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Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen

Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen

Titel: Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen
Autoren: Dan Shocker
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Geräusche.
    „Sie sind weg“, sagte Manolito. „Wir sollten keine
Zeit verlieren!“
    Olsen kniff die Augen zusammen. „Was soll das schon wieder
heißen?“
    „Daß wir uns umgehend auf den Weg machen sollten. Diese
Leute haben ihre eigenen Gesetze. Was in der Zivilisation geschieht,
interessiert sie nicht, denn eine andere Welt als die ihre kennen sie
nicht. Hier herrschen sie, hier bestimmen sie. Wenn sie bei ihren
nächtlichen Streifzügen auf andere stoßen – dann
nehmen sie diejenigen gefangen. Davor hatten José und die
anderen Angst.“
    „Wenn ich alles, was du mir bisher gesagt hast, kritiklos
hinnehme, bleibt immer noch eines, was mir nicht in den Kopf will:
Woher wissen José und die anderen, daß ihnen hier Gefahr
droht – und warum droht uns diese Gefahr nicht?“
    „José ist ein Indio wie die anderen. Instinktiv
fühlt er, was richtig für ihn ist. Diesmal wäre er zu
weit gegangen. Das wollte er nicht. Also ließen sie uns allein.
Gefahr für uns nur insoweit, daß Sie einen Fehler machen
könnten, Señor. Ich selbst riskiere nichts.“
    „Obwohl du ein Indio bist?“
    „Obwohl ich ein Indio bin, ja. Sind Sie froh, daß ich
Sie begleite. Es wird die faszinierendste Reise Ihres Lebens werden,
eine Reise, die Sie nie vergessen! Und nun, lassen Sie uns nicht
länger warten. Ich weiß, Sie sind müde. Doch das darf
Sie jetzt nicht abhalten zu tun, was getan werden muß. Wir
müssen weiter! Das Dorf ist ganz in der Nähe. Wir werden
willkommen sein, wenn wir selbst dort einkehren. Das ist ihre Art von
Gastlichkeit, und Sie werden – noch in dieser Nacht – etwas
erleben, wovon Sie nicht mal gewagt haben zu träumen,
Señor. Es ist eine Opfernacht!“
    Olsen griff sich an den Kopf und kniff sich ins Ohr, bis es
schmerzte. Ja, er wachte, und was er hörte, wurde jetzt in
diesem Augenblick gesprochen.
    „Woher weißt du das alles, Manolito?“
    „Ich habe das alles schon mehr als einmal erlebt.
Deshalb.“
     
    *
     
    Sie nahmen nur das Notwendigste mit und wieder war es Manolito,
der die Initiative ergriff und Olsen wissen ließ, was er
für das Notwendigste hielt.
    Der Großteil der Ausrüstung mußte notgedrungen
zurückbleiben, weil die Träger fehlten. Sie
beschränkten sich auf Speisen und Getränke, die Decken und
auf seinen Fotoapparat und die Filmausrüstung wollte Olsen auf
keinen Fall verzichten.
    Diese mitternächtliche Safari fand er lächerlich. Sie
kamen nur langsam voran. Es war stockfinster, und Manolito bestand
darauf, daß die Taschenlampen nur von Zeit zu Zeit kurz
angeknipst wurden.
    Eine halbe Stunde verging, eine dreiviertel Stunde…
    Im stillen schalt sich Olsen einen Narren, daß er dieses
Theater mitmachte. Aber dann fragte er sich, was ihm anderes
übrigblieb. Die Rollen hatten sich gewandelt. Er war in der Tat
auf seinen Begleiter angewiesen, der seiner Meinung nach die tollsten
Dinge auftischte und Spaß daran zu haben schien, den
Weißen zu irritieren.
    Plötzlich verharrte Manolito in der Bewegung. „Ich
glaube, wir sind da“, sagte er nur.
    Sie standen auf einer etwa fünfzig Quadratmeter großen
Lichtung. Auf der einen Seite fiel der Boden leicht nach unten
ab.
    „Ich kann nichts sehen“, knurrte Olsen. Er ließ
die Taschenlampe kreisen. Auf vor Leben strotzendem Blattwerk hockten
schillernde Insekten, deren Chitinpanzer das Licht reflektierten.
    Feuchtigkeit hing an den Blättern und den Lianen, und eine
unheimliche Ruhe breitete sich um sie herum aus.
    Und das war das Bemerkenswerte, das dem Deutschen auffiel. Die
ganze Zeit über hatten sie die ewigen Geräusche des Urwalds
begleitet, Geräusche, die auch nachts nicht verstummten. Rundum
herrschte Leben, das sich regte und bemerkbar machte. Aber hier
– Totenstille…
    Wortlos ging Manolito auf die andere Seite der Lichtung und
verschwand hinter einem mächtigen, uralten Baum.
    „Kommen Sie, Señor… hier ist es!“
    Wie in Trance folgte Olsen nach und glaubte seinen Augen nicht
trauen zu können, als er sah, was Manolito tat.
    Der Indio hockte auf dem Boden. In unmittelbarer Nähe des
Baumes war die Erde aufgeworfen, als erhebe sich hier ein kleiner
Hügel.
    Der Boden war so hoch gedrückt, daß sich die
weitverzweigten Wurzeln zeigten und wie überdimensionale
Spinnenbeine wirkten, die den Stamm trugen. Die Wurzeln bildeten im
Boden regelrechte Löcher, aber die waren erst zu sehen, als
Manolito das Dickicht beiseite drückte und darin verschwand.
    „Kommen Sie, Señor!“ hörte er die Stimme
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