften sich gut, und im Ausland lief gerade eine
Wanderausstellung, jede Woche in einer anderen Stadt. Zur Zeit war
eine Galerie in Frankfurt an der Reihe, die Bilder zu zeigen.
    Perts hätte seine Bilder gern begleitet und den Besuchern der
Ausstellung Autogramme gegeben, aber das war im Augenblick nicht
möglich, denn der junge Graphiker befand sich wieder in einer
besonders produktiven Phase. Günstige astrologische
Einflüsse wirkten sich positiv auf seine Kunst aus.
    Martin Perts hatte nur drei Stunden geschlafen. Er hätte
nicht geglaubt, daß er schon wieder so früh würde
aufstehen müssen, aber es war wohl nicht zu vermeiden
gewesen.
    Die Ausgeburten seiner Alptraumnächte bannte er auf die
Leinwand und verlieh ihnen so ungeahnte, plastisch geformte
Wirkung.
    In der Kunstkritik wurde Martin Perts schon als neuer Salvatore
Dali gepriesen und mit dem spanischen Meister auf eine Stufe
gestellt.
    Die Presse bezeichnete Martin Perts als Surrealisten. Er selbst
hätte sich jedoch gern als Realisten bezeichnet. Was er malte,
besaß für ihn tatsächlich ein hohes Maß an
Realität.
    Der junge Maler bannte seine Träume nicht nur auf Papier, er
träumte sie auch nicht nur, sondern er lebte sie
tatsächlich durch.
    Gähnend hielt er die Hand vor den Mund und öffnete dann
die Tür zu seinem Atelier.
    Hell flammten die Leuchtstoffröhren an der Decke auf.
    Er betrat den Raum und verschloß die Tür. Die
Wände waren mit surrealistischen Motiven bemalt, und
überall standen Staffeleien mit unfertigen Bildmotiven
herum.
    Im Hintergrund stapelten sich die fertigen Bilder auf dem nackten
Fliesenboden. Diese Motive waren verkaufsfertig. Alice Whittington
würde morgen einige davon in die Londoner Galerien und
Kunsthandlungen bringen.
    Sicher würde sie einen guten Preis erzielen.
    Martins Blick fiel auf eines der unfertigen Bilder. Es war fast
vollendet, nur im Vordergrund fehlte noch etwas. Während der
Hintergrund peinlichst genau bis ins kleinste Detail ausgeführt
worden war, wirkte der Vordergrund monoton und leer.
    Aber das sollte nicht lange bleiben. Noch heute morgen wollte er
sich ein Aktmodell bestellen und es auf die freie Fläche malen.
Er wußte schon, welche Frau dafür in Frage kam.
    »Ramona«, murmelte er, und einen Augenblick blickte er
träumerisch auf das unvollendete Bild.
    Es stellte eine Kraterlandschaft dar. Zwischen den Kratern schoben
sich wie riesenhafte Stalagmiten seltsam zerklüftete Türme
in den Himmel.
    Über der Gegend lag gelber Nebel.
     
    *
     
    Frank Morell erwachte übergangslos.
    Es geschah so plötzlich, daß er nicht wußte, wie
sein Schlaf ein so abruptes Ende fand. Sicher mußte es aber
einen Grund dafür geben. Nichts in seinem Leben passierte ohne
Ursache. Seitdem er das Erbe der Dykten übernommen hatte, hatte
er schon des öfteren Wahrträume
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