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Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren

Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren

Titel: Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren
Autoren: Dan Shocker
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nehmend.
    Er zuckte die Achseln, steckte die Hundert-Peseta-Note in die
Jackentasche und wendete.
     
    *
     
    Carmen de Silva kam um die Kurve. Bis zu dem abseits gelegenen
Haus ihrer Eltern waren es noch rund zwanzig Schritte.
    Die junge Lehrerin zuckte zusammen, als sie die Straße
emporblickte. Alles war stockfinster, kein Licht.
    War niemand zu Hause?
    Dies war ihr erster Gedanke, und sie verwarf ihn ebenso schnell
wieder, wie er ihr gekommen war.
    Es war absurd, so zu denken. Ihre Eltern vergaßen doch nicht
ihr Kommen und…
    Es mußte etwas passiert sein!
    Carmens Unruhe wuchs.
    Das Plateau kam ihr so leer vor. Das Haus? Wo war das Haus?
    Wieso sah sie es nicht?
    Sie lief die letzten Meter nach oben, so schnell sie konnte.
    Das Plateau war – leer?!
    Ihr Blick irrte hin und her. Sie lief zur Grube. Die existierte
noch. Hier, mitten im Fels hatte das Haus gestanden und
nun…?
    Narrte sie ein Spuk?
    Carmens Gedanken wirbelten durcheinander.
    Sie preßte mehrmals die Augen zusammen und öffnete sie
wieder.
    Der Eindruck blieb, die Szene wechselte nicht.
    Grauen schnürte ihr die Kehle zu. Das Geschehen war zu
ungeheuerlich, zu unfaßbar, als daß sie ihm mit logischem
Denken hätte beikommen können.
    Der Garten war vorhanden, der Plattenweg, die Garage nur das
Wohnhaus fehlte…
    Die junge Frau begann zu zittern. Das ging nicht mit rechten
Dingen zu.
    Carmen de Silva lief den Weg zurück, den sie gekommen war.
Wie von Furien gehetzt, sprang sie durch die Nacht. Die kleinen
Steine unter ihren Füßen rollten davon. Die
Flüchtende paßte einen Moment nicht auf, glitt aus,
stürzte und schrie schmerzhaft auf.
    Wie zahllose kleine Messer schnitten die scharfen Steine in ihre
Knie und ihre Handflächen.
    Carmen rappelte sich wieder auf.
    »Alfredo!« rief sie.
    Das Motorgeräusch wies sie darauf hin, daß der
Tankstellenbesitzer aus Finjas gerade dabei war, den
Rückwärtsgang einzulegen.
    »Alfredo! Bleiben Sie hier… kommen Sie,
schnell…« stieß sie gurgelnd hervor. Ihr Puls
jagte.
    Sie brauchte einen Zeugen.
    Entweder war sie verrückt oder die Wirklichkeit war
tatsächlich so, wie sie ihr erschien.
    Würde der Mann aus Finjas das gleiche sehen wie sie?
    Wie konnte ein Haus verschwinden und sich einfach in Luft
auflösen?
    Diese Frage ging ihr nicht aus dem Sinn.
    Carmen de Silva taumelte um die Kurve und sah die roten
Rücklichter. Der Kastenwagen stand in der Gegenrichtung und fuhr
gerade an.
    »Alfredo!« Die Lehrerin warf die Arme hoch und taumelte
nach vorn.
    Der Motor ratterte, der Fahrer sah und hörte sie nicht. Der
dunkelblaue Kastenwagen holperte über die Schlaglöcher und
verschwand um die Kurve.
    Carmen de Silva rannte hinterher, konnte ihn aber nicht mehr
einholen.
    Ein Zittern lief durch ihren Körper, als sie erregt
stehenblieb. Ein Schluchzen schüttelte ihre Schultern.
    Mechanisch taumelte sie ein paar Schritte weiter und begriff die
Welt nicht mehr.
    Die roten Rücklichter wurden von der Dunkelheit verschluckt,
das Motorgeräusch verebbte, und panische Angst vor Einsamkeit
und Stille belastete die junge Frau.
    Sie warf einen Blick zurück, aber keine zehn Pferde
hätten sie mehr nach oben gebracht.
    Sie mußte in den Ort, nach Finjas… diesen Gedanken
hämmerte sie sich ein. Und sie dachte ihn im rhythmischen Schlag
ihres Herzens, als sie nach unten lief. Sie mußte dort Bescheid
sagen und Zeugen holen… niemand würde ihr glauben,
daß das Haus ihrer Eltern einfach verschwunden war.
     
    *
     
    Ein Mann fuhr durch die Einsamkeit der Landschaft.
    Eine sympathische Erscheinung: groß blond, markant
geschnittene, sonnengebräunte Züge.
    Man sah diesem Mann an, daß er auf der Sonnenseite des
Lebens stand und seine eisgrauen, klugen Augen schon mehr gesehen
hatten, als Normalsterbliche jemals zu träumen wagten.
    Björn Hellmark war es gelungen, schon mehr als einmal in die
Welt der Dämonen und finsteren Mächte einzudringen und
unversehrt wieder zurückzukommen. Er war ein Mensch wie andere
auch, nur mit dem Unterschied, daß ihm bewußt war,
daß in seinen Adern das Blut einer alten, hochentwickelten
Rasse strömte, deren Kultur bei einer Katastrophe
unvorstellbaren Ausmaßes vor mehr als vierzehntausend Jahren
Unterging.
    Dies war jene Zeit gewesen, als auch Atlantis, der sagenhafte
Erdteil, verschwand, Atlantiden und Bewohner Xantilons, jener Insel,
von der die Vorfahren Hellmarks stammten, war zum Teil rechtzeitig
die Flucht zu anderen Inseln oder Erdteilen gelungen. In ferner
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