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Macabros 050: Rha-Ta-N'mys Leichenschlucht

Macabros 050: Rha-Ta-N'mys Leichenschlucht

Titel: Macabros 050: Rha-Ta-N'mys Leichenschlucht
Autoren: Dan Shocker
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daran, daß Ronald Martin
möglicherweise sehr viel mehr besaß, als allgemein bekannt
war. Irgendwann in seinem Leben mußte er eine Erbschaft
angetreten haben, die ihm diese Art zu leben überhaupt
ermöglichte. Vielleicht gab Martin diese Dinge schon bald an sie
weiter… er selbst konnte ja nichts mehr mit ihnen anfangen.
    Unweit des Regent-Hotels kaufte sie an einem Stand eine Portion
Eis und schleckte. Sie war gern in der Stadt und beobachtete von
einer Bank aus die Menschen, die durch die Straßen eilten und
fuhren. Keiner hatte Zeit.
    Ehe sie in das Kaufhaus ging, um ein Kleid zu erwerben,
überlegte sie, ob es nicht doch besser war, nochmal in das
Regent zu gehen und nach dem Regisseur zu fragen. Vielleicht konnte
sie durch ein persönliches Wort dem Wunsch des alten Mannes
einen gewissen Nachdruck verleihen.
    Sie konnte sich noch nicht dazu entschließen.
    So ging sie in das Kaufhaus und probierte mehrere
Kleidungsstücke. Nach einer Stunde kam sie mit zwei Röcken
und einem neuen Kleid heraus und war glücklich.
    Und in dieser Stimmung entschloß sie sich, doch nochmal
einen Abstecher zum Regent-Hotel zu machen und sich zu erkundigen, ob
Mr. Octlan inzwischen von dem Brief des Kranken Kenntnis genommen
hatte.
    Gerade als sie an der Ampelanlage die Straße
überquerte, sah sie einen athletisch gebauten Mann mit kurz
geschnittenen, fast weißen Haaren und elastischen Bewegungen
die Treppe zum Hotel hochlaufen.
    Der Mann trug einen silbergrauen Anzug mit breitem Revers,
darunter ein offenes Sporthemd. Er war braungebrannt, und sein sehr
helles Haar bildete einen auffälligen und interessanten Kontrast
dazu.
    Als Gwendolyn Gendine durch das gläserne Portal kam und zur
Rezeption ging, stand der gut aussehende Mann mit dem weißen
Haar und der braungebrannten Haut beim Portier und nahm gerade den
Brief zur Hand, den sie dort abgegeben hatte.
    Gwendolyn Gendine hielt den Atem an.
    Das also war Joe Octlan, der bekannte Regisseur und Produzent
namhafter Filme, die sich alle in irgendeiner Form mit dem
Übersinnlichen und Fantastischen und der Behandlung
parapsychologischer Themen befaßten.
    Die Überbringerin des Briefes sah, wie Octlan ihn in der Hand
drehte, verwundert den Kopf schüttelte und dann kurzerhand den
Umschlag aufriß.
    Sie beobachtete das Gesicht des Mannes.
    Es war glatt und ausgeglichen, wies volle, rote Lippen und eine
gerade, aristokratische Nase auf. Octlan hatte kleine, eng anliegende
Ohren, und durch den kurzen Haarschnitt wirkte sein Gesicht fast
quadratisch und größer, als es in Wirklichkeit war.
    Octlan überflog den Brief. Die Miene des Filmpapstes
veränderte sich nicht.
    Dann wandte er sich an den Portier, wechselte ein paar Worte mit
ihm, und dies war der Augenblick, da Gwendolyn Gendine den Mut
faßte, auf Octlan zuzugehen.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte sie mit leiser Stimme
und merkte, wie ihr warm wurde. Das Blut schoß ihr ins Gesicht,
und sie lief puterrot an. »Sie sind doch Mister Octlan, nicht
wahr?«
    Joe Octlan wandte ihr sein Gesicht zu. »Das ist die Dame,
Sir, die den Brief hier abgegeben hat«, sagte in diesem
Augenblick der Portier mit halblauter Stimme.
    Octlan lächelte.
    »Ja, das ist richtig«, sagte Gwendolyn Gendine schnell.
»Ich glaube, dazu muß ich Ihnen etwas erklären.
Mister Martin ist ein alter Mann… er hat alle Ihre Filme
gesehen. Er… er verehrt Sie förmlich, Mister Octlan. Jetzt
liegt er im Sterben. Er hat nur diesen einen Wunsch
und…«
    Octlan lächelte noch immer. Seine Augen waren rauchgrau. An
diesem Mann stimmte einfach alles. Gwendolyn Gendine versuchte ihn zu
schätzen. Er konnte ebenso gut Mitte Dreißig wie Mitte
Vierzig sein.
    »Ich weiß. Er hat mir alles geschrieben!« Octlan
hatte eine ruhige, dunkle Stimme.
    Gwendolyn Gendine lief ein wohliger Schauer über den
Rücken.
    »Wann fahren Sie zurück, Mrs…«
    »Miss«, beeilte sie sich zu sagen. »Miss
Gwendolyn.« Sie war dreiunddreißig, unverheiratet und sah
nicht schlecht aus, wirkte aber etwas fade. »Ich wollte mit dem
Bus um sechzehn Uhr fahren. Danach geht keiner mehr.«
    »Es ist doch gut, daß wir uns hier begegnet sind«,
sagte Octlan. »Das erspart mir das Suchen. Ich möchte Sie
gern mitnehmen, wenn Sie das wollen. Dann haben Sie sich die
Wartezeit an der Haltestelle und die lange Fahrerei erspart, und wir
sind beide schneller am Ziel…« Gwendolyn Gendine glaubte
nicht recht zu hören, als Joe Octlan fortfuhr zu sprechen.
»Ich würde mich freuen, wenn Sie mir
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