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Macabros 040: Tal der tausend Foltern

Macabros 040: Tal der tausend Foltern

Titel: Macabros 040: Tal der tausend Foltern
Autoren: Dan Shocker
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dieser
Sarg stand. Wenn ihr ihn genau anseht, werdet ihr feststellen,
daß er nicht aus einem Stück besteht, sondern aus mehreren
tausend Einzelteilen, die wie ein Puzzlespiel zusammengesetzt
sind.«
    Bei diesen Worten richtete er den Strahl der Taschenlampe voll auf
den unförmigen Sarkophag. Deutlich waren jetzt die Kanten der
handtellergroßen zusammengesetzten Teile zu sehen.
    Brown fuhr fort. »Der Ägypter, der sich mir anvertraute,
war schwer krank. Er wußte, daß er nur noch wenige Monate
zu leben hatte. Er war überzeugt davon, daß die Begegnung
zwischen uns ein Fingerzeig des Schicksals sei. Der Mann litt an
Rückenmarkskrebs. Mit dem Sarg des Somschedd hatte er gehofft,
das Schicksal nochmals zu seinen Gunsten zu wenden. Aber was er
begonnen hatte, konnte er nicht fortsetzen. So bat er mich
inbrünstig, für eine Fortführung der Forschungen zu
sorgen. Er war mir insofern behilflich, daß er dafür
sorgte, Stück für Stück den Somschedd-Sarg nach
England zu verschicken. Er kam in Einzelteilen hier an und ich setzte
sie hier unbemerkt zusammen. Was aussieht wie ein Sarkophag, was mir
als der Sarg des Somschedd bekannt ist – ist in Wirklichkeit
etwas, was niemand für möglich halten wird.«
    Er klappte den Deckel nach links – und der große
Innenraum, in dem bequem zwei Menschen Platz finden konnten, lag
offen vor ihnen.
    Sofort fiel ihnen ins Auge, daß die grauen Innenwände
mit Symbolen und Zeichen übersät waren. Mit schwarzer Farbe
waren Würfel und Zylinder, Ovale und Kreise aufgemalt. Das Ganze
sah aus wie eine verwirrende Aufrißzeichnung einer
Schaltapparatur, mit der ein Laie nichts anfangen konnte.
    Auf dem ersten Blick war es ein wirres Durcheinander, aber bei
genauerem Hinsehen erkannte man ein System von Symbolen und
Formen.
    »Da scheint irgendein Konstrukteur oder Architekt drin
rumgefummelt zu haben«, bemerkte Sean O’Hanon
respektlos.
    »Kein Architekt, aber ein Konstrukteur und Magier«,
nickte Lee Brown ernst, ehe ein anderer etwas sagen konnte. »Die
Symbole und einzelnen zellenähnlichen Gebilde stellen
Lageskizzen bestimmter Zeiträume und Zeitströme dar. Der
Mumiensarg des Somschedd – ist eine Zeitmaschine…«
     
    *
     
    Eine Bombe, die in ihrer unmittelbaren Nähe explodiert
wäre, hätte keine größere Wirkung haben
können.
    Im ersten Moment standen die nächtlichen Besucher wie
erstarrt.
    Dann schlug sich Sean O’Hanon an den Kopf, Spencer Loredge
schluckte heftig und Walter Gruyter brach in schallendes Lachen aus,
in das die anderen mit einstimmten.
    Lee Brown schwieg. Er sah die Freunde gekränkt an und
wartete, bis sie fertig waren.
    Die Lacher spürten seinen Blick. Einer nach dem anderen
verstummte. Beschämt senkten sie die Köpfe.
    »Habt ihr euch beruhigt? Seid ihr fertig?« Browns Stimme
wirkte seltsam spröde.
    »Entschuldige«, murmelte der flachshaarige
O’Hanon.
    »Ich habe nichts zu entschuldigen. Ich habe eure Reaktion
vorausgesehen. Mir wäre es nicht anderes ergangen. Ihr habt
gehört, wo ich mich vierzehn Monate aufhielt: in der
Vergangenheit. Somschedd, dessen Name man aus den Analen der
Geschichte strich, hat wirklich gelebt. Er wurde seinem Pharao und
der Priesterschaft zu mächtig. Er mußte verschwinden. Also
beschloß man seinen Tod. Ein grausames Urteil wurde
gefällt. Somschedd sollte lebendig begraben werden. Das kam ihm
zu Ohren. Seine magische Macht allein genügte nicht mehr, sein
Schicksal zu verändern. Priester, die wie er über magische
Fähigkeiten verfügten, lähmten seine Kräfte. Mit
Hilfe der Zeitmaschine hoffte er, dem Unheil zu entkommen. Er hatte
sie so weit entwickelt, daß sie einsatzbereit war. Er kannte zu
diesem Zeitpunkt das Urteil und das Totenhaus: seine eigene Pyramide.
Er hatte sie nach seinen Plänen erbauen lassen. Sie enthielt
eine geheime Kammer mit der als Sarkophag getarnten Maschine; die
ohne Motor, ohne Schalter und Apparaturen funktionieren sollte.
Somschedd hatte die Gesetze von Raum und Zeit studiert und sie
magisch bezwungen. Seine größte Hilfe war dabei ein
geheimnisvoller Mann, den die Priesterschaft, der er angehörte
nicht kannte. Ich konnte aufgrund meiner Recherchen in der
Vergangenheit herausfinden, daß Somschedd ihn ›den
Scharlachroten‹ nannte. Wen er damit meinte, das weiß ich
bis zur Stunde nicht. Aber ich werde es herausfinden. Ich habe ja
Zeit – die Zeit der ganzen Welt steht mir zur Verfügung.
– Aber ich will euch nicht mit Theorien langweilen. Ich habe
euch herkommen
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