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Macabros 045: Das Geheimnis der grauen Riesen

Macabros 045: Das Geheimnis der grauen Riesen

Titel: Macabros 045: Das Geheimnis der grauen Riesen
Autoren: Dan Shocker
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vorhin.
    Dann aber kam endlich der Durchlaß in jene Höhle, aus
der ein verklärendes Licht brach.
    Sekundenlang stand Hellmark in der Faszination der Bilder, die er
wahrnahm.
    Bis auf wenige Eier waren alle jungen Grauen geschlüpft. Die
Schalen lagen verstreut überall auf dem Boden, und das junge
Leben verteilte sich zwischen den Altwesen. Zu Tausenden waren sie
anwesend und füllten die mächtige Höhle.
    Wie nach einer einschmeichelnden, unhörbaren Musik wiegten
sich die Körper im Rhythmus wie ein Ährenfeld unter dem
Hauch eines warmen Sommerwindes.
    Die jungen und alten grauen Riesen genossen das Licht, das nun die
ganze Decke einnahm, als hätte ein Künstler innerhalb der
kurzen Zeit seit Hellmarks Abwesenheit alles mit gelb-orange-cremigem
Emaille überzogen.
    Die armlosen Leiber reckten sich dem Licht entgegen, in dem sie
sich suhlten wie andere sich unter einer Dusche aalten.
    Dans Gleichmaß und die Anmut der Bewegungen, diese Masse von
Leben, die einen Gedanken zu haben schien, eine Bewegung
ausführte, das warme Licht – das alles war von einer
solchen Schönheit, daß Hellmark atemlos auf der Stelle
verharrte.
    Bho-Ktha schritt an ihm vorüber. Sein Schatten streifte den
Menschen.
    Neues Leben! Neue Kraft!
    Die Alten und die Jungen waren auf diese Stunden des Lichtes
angewiesen.
    Daraus schöpften sie ihre Kräfte. In den Stunden des
Lichtes nur war ein Aufladen der parapsychischen Fähigkeiten
möglich.
    Bho-Ktha war wie seine Rassenangehörigen gefangen von den
unhörbaren Tönen einer fremden, sphärenhaften Musik.
Auch er bewegte sich in deren Rhythmus, reckte seinen Körper,
und Hellmark sah, wie die Spannung auf Bho-Kthas Haut sich
verstärkte, wie auch der alte Schimmer, der die anderen Grauen
auszeichnete, zurückkehrte.
    Unter dem Emaillelicht hörten die Wunden zu nässen auf
und bildete sich eine neue Hautschicht.
    Hellmark atmete tief auf. Die Tatsache, daß er diesen
einmaligen Lichtertanz der Riesen beobachten konnte, daß er der
erste und einzige Mensch war, der überhaupt Zeuge wurde und vor
allem, daß Bho-Ktha offensichtlich geholfen war, erfüllte
ihn mit einem Glücksgefühl.
    Ein Bild des Friedens und der Stille!
    Um so tiefer mußte das Unheil treffen!
    Aus einem der letzten verbliebenen Eier schob sich ein grauer,
feucht schimmernder Körper, befreite sich aus dem Gespinst der
seidigen Häute, richtete sich auf und bewegte sich dann im
Rhythmus der für menschliche Ohren nicht wahrnehmbaren
Sphärenklänge wie die anderen, hin und her und reckte
sich…, noch ehe es die letzten Eierschalenreste
abgeschüttelt hatte.
    In dieser Sekunde passierte es!
    Ein Schuß krachte!
    Hart, trocken, bellend…
    Er zerriß die Stille, zerriß das Gleichmaß der
Bewegung, ließ das gelb-orangefarbene Licht in flackerndes
Vibrieren übergehen.
    Das aus dem Ei sich emporreckende Wesen stand kerzengerade. Ein
Ruck lief durch seinen Körper, als ob es noch mal nach Luft
schnappen wollte.
    Genau zwischen den oberen beiden verkümmerten Sinnesorganen
war ein winziges, rundes Loch zu sehen, aus dem ein Strahl heller
Flüssigkeit schoß.
    Das Leben – erst eben zu Leben geworden – erlosch.
    Wie vom Blitz gefällt, brach der junge graue Riese zusammen,
und das halbgeplatzte Ei zerbarst unter dem Gewicht des Kolosses und
alle, die sich eben noch in Glück und Fröhlichkeit nach
geheimnisvollen Sphärenklängen wiegten, stand starr und
steif, und die Kälte des Todes wehte auch Hellmark förmlich
mitten ins Gesicht.
     
    *
     
    »Menschen!« Wie ein Aufschrei aus tausend Kehlen
gleichzeitig donnerte Hellmark dieses eine Wort nur entgegen,
während er sich herumwarf, um den mordlüsternen und
gemeinen Schützen ins Auge zu fassen.
    Und während er herumwirbelte, riß seine Hand das
Schwert des Toten Gottes aus dem Gürtel und machte er einen
schnellen Schritt zu Seite, um dem wahnsinnigen Schützen nicht
als nächstes Opfer zu dienen.
    Nur drei Schritte von Hellmark entfernt, dicht an die Wand
gepreßt, von dem gelb-orangefarbenen, übersinnlichen
Licht, stand ein Mensch…
    »Dr. Henry Herold!« gurgelte Björns Entsetzensruf
durch die Totenstille der Höhle.
     
    *
     
    Ein Mensch? War Henry Herold ein Mensch? War da nicht ein
Dämon in Menschengestalt aus dem Reich des Molochos
zurückgekehrt?
    Herold war in den Stollen gefallen und vom Blutsiegel des Molochos
verschluckt worden, das angeblich Menschen hierhergeschafft
hatten.
    Eine Sekunde lang war Hellmark wie gelähmt.
    Zeit genug für Henry
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