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Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen

Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen

Titel: Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen
Autoren: Dan Shocker
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Zirkuswelt ein für alle mal
Adieu zu sagen, hatte er die anderen Raubkatzen verkauft und nur
seine Lieblingstigerin Chitra behalten. Er zähmte das Tier so
weit, daß sogar Björn Hellmark es wagte, sich der Katze zu
nähern. Chitra kannte inzwischen die Menschen, die ständig
um sie herum waren, und das intelligente Tier folgte auch den
Anweisungen Carminias und Pepes.
    Nur wenige Meter neben Mahay lag der vierzehnjährige
Mexikanerjunge im Strand. Mahay diktierte Pepe etwas, und der Junge
schrieb fleißig auf einen linierten Block.
    Björn kam auf sie zu. »Immer schön fleißig
lernen. Das freut mich.« Nach den Ereignissen in Genf war auch
Pepe mitgekommen, der nicht allein zurückbleiben konnte.
Hellmark hatte den Jungen seinerzeit an Kindes Statt angenommen. Er
hatte dafür gesorgt, daß Pepe zu essen und zu trinken
hatte, daß er anständig gekleidet war und anfangs zu einem
Privatlehrer und später denn zur Schule sing. Pepe war
intelligent und lernte schnell. Björn war mit den Fortschritten
seines Zöglings zufrieden. In der Zwischenzeit hatte der Junge
auch gelernt, seine anfangs sporadisch und unkontrolliert
parapsychischen Ausbrüche zu steuern. Wie bei Uri Geller waren
bei dem jungen Mexikaner weder Messer. Gabel noch Löffel sicher.
Wenn Pepe irgendwo auftauchte, konnte es passieren, daß
Glühbirnen zerplatzten oder Lampen dunkel wurden, daß
Rolltreppen und Fahrstühle in Kaufhäusern stehenblieben,
daß nicht mehr ganz kraftvoll arbeitende Motoren zu stottern
anfingen.
    Hellmark versetzte Pepe einen Klaps auf den Hintern. »Was
macht ihr da für ein Diktat?« interessierte er sich
für die Arbeit des Jungen.
    »Rani erzählt mir ein indisches Märchen von einem
rosa Elefanten«, strahlte Pepe.
    Björn stöhnte. »Er soll dir was Vernünftiges
beibringen. Das ist keine Märchenstunde, das ist eine
Schulstunde. Dein Englisch ist noch lange nicht so,
daß…«
    »Er hat es mir nicht auf englisch erzählt«,
unterbrach Pepe Hellmark. »Er hat es mir auf Bengalisch
erzählt.«
    Björn klappten die Mundwinkel herunter. »Du willst doch
nicht sagen, daß…?« Er nahm den Block kurzerhand an
sich und sah die merkwürdigen Zeichen. Linien und Kringel an,
die gestochen scharf einige Linien des Bogens füllten. »Was
ist denn das für eine Krakelschrift? Sieht aus, als ob ein Huhn
mit schmutzigen Füßen darüber hinwegstolziert
wäre.«
    »Nun ja«, sagte Pepe kleinlaut und verbarg seine
Hände schnell hinter dem Rücken. »Saubere Hände
hab ich gerade nicht. Aber die Krakelschrift ist keine Krakelschrift
– sondern Sanskrit.«
    »Sanskrit?« dehnte Björn das Wort, als hätte
er nicht richtig gehört.
    »Ja, Sanskrit«, maulte Mahay. »Der Junge ist ein
ausgesprochenes Sprachtalent. Während du mit Schwert und
Strumpfmaske durch die Gegend tollst, setzt er sich auf den
Hosenboden und lernt.«
    »Dann kann er außer Mexikanisch. Deutsch und Englisch
jetzt auch schon ein paar Brocken Bengalisch?« staunte
Hellmark.
    »Ein paar Brocken ist gut«, krähte Pepe.
»Hier…«, Ehe Björn es richtig begriff, spritzte
Pepe schon neben ihm aus dem Sand empor und deutete auf die letzte
Zeile, die er zu Papier gebracht hatte. »Das Gekrakel hier
heißt zum Beispiel: ›Da kam der große rosa Elefant
aus dem Urwald und starrte das arme verirrte Mädchen aus
großen Glupschaugen an…‹, toll nicht wahr?«
    »Das hier heißt wirklich Glupschaugen?«
    »Ja.«
    »Das sind mal komische Märchen, die Rani dir da
erzählt.«
    »Ich erzähl keine komischen Märchen«,
beschwerte der Mann mit der prächtigen Glatze sich. »Ich
bringe sie frisch und natürlich dar, in einer Sprache, die er
versteht. Und wenn der Elefant, von dem ich etwas weiß,
Glupschaugen, hat, dann hat er eben Glupschaugen.«
    »Und die hat er auch, jawohl!« plärrte Pepe.
»Er hat soviele Glupschaugen, daß ich das Wort schon im
Schlaf schreiben kann… auf ihn mit Gebrüll, Rani! Er hat
unsere Schulstunde gestört. Jetzt machen wir ihn fertig. Wir
scheuchen ihn ins Wasser.«
    Björn spurtete los, als Pepe ihn ansprang und durch seinen
eigenen Schwung im Sand landete, weil da, wo Hellmark noch eben
stand, niemand mehr war. Auch Rani Mahay eilte nun hinter Hellmark
her.
    Es wurde keine Jagd ins Wasser, sondern eine über den
Sandstrand. Daran beteiligte sich auch Chitra. Als Hellmark die
schwere Tigerkatze hinter sich herlaufen und näher kommen sah,
entschloß er sich doch lieber, diesem Geplänkel ein Ende
zu setzen. Er lief kurzerhand in das von Rani
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