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Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen

Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen

Titel: Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen
Autoren: Dan Shocker
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keinen Grund.“
    „Die Mädchen, deren Leiber zerschmettern – ist das
kein Grund?“
    „Ein Ritual unterbricht man nicht. – Ich habe Sie noch
gewarnt, Señor. Sie wollten immer mal das Leben in den
Mayadörfern kennenlernen, wie es wirklich gewesen ist. Nun haben
Sie die Gelegenheit, und Sie respektieren nicht die Lebensart unserer
Gastgeber.“
    „Gastgeber!“
    „Ja, Gastgeber. Wäre ich nicht dazu gekommen, man
hätte solange auf Sie eingeschlagen, bis Sie sich nicht mehr
gerührt hätten. Ich konnte die Priester davon
überzeugen, daß Sie alles nicht so gemeint haben,
daß es nicht in Ihrer Absicht lag, das Ritual zu unterbrechen.
Sie wie ich – dürfen hier sein, und niemand wird uns ein
Haar krümmen.“
    Olsen richtete sich auf. Sein Blick wurde klarer, seine
Atemzüge wieder tiefer.
    „Das will viel heißen“, fuhr Manolito unbeirrt
fort, „wenn man bedenkt, daß Sie eben in die ureigensten
Angelegenheiten eines alten Volkes eingegriffen haben. Durch Ihr
Verhalten hätten Sie beinahe alles zunichte gemacht.“
     
    *
     
    Olsen kam sich vor wie ein ungezogenes Kind, als Manolito ihm
behilflich war. Wankend kam er auf seine Füße zu
stehen.
    Keine Strafe, nur der vorwurfsvolle Blick Manolitos…
    Der Deutsche sah, daß die Priester und Krieger den Pfad ins
Dorf zurückgingen, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
    „Und es ist doch ein Traum!“ stieß er hervor.
    „Nein, es ist keiner“, ließ Manolito ihn
wissen.
    „Laß mich an den Brunnen, Manolito!“
    Olsen ließ nicht locker. Wenn er sich mal etwas in den Kopf
gesetzt hatte, dann führte er es durch, egal welche Konsequenzen
er ziehen mußte.
    Er wankte auf die Opferstätte zu und stützte sich auf
den Mauerrand. Manolito wich nicht von seiner Seite.
    Olsen starrte in die unergründliche Dunkelheit und zuckte
zusammen, als er sah, daß an zwei massiven Eisenhasen ein
daumendickes Tau befestigt war, das tief in den Brunnen baumelte.
    Es gab ihm einen Stich ins Herz. „Was bedeutete das,
Manolito? Heißt das, daß die Priester zu einem bestimmten
Zeitpunkt vielleicht noch in die Tiefe steigen, um nachzusehen, ob
die Mädchen auch wirklich tot sind?“
    „Nein, das bedeutet es nicht, sondern vielmehr, daß
damit der verehrten Gottheit der Weg in dieses Dorf geebnet, ist. Es
bedeutet, daß er jederzeit kommen kann, um sich davon zu
überzeugen, daß hier seine treuen Diener bereit sind, ihn
zu empfangen.“
    „Wahnsinn… alles stimmt nicht… nichts paßt
hier zusammen…“, preßte Olsen hervor und wischte sich
über seine schmerzenden Augen. „Diese phantastischen
Geschichten passen zu dir, Manolito. Entweder habe ich den Verstand
verloren, oder du bist einer der größten Scharlatane die
mir jemals über den Weg gelaufen sind. Dann ist all das, was ich
hier sehe und ergebe, ein einziges großes Trugbild, ein Mosaik
des Grauens und der Phantasie.“
    „Es ist die Wirklichkeit! Ein Mensch, der sich zwanzig Jahre
seines Lebens danach sehnt, ein Geheimnis zu lüften, sollte doch
eines Tages belohnt werden. Keiner hat sich so zielstrebig und so
intensiv um die wirkliche Kultur und die Herkunft der Mayas
befaßt, keiner war vor allen Dingen bereit, soviel zu geben
– wie Sie, Señor Olsen. Haben Sie nicht mal in einer
besonderen Stunde das Folgende gesagt: >Ich bin bereit, alles, was
ich besitze, hinzugeben, auch mein Leben, wenn es sein muß,
wenn ich nur mit hundertprozentiger Sicherheit erfahren könnte,
wie es damals wirklich gewesen ist. Ich wäre sogar dazu bereit,
ein Pakt mit dem Teufel einzugehen!< – Das haben Sie gesagt,
Señor.“
    Olsen hatte das Gefühl, als ob eine eisige Hand seinen Kopf
und seinen Rücken hinabfahre.
    „Gesagt, Manolito – diese Gedanken habe ich gedacht,
aber nie ausgesprochen!“ Sein Gesicht wirkte gespenstisch
weiß, als er sich umdrehte.
    „Nun, ob gedacht oder ausgesprochen, darauf kommt es nicht
an. Nur auf die Intensität des Wollens und Wünschens kommt
es an. Und auf die Bereitschaft. Die war in hohen Maß
vorhanden.“
    „Manolito…“
    „Ich weiß, was jetzt in Ihrem Kopf vorgeht.
Señor. Nein, ich bin nicht der Teufel. Vielleicht ein
Abgesandter, ein Bote – der Ihnen die Wünsche erfüllen
soll. Aber ich bin noch mehr.“ Er öffnete sein Hemd, und
Olsen erblickte das Amulett mit der grünen Schlange und dem
geisterhaften, seltsamen Schädel in dem er einmal eine Echse,
ein andermal ein Mittelding zwischen Echse und Mensch zu erkennen
glaubte.
    „Was ist das,
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