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Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen

Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen

Titel: Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen
Autoren: Dan Shocker
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die es bisher nicht geschafft hatten,
nach draußen zu kommen oder deren Verwandlung sich
verzögerte, waren nun verloren, und sie wurden von den Raupen in
der allgemeinen Reinigungszeremonie gefressen.
    Hellmark vernahm leises Stöhnen neben sich. Als er den Kopf
wandte, sah er Ogh, der bleich und ratlos über einer Bank lag
und in die Arena starrte und dem nun ein Licht aufgegangen war. Er
war der erste Gaafh, der gesehen hatte, nach welchen Gesetzen hier
Werden und Vergehen ablief.
    »Wir wissen es nicht… vielleicht haben wir es mal
gewußt, Bjoorn«, sagte er mit belegter Stimme.
»Instinktiv fürchten wir die Nacht der Hexendrachen, weil
wir ahnen, daß sie etwas mit dem Tod zu tun hat… wir
fliehen in tiefer gelegene Räume und Verstecke unserer
Häuser.
    Niemand hat es je gesehen… ich bin der erste.«
    »Und durch dich. Ogh, wird es dein Volk erfahren. Die
Tzschizz – seid ihr selbst. Euer euch unbekanntes
Zwischenstadium wurde von finsteren Mächten zu deren Zweck
mißbraucht. Sechs Dämonen sind tot, der siebte ist
geflohen. Allein kann er wenig oder gar nichts ausrichten. Dir, Ogh,
wurde Wissen geschenkt. Das bedeutet, daß ihr eure Einstellung
zu den kriegerischen Tzschizz ändern, daß ihr einen Weg
gemeinsamen Verstehens finden könnt. Dies dürfte jetzt
einfacher sein als zuvor, wo der Einfluß der Dämonen diese
neue Brut aus dem Meer nicht mehr erreichen konnte.«
    »Aus dem Meer – wir kommen aus dem Meer«, murmelte
Ogh nachdenklich, tastete mit einer leichten Bewegung nach seinem
rechten Ohr und fühlte die vernarbte Haut der Kiemen. Seine
helle Haut und der Ansatz der verkrümmten Kiemen waren die
letzten Anzeichen seiner früheren Gestalt.
    Aus Tieren der See wurden echsenförmige Halbintelligenzen,
aus ihnen menschenähnliche Gaafhs, die Intelligenz und Sprache
entwickelt hatten und auf einer ganz anderen Stufe standen.
    Was hier geschah und was sich in jeder Sekunde auch noch weiter
abspielte, war eigentlich unfaßbar und unmöglich. Dieses
Volk, das in diesem unbekannten Land lebte, machte drei verschiedene
Metamorphosen durch, ohne sich an die einzelnen Stufen zu erinnern.
Die neuen Wesenheiten, die sich entwickelten, hatten nicht die
geringste Ähnlichkeit mit der, die der anderen vorangegangen
war.
    Wer einen Gaafh sah, konnte sich nicht vorstellen, daß er
zuvor als riesige, unförmige Meeresraupe lebte.
    Unwillkürlich mußte Hellmark an einen
farbenprächtigen Schmetterling denken, dem man auch nicht ansah,
daß er ursprünglich eine Raupe gewesen war.
     
    *
     
    Die Flut neuen Lebens aus dem Meer schien überhaupt nicht
abbrechen zu wollen.
    Immer wieder drangen neue schleimige Raupen nach und erreichten
die Arena. Hier lagen sie oft zu viert und zu fünft
übereinander.
    Niemand achtete mehr auf Hellmark und Ogh, als sie sich zwischen
den Steinen erhoben. Die Raupen hatten mit sich selbst und mit dem
Fressen zu tun. In diesen Minuten der Verpuppung schienen sie einen
besonders hohen Nährstoffbedarf zu haben.
    »Hilfe! Hilfe!«
    Die Stimme kam von links.
    Die Stimme einer Frau…
    Björn sah, wie sich die Fremde zwischen den Resten des
steinernen Throns Tuurs und verschobenen Bankreihen langsam und
mühevoll einen Weg aus dem Loch in der Arena bahnte.
    Hellmark eilte zu ihr und war ihr auf die Beine behilflich.
    Mit unverhohlener Bewunderung musterte er die schöne junge
Frau.
    »Wer sind Sie? Wie kommen Sie hierher?« hörte er
sich fragen. Offenbar gab es in der Welt der Hexendrachen noch mehr
ungelöste Rätsel.
    »Ich heiße Danielle«, sagte sie mit schwacher
Stimme. Die Französin strich sich mit der schlanken Hand die
dunklen Haarsträhnen aus der Stirn. Das rote Kleid war nunmehr
nur noch als Fetzen zu bezeichnen. An vielen Stellen aufgeschlitzt
und aufgerissen gab es mehr von ihrem schön gewachsenen
Körper preis, als es verbergen konnte.
    Sie atmete tief durch, ehe sie zu sprechen fortfuhr. »Mein
Vater hat sich mit Hexenkunst und Schwarzer Magie befaßt. Um
seine Kenntnisse zu erweitern, hat er einen Pakt mit einem ranghohen
Dämon abgeschlossen. In diesem Pakt war ich dem Dämon als
Partnerin versprochen. Hier sollte die Hochzeit stattfinden. Nach der
Nacht der Hexendrachen sollte ich einem Wesen der Finsternis
vermählt werden.«
    Das war nun hinfällig geworden, daß Danielle de
Barteaulieé nur die halbe Wahrheit erzählt und sie zudem
noch fälschlich dargestellt hatte, konnte Björn Hellmark
nicht wissen. Er glaubte ihr und stellte Danielle in
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