Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 047: Formonatio - Welt des Unheils

Macabros 047: Formonatio - Welt des Unheils

Titel: Macabros 047: Formonatio - Welt des Unheils
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
Sinne des
grausamen, menschenfeindlich eingestellten Molochos’ zu machen,
um nach den angedrohten tausend Qualen schließlich durch
Molochos eigene Hände umzukommen?
    Seltsam, daß ihm gerade dieser Gedanke kam.
    Er sagte nichts und riß sich zusammen, um so zu sein, wie
man es von Inspektor Chas Morgan erwartete. Wie es auch sein uriger
Freund und Begleiter erwartete.
    Seine Überlegungen aber, die das Blutsiegel betrafen,
ließen ihn von nun an nicht mehr los.
    Er hatte das Gefühl, im wahrsten Sinn des Wortes in einen
Strudel gerissen worden zu sein, von dem er nicht wußte, wohin
er ihn zerrte.
    Im Malstrom der Ereignisse ging sein Leben als Chas Morgan weiter,
obwohl er nicht Chas sein wollte.
    Die zwingende Logik aber führte einfach weiter, ob er wollte
oder nicht.
    »Da ist es!« riß Frankie Lanes Stimme ihn aus dem
Nachdenken.
    Auf dem Schirm zeigte sich ein Raumschiff, das sich silbergrau von
der ewigen Schwärze des Alls abhob.
    Beim Näherschweben der ›Nummer Neun‹ war zu
erkennen, das das Raumgefährt mittschiffs aufgerissen war, als
ob dort eine Bombe eingeschlagen hätte.
     
    *
     
    Und selbst der Gedanke daran, daß dies nur eine so intensive
Halluzination sein konnte, daß sein Körper und sein Geist
sich nicht wehren konnten dagegen, nützte nichts mehr, als es
geschah.
    Die ›Nummer Neun‹ ließ sich plötzlich nicht
mehr manövrieren.
    Sie reagierte nicht auf die gröbsten Einstellungen.
    Das deltaförmige Flugschiff wurde mit unwiderstehlicher
Gewalt auf das alte, graue Raumgefährt gezogen.
    Genau auf das riesige, aufgerissene Loch zu, dessen gezackte
Ränder plötzlich in einem wilden Licht zu glühen
begannen.
     
    *
     
    »Tu’ doch etwas, Chas! So tu’ doch was, verdammt
noch mal!«
    Frankie Lanes Stimme überschlug sich.
    Morgans Finger lagen reglos auf den dunkel glimmenden
Armaturen.
    »Was ist denn los mit dir? Chas!?« Lanes Stimme
zitterte. »Warum tust du denn nichts, warum stehst du nur da wie
ein Ölgötze?«
    Die Stimme drückte die ganze Angst und Verzweiflung aus,
unter der sein kleiner, dicker Begleiter stand.
    »Ich kann nichts tun, Frankie«, hörte er sich
automatisch sagen. »Die Elektronik gehorcht nicht mehr den
Steuerungsimpulsen.«
    Es war plötzlich so unheimlich schwer, sich vorzustellen,
daß der Mensch hier in dieser kleinen Kabine neben ihm nur eine
Traumgestalt sein konnte.
    Er hörte ihn atmen und sah sein Gesicht so dicht vor sich,
daß ihm nicht die kleinste seelische Regung in dem Blick und
dem Antlitz seines Gegenüber entging.
    Schweiß perlte auf Frankie Lanes Stirn, Schweiß auf
seiner eigenen.
    Unaufhaltsam glitten sie auf das riesige Loch zu, und je
näher sie dem lautlos durch das All schwebenden Wrack kamen,
desto weniger nutzte die Vorstellung, daß er gar nicht Chas
Morgan war.
    Natürlich war er Morgan – er war versetzt worden in
einen anderen Körper, den er nach und nach begreifen lernte.
    Solange er zurückdenken konnte, war er Chas Morgan gewesen.
Er hielt sich seine Vergangenheit vor Augen, die Menschen, mit denen
er während der letzten Jahre zu tun hatte, sein Elternhaus
– die Jahre auf der Raumakademie…
    Das alles war doch keine Einbildung, kein Hirngespinst!
    Eher war das Gegenteil der Fall. Er hatte schon mal gelebt, und
das, was sich während der letzten Wochen und Tage in ihm regte,
war ein Teil der Erinnerung eines anderen Lebens, das er schon mal
durchmachte.
    Oder – er wurde wahnsinnig.
    Schizophrene Zustände!
    Er preßte die Lippen aufeinander und ließ sich die
Erregung, unter der er stand, nicht anmerken. Konzentriert starrte er
auf den Metallkoloß, der vor ihnen im All schwebte. Die
ausgezackten Ränder in dem Wrack glühten dunkelrot bis
weiß, und heiße Dämpfe lösten sich von dem
Schiff, trieben in den Kosmos und verflüchtigten sich.
    Die ›Nummer Neun‹, Chas Morgans vollendeter Raumgleiter,
trieb ohne Steuerung auf das hundertfünfzigjährige irdische
Raumschiff zu, das schon nicht mehr die typische Raketenform zum
ersten Flugkörper aufwies. Kugeln und dicke Verbindungsarme, die
mit dem plumpen, länglichen Hauptkörper verbunden waren,
machten das Schiff eher zu einer großen, technischen Station
als zu einem schnittigen Raumschiff.
    Dieses Gefährt war im All zusammengebaut und eingerichtet
worden. Die Menschen, die sich seinerzeit dazu entschlossen, an dem
Siedlungsobjekt teilzunehmen, waren mit Raumschiffen zu der
flugfähigen Station gebracht worden, die sich schließlich
vollbesetzt auf den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher