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Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen

Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen

Titel: Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen
Autoren: Dan Shocker
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Speeren bewaffnet waren, umkreisten einmal den
freien Platz. Die Priester versprengten aus einer Schale Reis und
eine dunkle Flüssigkeit, die an Blut erinnerte.
    Olsen lag da, als wäre er erstarrt, und seine Augen waren
weit aufgerissen als würde er dadurch noch mehr wahrnehmen.
    Noch eine Runde – dann wandten sich die Priester nach links.
Dort begann der Dschungel, in den eingebettet das vergessene Dorf
lag.
    Olsen reckte den Hals.
    Der Deutsche rutschte nach rechts, um von dort aus den Zug zu
verfolgen. Die Priester gingen den Dschungelpfad, der genau vor einem
gemauerten Brunnen hielt.
    Die jungen Krieger traten zurück, bildeten einen Halbkreis an
der gegenüberliegenden Brunnenseite, und ein Priester stellte
sich genau vor dem Brunnen auf. Die erste Jungfrau wurde ihm
gereicht.
    „Nein“, murmelte Olsen und griff an seine Kehle.
„Er will sie in den Brunnen stürzen! Er will sie
töten! Sie sind noch so jung…“
    „Unternehmen Sie nichts, um Himmels willen,
Señor!“ zischte Manolito noch. Aber Kay Olsen war wie in
Trance, als er aufsprang. Die Plattform, auf der sie angekommen
waren, lag nur gute drei Meter über dem Erdboden.
    Manolito sprang ebenfalls auf und packte Olsen am Oberarm.
„Unternehmen Sie nichts!“ preßte er hervor, der
ahnte, was in Olsens Kopf vorging „Sie müssen tun, was sie
ihren Göttern schuldig sind.“
    Olsen schlug einfach zu. Seine Rechte knallte in Manolitos
Gesicht, seine Linke stieß ihn vor die Brust, daß der
Überraschte nach hinten flog.
    Der sportlich durchtrainierte Deutsche wirbelte herum, sprang in
die Tiefe, kam federnd auf und stürmte den schmalen Pfad
entlang, auf den Brunnen zu, an dem der Priester sein erstes Opfer
erwartete. Eines der Indiomädchen wankte wie unter einem Bann
stehend auf den Brunnenrand zu. Dieser Rand war so niedrig, daß
sie sich nur vornüber zu beugen brauchte, um sich in die
unergründliche Tiefe der Opferstätte zu stürzten.
    „Aufhören! Zurück!“ Olsens Stimme
überschlug sich. Er jagte auf den Brunnen zu, riß im
Laufen seine Pistole aus der Ledertasche, richtete den Lauf in die
Luft und drückte ab.
    Ein Schuß bellte auf, sein Echo hallte durch die Luft, die
Mayas rissen erschreckt die Köpfe herum.
    Doch wenn er glaubte, durch sein Auftauchen Verwirrung und Einhalt
zu gebieten, daß er mit seiner Waffe Furcht und Schrecken
verbreitete, so irrte er sich.
    Er warf sich dem Mädchen entgegen, das sich über den
Rand beugte, um von der Hand des Priesters in die Tiefe gestürzt
zu werden.
    „Das dürft ihr nicht tun!“ Alles in ihm
sträubte sich gegen das grausame Ritual, das er hier miterlebte
und das eines zivilisierten Menschen unwürdig war. Auch diese
Indios wußten, was Mord war. Vielleicht handelten sie unter
Druck, unter Zwang.
    Er wollte das Mädchen packen. Aber er kam eine Zehntel
Sekunde zu spät.
    Die Indianerin wurde über den Brunnenrand gestoßen und
verschwand. Langgezogen und schrecklich hallte ihr Schrei aus der
Tiefe, bis er verebbte.
     
    *
     
    Da wurde er gepackt.
    Zwei, drei, vier Hände gleichzeitig rissen ihn zu Boden.
Instinktiv zog Olsen die Beine an, stieß sie einem Indio in die
Magengrube, daß der einen Laut von sich gab, der entfernt an
einen röhrenden Hirsch erinnerte, und wollte den gleichen Trick
noch mal anwenden. Doch da erhielt er von der Seite her einen Tritt,
daß er glaubte, seine Eingeweide würden
zerreißen.
    Sekundenlang wurde es ihm schwarz vor Augen.
    Er war der Übermacht nicht gewachsen und unterlag. Innerhalb
von dreißig Sekunden machte man ihn fertig. Die Krieger
brauchten sich nicht mal die Mühe zu machen, ihn zu fesseln und
zu knebeln. Zahlreiche Fußtritte und Faustschläge ins
Gesicht hatten ihn lädiert.
    Keuchend lag Olsen auf dem Boden. Man schleifte ihn kurzerhand zur
Seite und warf ihn gegen das Gebüsch.
    Trotz seiner ausweglosen Lage versuchte er noch mal auf die Beine
zu kommen, um das Ritual zu unterbrechen. Er schaffte es nicht. Er
brach immer wieder zusammen und hatte das Gefühl, als hätte
man jegliche Kraft aus seinen Muskeln herausgeschlagen.
    Alles um ihn herum war verschwommen. Der Brunnen, die Gestalten
der Priester – die Mädchen, die geopfert wurden. Er nahm
alles nur schemenhaft wahr und hörte die Schreie der Opfer wie
aus weiter Ferne.
    Jemand bewegte sich neben ihm. Ein Gesicht schälte sich aus
dem wallenden Nebelschleier vor seinen Augen.
    Manolito!
    „Warum tust du… nichts… Indio“, preßte
Olsen gequält hervor.
    „Ich sehe
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