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Macabros 050: Rha-Ta-N'mys Leichenschlucht

Macabros 050: Rha-Ta-N'mys Leichenschlucht

Titel: Macabros 050: Rha-Ta-N'mys Leichenschlucht
Autoren: Dan Shocker
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auf der Fahrt
Gesellschaft leisten würden. Ich möchte mich nur rasch
etwas frisch machen. In spätestens einer Viertelstunde
können wir fahren. Wenn es so eilig ist, sollte man keine
Sekunde länger verstreichen lassen, als unbedingt notwendig. Ich
bin sehr daran interessiert, Mister Martin zu sprechen!«
     
    *
     
    Er fuhr einen schneeweißen Chrysler, das neueste Modell mit
blauen Ledersitzen, elektrischem Schiebedach und Klimaanlage. Das
Armaturenbrett war aus echtem Palisander, und die Scheinwerfer gingen
automatisch an, wenn das Tageslicht nachließ und es
dämmrig wurde.
    Gwendolyn Gendines Wangen glühten, als sie neben Octlan
saß und nach Hause zurückfuhr.
    Joe Octlan war ein prachtvoller Unterhalter. Aus seinem
erlebnisreichen Dasein wußte er soviel zu erzählen,
daß die Zeit wie im Flug verging.
    Gwendolyn Gendine lag mehr als einmal die Frage auf der Zunge, was
denn nun so Wichtiges in dem Brief gestanden hatte, daß Octlan
sich umgehend entschied, die Fahrt zu Ronald Martin anzutreten. Aber
sie hatte den Mut nicht dazu und wollte nicht über Gebühr
neugierig sein, um keinen falschen Eindruck zu erwecken. Irgendwie
aber kam ihr das Ganze merkwürdig, sogar ein bißchen
unheimlich vor.
    Martins Prophezeiung, daß ›Octlan nicht anders
könne, als seinem Ruf zu folgen‹ hatte sich prompt
erfüllt.
    Verfügte der alte Ronald über übersinnliche
Kräfte? War er doch ein Magier?
    Unsinn! Gwendolyn verwarf die seltsamen Gedanken wieder. Es gab
außer den Heilkünsten nichts, was an Besonderheiten im
Leben des alten Martin erwähnenswert gewesen wäre.
Außer dem Geld vielleicht noch, über das er stets
verfügte, ohne je gearbeitet zu haben…
    »Ich würde Sie gern zu Mr. Martin mitnehmen«, sagte
Octlan, als sie sich dem Ort näherten. »Aber er hat
ausdrücklich um ein Gespräch unter vier Augen gebeten. Ich
hoffe, ich komme nicht zu spät…«
    Gwendolyn, Gendine kam das alles vor wie ein Traum.
    »Sie können mich ruhig mitnehmen. Ich werde nur kurz
einen Blick zu ihm hereinwerfen, um zu sehen, wie es ihm geht. Dann
werde ich mich sofort entfernen.«
    Genauso geschah es.
    Bevor Joe Octlan noch das alte Holzfällerhaus betrat, sah
Gwendolyn Gendine nach dem Rechten.
    Es war dämmrig. Der Himmel war bewölkt, und im Westen
braute sich etwas zusammen. Dumpfes, fernes Donnergrollen
kündete ein Gewitter an.
    Ronald Martin lag in dem kleinen Raum, der ein Mittelding zwischen
Schlafzimmer, Bibliothek und Antiquitätenladen war.
    Außer seinen zahlreichen Büchern hatte Martin auch
seltsam geformte Wurzeln, dunkle und irgendwie geformte Steine in
seinen Regalen stehen und allerlei Krimskrams, den man auf den ersten
Blick überhaupt nicht übersehen konnte.
    Ronald Martins Wohnung sah im Prinzip überall gleich aus. Sie
wirkte unaufgeräumt, da konnte man machen was man wollte, und
irgendwie fühlte Gwendolyn Gendine sich schuldig. Sie hätte
vielleicht doch etwas mehr tun sollen als nur Staub wischen und
putzen.
    Aber Martin hatte ihr zu verstehen gegeben, daß sie auf
keinen Fall Hand anlegen sollte an den Dingen, wie er sie hingestellt
und eingeordnet hatte.
    Dabei konnte von Ordnung keine Rede sein.
    Was mußte nur der Besucher für einen Eindruck
bekommen!
    Gwendolyn ging auf das Bett zu.
    Ganz ruhig lag Martin da. Ob er schon?
    »Nein, noch nicht«, vernahm sie seine leise Stimme, und
sie erschrak. Konnte er denn Gedanken lesen? Er schlug die Augen auf.
Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn. Er wirkte sehr
blaß und eingefallen. »Aber es geht zu Ende, Miss
Gendine… ich habe Motorengeräusch gehört… er ist
also gleich…«
    »… mitgekommen«, setzte sie seine Ausführungen
fort.
    Ein rätselhaftes Lächeln spielte um die dünnen
Lippen des Alten. »Ich hab’s gewußt… ich
hab’s gewußt. Wo… ist er?«
    »Er wartet draußen. Ich wollte erst nach Ihnen sehen,
Mister Martin. Brauchen Sie irgend etwas?«
    »Nein, danke. Es steht noch genügend Wasser in der
Karaffe…«
    »Das kann ich wenigstens frisch machen.«
    »Nicht nötig. Ich brauche es wahrscheinlich nicht mehr.
Wichtig allein ist jetzt… der Besuch Joe Octlans… ich habe
mich so darauf gefreut… lassen Sie ihn herein, Miss
Gendine… und lassen Sie uns bitte allein! Ich möchte mich
für alles, was Sie bisher für mich getan haben, bedanken.
Sie waren sehr geduldig. Ich werde mich noch erkenntlich
erweisen… Beeilen Sie sich jetzt! Es scheint ein Unwetter
aufzuziehen.«
    Sie nickte und wollte etwas darauf sagen. Ihre
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