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Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen

Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen

Titel: Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen
Autoren: Dan Shocker
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des Sturms, das Donnern und Blitzen und das brausende
Aufquellen der Wolkenberge mischte sich mit dem tausendfältigen
Schrei aus den Kehlen der Tzschizz. Die Echsen stürmten die
Arena. Dunkelgrüner Regen prasselte in großen, prallen
Tropfen herab und durchdrang selbst den Schattenleib des
Riesenvogels. So wirkte der beinahe wie ein zerfetzter,
durchlöcherter unförmiger Schatten, der gegen die
Naturgewalten ankämpfen mußte, der Schwierigkeiten hatte,
den nach vorn gerutschten Thron zu erreichen, worauf wohl alle
gewartet hatten.
    Irgendein Ereignis zeigte Einwirkungen, irgendein Ereignis war zum
Störungsfaktor geworden, und die Nacht der Drachen verlief nicht
so, wie es hätte sein müssen.
    Noch immer sprang Tuur nicht auf, um sich aus dem stürzenden
Thron in Sicherheit zu bringen.
    Da sah Hellmark es.
    Tuur konnte nicht!
    Den man mit dem Blut der Gaafhs besprengt und betupft hatte, war
ein Götze aus grünem Stein!
     
    *
     
    Hellmark hatte keine Gelegenheit seine Beobachtung voll
auszuwerten.
    Es geschah so vieles auf einmal, daß seine Sinne
überfordert wurden.
    Zu beiden Seiten der Arena öffneten sich mächtige
Steintore und schwangen weit nach außen. Links wurde die Sicht
auf ein schäumendes, wild aufgepeitschtes Meer, das grün
schimmerte und aus dessen Fluten seltsam formlos Wesen hervorkrochen.
Sie waren schwarzgrün und schleimig und bewegten sich wie eine
lebende Plasmamasse, wie überdimensionale Raupen. Doch diese
Raupen wiesen zum Teil schon Formen auf. So waren die Ansätze
von Schlangenköpfen und spitzen Ohren ebenso zu erkennen wie
verkrüppelte Flügelenden, die aus den schleimigen Raupen
hervorragten.
    Die Wesen kamen zu Tausenden aus dem Meer und wälzten sich
wie ein Berg auf den Eingang der Arena zu.
    Und auf der anderen Seite der Arena spielte sich genau das
Gegenteil ab.
    Die Tzschizz befanden sich in höchster Erregung und
verließen in größter Eile das Oval.
    Und während sie zum Ausgang auf die dichten und endlosen
Wälder zurannten, die auf der anderen Seite der Felsen-Arena
begann, ging eine merkwürdige und rätselhafte Verwandlung
mit ihnen vor, und Björn Hellmark fiel es wie Schuppen von den
Augen.
    Die Hexendrachen stolperten, fielen zum Teil zu Boden, rappelten
sich wieder auf und stürmten weiter. Es war ein allgemeines
Gedränge und Geschiebe, in dem die Echsenleiber aufplatzten wie
die Hülle reifer Kastanien.
    Die Flügel fielen ab wie morscher Zunder und wurden auf dem
Boden zu zertretenen großen Fladen. Die zuckenden Schwänze
brachen ab, aus den klauenbewehrten Beinen der Echsen schälten
sich hellgrüne, frische Beine, die die Form von Menschenbeinen
hatten. Die Echsen streiften ihre alte Gestalt ab, sie verpuppten
sich, und es kamen Wesen hervor, die eindeutig menschlich waren.
    Hellgrüne Haut, runde Köpfe, dunkles, dicht anliegendes
Haar.
    Die Geschöpfe, die sich am Boden wälzten, schoben die
Chitinpanzer ab, wurden hellgrün und menschenähnlich neu
geboren und eilten mit langen Sprüngen dem Ausgang jenseits der
Arena zu, um vor den herangleitenden Raupen zu fliehen, die alles
gierig in sich hineinfraßen, was jetzt noch den Boden der Arena
bedeckte. Dazu gehörten Echsen, die nicht schnell genug
davonkamen, deren Verpuppung sich verzögerte, dazu gehörten
auch die Reste der toten Gaafhs, die die Meeresraupen aufhalten
sollten, die ihnen in der Nacht der Hexendrachen als Nahrung
dienten.
    Sie kamen aus dem Meer, verpuppten sich und wurden zu Echsen, die
sich nach einer gewissen Zeit häuteten, um dann – zu Gaafhs
zu werden! Die hellgrünen, menschenähnlichen Wesen, die in
die Nacht der endlosen Wälder hinausstürzten, waren
Gaafhs!
    Tzschizz und Gaafhs waren einunddasselbe Volk, aber keiner
wußte mehr vom anderen, und so waren sie zu Todfeinden
geworden, ohne zu begreifen, daß sie Brüder und Schwestern
waren – denn erst jetzt in die Umwandlung von Tzschizz in Gaafh
waren auch eindeutig weibliche Wesen auszumachen, die sich bis auf
die Hautfarbe in nichts von einer menschlichen Frau
unterschieden!
     
    *
     
    Die Nacht der Hexendrachen war die Nacht der Metamorphose. Ein
natürlicher Vorgang, der von feindlichen und gespenstischen
Eindringlingen für deren Zwecke jedoch mißbraucht
wurde.
    Sieben Dämonen und ein steinerner Götze waren irgendwann
mal in dieses Land gekommen. Der Boden, den sie mit ihren
Füßen berührten, war verflucht – und das Leben,
mit dem man experimentierte, ebenfalls. Die Dämonen hatten
Macht, aber sie waren
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